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09/25/2007 11:24

Wo sind die Sonntagskinder? Jacobs University-Studien belegen Sparstrategien der Krankenhäuser

Dr. Kristin Beck Corporate Communications & Media Relations
Jacobs University Bremen (vormals International University Bremen)

    Zwei neue Studien von Alexander Lerchl, Professor of Biology an der Jacobs University Bremen, belegen, dass die Zahl der Babys steigt, die durch geplante Kaiserschnittgeburten unter der Woche zwischen Montag und Freitag zur Welt kommen. Die Zahl der Wochenendgeburten nimmt dagegen ab. Dies legt den Schluss nahe, dass die Geburten von den Krankenhäusern aus Kostengründen während der Woche geplant werden, wenn die Häuser personell voll besetzt sind und ohne Lohnzuschläge gearbeitet wird. Die beiden Studien sind jetzt online in der Fachzeitschrift "Naturwissenschaften" (http://www.springerlink.com/content/100479/) veröffentlicht (1. DOI 10.1007/s00114-007-0305-4 und 2. DOI 10.1007/s00114-007-0306-3).

    In der ersten Studie (1) weist Alexander Lerchl einen direkten Zusammenhang zwischen dem Anstieg der geplanten Kaiserschnitte und der gesunkenen Zahl von Wochenendgeburten in der Schweiz nach. Mit ihrer Analyse der Geburtenzahlen von fast 3 Millionen Babys, die zwischen 1969 und 2005 zur Welt kamen, belegen Lerchl und seine Kollegin Sarah Reinhard, dass bis zu 18% weniger Geburten als erwartet an den Wochenenden stattfinden. Als Folge der zunehmenden Zahl von Kaiserschnitten und eingeleiteten Geburten, die in der Schweiz im Jahr 2004 bei 29% bzw. 20% lagen, wurden während des Untersuchungszeitraums annähernd 100.000 weniger Kinder an Wochenenden geboren als erwartet.

    Die zweite Untersuchung (2) zeichnet ein ähnliches Bild in allen 16 deutschen Bundesländern. Mit durchschnittlich 15% weniger Geburten als erwartet wurden an den Wochenenden durchweg weniger Kinder geboren.

    Beide Studien belegen, dass soziale Aspekte einen großen Einfluss auf den natürlichen Geburtsvorgang ausüben. Die Zeiten des natürlichen Wehen und Geburtsvorgangs entsprechen häufig nicht den Arbeitszeiten in Krankenhäusern, in denen der Großteil der Geburten heutzutage stattfindet. Tatsächlich setzen die nicht eingeleiteten natürlichen Wehen bei Frauen bekanntermaßen in den Nachstunden ein. Bequemer und praktischer ist es jedoch, die Geburten dann zu planen, wenn die Krankenhäuser voll besetzt sind, d.h. zu den üblichen Arbeitszeiten während des Tages. Vor allem Wochenendarbeit ist dagegen kostenintensiver. In Deutschland erhalten Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beispielsweise durchschnittlich 25% mehr Lohn für Sonntagsarbeit. Und in der Schweiz sind Kaiserschnitte fast doppelt so teuer wie natürliche Geburten.

    Fragen zur Studie beantwortet:
    Prof. Dr. Alexander Lerchl
    School of Engineering and Science
    Telefon: 0421 200- 3241
    E-Mail: a.lerchl@jacobs-university.de

    Referenzen:
    1. Lerchl A & Reinhard SC (2007). "Where are the Sunday babies? II. Declining weekend birth rates in Switzerland." Naturwissenschaften DOI 10.1007/s00114-007-0305-4
    2. Lerchl A (2007). "Where are the Sunday babies? III. Caesarean sections, decreased weekend births, and midwife involvement in Germany." Naturwissenschaften DOI 10.1007/s00114-007-0306-3


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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