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07/12/2000 10:21

100 Millionen im Schatzhaus

Marietta Fuhrmann-Koch Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Mit der Eröffnung der Ausstellung "Gutenberg und seine Wirkung" wird gleichzeitig die Paulinerkirche nach der Sanierung als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbiliothek Göttingen wieder neu eröffnet. Die Paulinerkirche wurde in großen Teilen in ihrem Zustand als historischer Bibliotheksaal des frühen 19. Jahrhunderts mit seinen Regalbauten rekonstruiert. Um künftig die Kostbarkeiten des Bestandes der Nidersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek der Öffentlichkeit sicher präsentieren zu können, wurde für die besonders wertvollen Bestände mit Unterstützung der Niedersächischen Klosterkammer ein klimatisiertes, mit neuesten Sicherungsanlagen ausgestattetes Schatzhaus im Chor der Paulinerkirche eingebaut.

    Während der Ausstellung "Gutenberg und seine Wirkung" verwahrt dieses Schatzhaus allein schon einen Schatz von 100 Millionen DM. Im Schatzhaus sind ausgestellt:

    Die Göttinger Gutenberg-Bibel (B42), Pergament, lat., Mainz, um 1454. (SUB Göttingen: 5955:1,2 Inc. Rara Cim.)
    Von den ehemals etwa 180 gedruckten Exemplaren (140 Papier- und 40 Pergamentexemplaren) der 42zeiligen Gutenberg-Bibel sind weltweit 49 vollständige und unvollständige Exemplare bekannt, darunter 12 auf Pergament gedruckte Bibeln. Zu den vier vollständigen Pergamentdrucken gehört das Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen; die übrigen befinden sich in London, Paris und Washington. Die Göttinger B42 zeigt großartigen Schmuck am Anfang des ersten und des zweiten Bandes mit gefüllten Initialen und Ranken in Akanthus, Farn- oder farbigem Dornblatt.

    Die Berliner Gutenberg-Bibel (B42), Pergament, lat., Mainz, um 1454. (Staatsbibliothek zu Berlin: Inc. 1511 2°)
    Wie die Gutenberg-Bibel aus Göttingen gehört auch die B42 der Berliner Staatsbibliothek zu den seltenen Pergamentexemplaren. Im Text ist das Berliner Exemplar nahezu vollständig; es fehlen nur Bl. 129 aus dem ersten und Bl. 249 aus dem zweiten Band. Besonders die Prologe und Anfänge der biblischen Bücher zeigen überaus prächtige Verzierungen, die neben floralen Elementen auch Bilder von Vögeln, Tieren und Menschen enthalten.

    Die Wolfenbütteler Gutenberg-Bibel (B36), lat., Bamberg, um 1459/1460, nicht nach 1461. (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bibel-S. 2° 154)
    Diese Bibel wurde wahrscheinlich nicht in Mainz, sondern in Bamberg gedruckt. Die Type ist die weiterentwickelte und vervollkommnete, älteste Schrift Gutenbergs, die uns in seinen Kleindrucken schon mehrfach begegnet ist. Die Type ist größer als die Schrift der B42, was die Verringerung der Zeilenzahl auf 36 und damit eine Erweiterung des Buchumfangs zur Folge hatte. Die zweite gedruckte Bibel ist mit 882 Blättern (gegenüber 643 der B42) das umfangreichste Druckwerk der Gutenbergzeit.

    Das Göttinger Musterbuch. Pergamenthandschrift, um 1450 (SUB Göttingen: 8° Cod. Ms. Uff. 51 Cim.)
    Das Göttinger Musterbuch enthält Anweisungen für die Herstellung von Laubwerk, Initialen und gemusterten Gründen in verschiedenen Farbzusammenstellungen. Dabei wird nicht nur das Anmischen der Farben beschrieben, es werden auch bestimmte Typen von Ornamenten vorgestellt. Der in dieser Handschrift erläuterte Buchschmuck findet sich in der Zeit des frühesten Buchdruckes in mehreren Gutenberg-Bibeln, darunter auch im Göttinger Exemplar der B 42. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß dieses Musterbuch (zu dem nur eine einzige Parallelhandschrift bekannt ist) als Vorlage für die Ausschmückung des Göttinger Exemplars gedient hat.

    Das Helmaspergersche Notariatsinstrument. Pergamenthandschrift, Mainz, 6. 11. 1455. (SUB Göttingen: 2° Cod. Ms. hist. lit. 123 Cim.)
    Ulrich Helmasperger, Kleriker des Bistums Bamberg, hat am 6. November 1455 das nach ihm benannte Notariatsinstrument abgefaßt, die einzige zeitgenössische Quelle, die von den Geschäftsbeziehungen zwischen Gutenberg und Fust sowie von Gutenbergs Erfindung, dem »Werk der Bücher«, berichtet.

    Eine Bibel aus Böhmen, Pergament, lat. Bibelhandschrift, Böhmen, um 1390 (SUB Göttingen: 2° Cod. Ms. theol. 1 Cim.)
    Aus einem Vermerk am Ende der zweibändigen Bibelhandschrift wissen wir, dass der Schreiber Wenzel von Meronitz sie für den Pfarrer Johannes in der Magdalenenkirche im Prager Stadtteil Ujezd schrieb. Der Buchmaler Nikolaus Kuthner verzierte sie mit Hunderten von Initialen, die mit Halbfiguren gefüllt sind. Die sorgfältig ausgeführten Miniaturen Kuthners finden sich auch in der berühmten deutschsprachigen Bibel für König Wenzel IV.

    Ansprechpersonen:
    Dr. Helmut Rohlfing, Tel.: 0551 / 39-5236, -5235, E-Mail: rohlfing@sub.uni-goettingen.de
    Dr. Elke Purpus, Tel.: 0551 / 39-2456, -5212, E-Mail: purpus@sub.uni-goettingen.de


    More information:

    http://gutenbergdigital.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Media and communication sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

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