An der Justus-Liebig-Universität Gießen findet eine Wiederaufnahme besonderer Art statt: Nach exakt 400 Jahren kommt das Stück, das am 9. Oktober 1607 anlässlich der Eröffnung des Lehrbetriebs an der Universität Gießen von künftigen Studenten und Dozenten der Universität aufgeführt worden war, wieder auf die Gießener Bühne. In festlicher Atmosphäre wird am 9. Oktober 2007, 18 Uhr, in der Aula im Universitäts-Hauptgebäude (Ludwigstraße 23) Daniel Cramers "Plagium" aufgeführt, eine Dramatisierung des Altenburger Prinzenraubs von 1455.
Seit dem Frühhumanismus war es üblich, an universitären Festen Theateraufführungen als Demonstrationen des sprachlichen und rhetorischen Bildungsstands an der Universität, als Selbstdarstellungen der Hohen Schule nach außen und als Formen der audiovisuellen Propagierung von politischen oder didaktischen Inhalten zu inszenieren. Auch in Gießen gab es 1607 zur Aufnahme des Lehrbetriebs eine Theateraufführung, wie die Literatur- und Theaterhistorikerin Prof. Dr. Cora Dietl entdeckte. Dr. Eva-Marie Felschow, die Leiterin der Universitätsarchivs, fand einen zeitgenössischen Bericht, in dem es heißt: "Am 9. October wurde am Vormittag eine schöne Komödie dem allergnädigsten Fürsten durch die Studenten aufgeführt: 'Der Raub der jungen Sachsenprinzen'; sie gefiel S. Hoheit so gut, dass das Gerücht ging, er habe die Schauspieler von neuem mit einem hochherzigen Geschenk von 70 Gulden beschenkt." Nachdem Prof. Dietl das Theaterstück identifiziert hatte, war der Entschluss schnell gefasst, Daniel Cramers Komödie "Plagium" 400 Jahre nach Aufnahme des Lehrbetriebs an der Universität Gießen wieder auf die Bühne zu bringen - in feierlichem Rahmen, vor geladenen Gästen aus Politik, Stadt und Universität, in der frisch renovierten Aula, am historischen Datum.
Eine Gruppe von 24 Studierenden und Lehrenden der Universität Gießen hat sich zusammengetan, um unter der Regie von Elisabeth Sommerhoff (Theaterwissenschaft/Sprecherziehung) und Florian Siebrecht (Theaterwissenschaft) den alten Text in eine vergnügliche, aber auch zum Nachdenken anregende Abendveranstaltung umzuwandeln. Kein verstaubtes Museumsstück soll dargeboten werden, sondern eine Rekonstruktion der Feststimmung im Jahr 1607, zu der auch eine entsprechende Verköstigung der Gäste gehörte. Dank der Unterstützung des Gießener Brauhauses, der Bäckerei Braun und der Käserei Altenburger Land (Rotkäppchen AG) ist daher auch am 9. Oktober 2007 für das leibliche Wohl der Zuschauer gesorgt. Und das nicht nur in der Pause, sondern in einer Szene, in der das Publikum essend und trinkend mitwirkt. Auf verschiedene Regieeinfälle darf sich der Besucher des Premierenabends ebenso freuen wie auf einen wissenschaftlichen Einleitungsvortrag des Frühneuzeit-Historikers Prof. Dr. Horst Carl zum historischen Hintergrund und der Bedeutsamkeit des dargestellten Geschehens. Im Rahmen des Tags der offenen Türen der Justus-Liebig-Universität wird die Aufführung am 20. Oktober ohne diesen Vortrag wiederholt.
Finanziell ist das Projekt durch den Jubiläumsfond der JLU Gießen unterstützt, das Stadttheater Gießen hat bei der Ausstattung der Schauspieler mit Kostümen geholfen.
Karten sind für 3,- Euro (ermäßigt 2,- Euro) an der Abendkasse ab einer Stunde vor Aufführungsbeginn oder im Vorverkauf im Philosophikum I (Otto-Behaghel-Straße 10), Raum B 136 zu erhalten. Telefonische Reservierungen sind unter 0641 99-29081 zwischen 8 und 13 Uhr möglich.
Kontakt:
Prof. Dr. Cora Dietl,
Institut für Germanistik
Otto-Behaghel-Straße 10 B, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-29080, Fax: 0641 99-29089
E-Mail: cora.dietl@germanistik.uni-giessen.de
http://www.uni-giessen.de/~g91159/theaterprojekt_plagium.htm
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre
regional
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German
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