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10/18/2007 13:31

Feierliche Rektoratsübergabe an der Hochschule Esslingen - "Van der List ist Synonym für die Hochschule Esslingen"

Diplom-Übersetzerin (FH) Cornelia Mack Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
Hochschule Esslingen

    Nun ist es ganz offiziell: In einer Feierstunde wurde das Rektoramt der Hochschule Esslingen vor zahlreichen Gästen offiziell übergeben. Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jürgen van der List scheidet aus der Hochschule Esslingen aus und übergibt Prof. Dr.-Ing. Bernhard Schwarz das Amt des Rektors.

    Auch wenn von Amts wegen die neue Rektoratsära am 1. September 2007 begann, so wurde am 12. Oktober in einem Festakt die Verdienste des ehemaligen Rektors Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jürgen van der List noch einmal gewürdigt. Van der List nimmt Abschied von seinem Amt als Rektor, das er zehn Jahre hinweg begleitete, und als Professor der Hochschule Esslingen, an der er insgesamt 26 Jahre tätig war.

    Die lange Liste der Ansprachen und Grußworte zeigte, wie vielseitig van der List in den letzten Jahren gewirkt hat. Bei der Begrüßung sagte der Hochschulratsvorsitzenden Wolfgang Wolf: "Er kann mit Fug und Recht für sich in Anspruch nehmen, die Hochschule Esslingen zu einer im In- und Ausland hoch anerkannten Hochschule weiterentwickelt zu haben." Sein Fazit war: "Die Zusammenarbeit hat sich bewährt."

    Auch Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Dietrich Birk, der in Vertretung des Wissenschaftsministers Dr. Peter Frankenberg gekommen war, fand nur lobende Worte für den scheidenden Rektor. "Die Amtszeit von Prof. van der List war mit großen Herausforderungen verbunden, denen er mit entscheidenden strategischen Weichenstellungen begegnet ist. Ein besonderer Verdienst kommt ihm dabei zu, in Fragen der Profilbildung auch schwierige Strukturentscheidungen getroffen zu haben." Dabei habe van der List stets für Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen der Fakultäten und den der drei Hochschulstandorte gesorgt. Die Hochschule Esslingen gehöre, so Birk, zur Speerspitze der Hochschulen in Baden-Württemberg. Als besonderes Merkmal der abgelaufenen Amtszeit nannte Staatssekretär Birk die Vorreiterrolle der Hochschule für Technik bei der Umstellung des Diploms auf Bachelor und Master sowie die konsequente Ausrichtung des Lehrangebots auf die internationale Anforderungen mit der Gründung der ersten Graduate School an einer Fachhochschule in Baden-Württemberg.

    Esslingens erster Bürgermeister Wilfried Wallbrecht, der den Esslinger OB Dr. Jürgen Zieger vertrat, ist besonders erfreut darüber, dass gerade in der Stadt Esslingen eine der profiliertesten Hochschulen des Landes ansässig ist. Er kündigte an, dass sich die Stadt Esslingen in Zukunft auch nach außen als "Ingenieurstadt Esslingen" darstellen werde, was von der Hochschule sehr wohlwollend aufgenommen wurde. Die Hochschule Esslingen werde in das gesamtstädtische Marketing mit einbezogen, versprach er der neuen Hochschulleitung.

    Prof. Dr. Winfried Lieber ist Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen in Baden-Württemberg und dankte van der List für seinen unermüdlichen Einsatz. Denn neben seiner Aufgabe als Rektor war van der List stellvertretendes Mitglied der Rektorenkonferenz und Vorsitzender des Lenkungsausschusses von GATE. Themen waren hier unter anderem die Hochschule 2012, Ausweitung der Studienplätze, die Dienstrechtsreform und die Entwicklung der Fachhochschulen im Allgemeinen.

    Der Vorsitzende des Vereins der Freunde (VDF) der Hochschule Esslingen Dietmar Ness beleuchtete die Verdienste van der Lists vonseiten der Ehemaligen und den Partnerfirmen. Gerade die gute Zusammenarbeit mit dem VDF und die Einrichtung eines Alumni-Netzwerkes zeige, dass van der List durch seine anpackende kommunikative und ausgleichende Art große Veränderungen in der Hochschule erfolgreich umgesetzt habe.

    Während der Amtszeit van der Lists wurden zahlreiche Auslandskontakte mit Hochschulen geknüpft. Ein Grußwort des Präsidenten Rafael Rangel Sostmann der mexikanischen Partnerhochschule Tecnológico de Monterrey überbrachte Marcus Baur. Er ist Absolvent der ehemaligen FHTE und übernahm das Unternehmen Auma, Grupo Bocar, in Mexiko von seinem Vater, der ebenfalls FHTE-Absolvent ist. Seit acht Jahren ist die größte private Universität Lateinamerikas eine der rund 60 Partnerhochschulen der Hochschule Esslingen. Viele Studierende haben seither die Chance ergriffen, ein Semester in Mexiko an der Austauschhochschule oder bei der Firma Auma zu verbringen. Im Gegenzug gibt es Projekte mit mexikanischen Studierenden und Professoren, die an die Hochschule Esslingen kommen.

    Schwarz: "Der Name van der List wurde zu einem Synonym für die FHTE und später für die Hochschule Esslingen."

    Prof. Dr. Bernhard Schwarz blickte in seiner Laudatio auf das Leben und den Berufsweg seines scheidenden Kollegen zurück. Seit 1981 ist van der List Professor an der ehemaligen FHTE. Schon damals stand in einem Antrag auf Ernennung zum Beamten: "Sein Streben auf die Studenten besonders einzugehen zeigte sich unter anderem darin, dass er am Ende des Semesters die Studenten durch eine Fragebogenaktion aufforderte, die Vorlesungen und Laborübungen kritisch zu beurteilen." Dies bedeutete, so Schwarz, dass er sich schon vor 25 Jahren freiwillig der Kritik stellte und sich evaluieren ließ. Ab 1988 übernahm van der List die Leitung des Studiengangs Mikroelektronik/Mikromechanik und war maßgeblich am Aufbau des Standortes Göppingen beteiligt. 1991 war er Gründungsdekan der Fakultät Elektronik/Mikroelektronik. "Die hierbei entstandene Laborlandschaft sucht noch heute ihresgleichen", betonte Schwarz. Ab 1995 war van der List Prorektor für Forschung und Bau in Esslingen, seit 1997 begleitete er das Amt des Rektors.

    Der neue Rektor Schwarz zählte die vielen Bereiche auf, für die die Hochschule heute bekannt und anerkannt ist. In seiner ersten Amtszeit hat van der List vieles angestoßen und umgesetzt: Internationalisierung mit Stärkung des Akademischen Auslandsamtes, den Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit, der Einführung erster Prozessbeschreibungen sowie die Einführung englischsprachiger Masterstudiengänge. In der zweiten Amtsperiode war der Ausbau des Standorts Göppingen, das erfolgreiche Engagement bei der Einführung des Studiengangs Biotechnologie, Neubau der Mensa und vor allem die von außen vorgegebene Fusion der beiden Esslinger Hochschulen eine Herausforderung der besonderen Art. "Der Name van der List wurde zu einem Synonym für die FHTE und später für die Hochschule Esslingen."

    van der List: "Ich habe mitgewirkt an der schönsten Aufgabe, die ich mir vorstellen kann - an der Ausbildung junger Menschen."

    Sichtlich bewegt bedankte sich Prof. van der List für die freundlichen Worte und Anerkennungen. Er habe an einer der schönsten Aufgaben mitgewirkt, die er sich vorstellen könne - an der Ausbildung junger Menschen. Zurückblickend musste er feststellen, dass die HE 2007 nur noch wenig zu tun hat mit der FHTE des Jahres 2007. Eine Liste der Reformen zählte er auf: "Zwei neue HS-Gesetze in seiner Amtszeit mit hohem Innovationspotential, die Globalisierung der Wirtschaft und die sich daraus ergebende Änderung für Studium und Curriculum, der verstärkte Einsatz der EDV in Lehre, Forschung und Verwaltung und der Wettbewerb der Hochschulen untereinander haben die Hochschulen in einen Reformrausch getrieben. Die Einrichtung eines Hochschulrats unter massiver Beschneidung der Verantwortlichkeiten des Senats, die Einführung der zweistufigen Bachelor-Master-Ausbildung, Leistungspunktesysteme, Evaluierungen und Akkreditierungen, leistungsorientierte Besoldung für Professoren, Studiengebühren, hochschuleigene Auswahlverfahren, neue Steuerungssysteme, Fusion der beiden Esslinger Hochschulen."

    Dass die Reformen nicht immer in seinem Sinne waren, ließ er hier anmerken: "Natürlich muss man zugestehen, dass wichtige und notwendige Änderungen dringend geboten waren; zum Beispiel die Erhöhung der Fremdsprachenkenntnisse, die Forderung nach methodischer und sozialer Kompetenz neben der fachlichen Kompetenz, interkulturelle Erfahrungen, Erhöhung der Allgemeinbildung. Aber man vergisst oft dabei, dass diese hehren Ausbildungsziele für den Studierenden relativ sekundär sind, wenn diese massive Schwierigkeiten beim Bruchrechnen, bei Divisionen und beim Auflösen einfachster algebraischen Gleichungen hat. Denn bei Nichtbestehen der Mathe-Klausur fliegt er von der Hochschule und da ist ihm das andere ziemlich egal. Man kann es wenden und drehen wie man will, eine gute Lehre erfordert Reflexion und stetige Beschäftigung mit dem Lehrstoff, der Studierende muss den Inhalt verdauen, verstehen, hinterfragen und das kostet Zeit und diese Zeit müssen wir ihm geben. Deshalb habe ich nie verstanden, dass man z. B. die Dauer einer Bachelor-Arbeit auf acht Wochen begrenzt; das ist eine offene Aufforderung zum Dünnbrettbohren. Oder warum hat man die Ausbildung für ein Bachelor- und Masterstudium auf maximal zehn Semester begrenzt? Es kann nicht funktionieren, wenn auf der einen Seite die Eingangsvoraussetzungen der Studierenden deutlich und messbar schlechter geworden sind und auf der anderen Seite die Studienzeiten verkürzt werden. Und gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung der Firmen in Bezug auf das Eingangswissen der Absolventen."

    Seinem Nachfolger übergebe van der List eine Hochschule, "die attraktiv für die Bewerber ist, die ihren Schwerpunkt auf eine gute praxisorientierte und berufsqualifizierende Lehre legt, die stark ist im Technologie-Transfer, die angewandte Forschung und Entwicklung in den IAFs betreibt, die den Studierenden eine hohe Leistung abfordert und die Absolventinnen und Absolventen hervorragende Berufschancen ermöglicht." Da die Hochschule aus Sicht van der Lists nicht das Werk eines einzelnen Rektors sondern das Werk vieler Mitglieder dieser Hochschule sei, bedankte er sich bei allen Angehörigen für das faire und kollegiale Miteinander. "Es hat mir Freude gemacht, einer Einrichtung wie der Hochschule Esslingen vorzustehen."
    Die letzte offizielle Amtsrede wurde mit langem stehendem Applaus der Gäste honoriert.

    Schwarz: "Die Hochschule Esslingen muss sich in seinem Umfeld unverwechselbar positionieren."

    Die Schlussworte nahm Rektor Schwarz zum Anlass, seine Ziele für die nächsten Jahre darzustellen und das Rektoratsteam vorzustellen. Die wichtigste Aufgabe, so Schwarz, werde die Positionierung der Hochschule Esslingen im Wettbewerb zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien sein. "Jede Einrichtung muss ein klares Profil haben und jede Einrichtung muss klar positioniert werden. Die Herausforderung für uns wird es sein, die Hochschule Esslingen in diesem Umfeld unverwechselbar zu positionieren." In den kommenden Jahren sollen auch neue Arbeitsfelder wie zum Beispiel das lebenslange Lernen bearbeitet werden. Der dritte wichtige Aufgabenbereich gehöre der Verbesserung der Verwaltung und des Bürokratieaufwandes. "Trägt es wirklich zur Erhöhung der Qualität bei, wenn Hochschulen und deren Mitglieder nur noch mit Akkreditierung, Evaluation, Qualitäts- und Lehrbericht usw. beschäftigt sind anstelle deren Kernaufgabe - die berufsqualifizierende Ausbildung der Studierenden?

    Der Schwerpunkt der Hochschule Esslingen wird, so Schwarz, auch weiterhin sein, exzellente, berufsbefähigte Absolventen auszubilden. Hierfür sollen alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden sowie sinnvolle Strukturen geschaffen werden. So sollen in ausgewählten Gebieten Masterkurse angeboten werden und parallel hierzu nachhaltige Lösungen für weiterführende Themen wie Forschung oder Weiterbildung aufgesetzt werden. Die Herausforderung seines Amtes formulierte er nach einem Zitat von Kant: "Ich kann, weil ich will, was ich muss."

    Verabschiedung von Prof. Dr.-Ing. Hans Martin Gündner als Prorektor

    Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung vom Hochschulorchester unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hans Martin Gündner. Als Prorektor für Lehre und Qualitätssicherung wird er der Hochschule leider nicht mehr zur Verfügung stehen, dafür aber auch weiterhin als Dirigent und Leiter des Hochschulorchesters, als Beauftragter für Qualitätssicherung und als Professor der Fakultät Informationstechnik. Prorektor Dr.-Ing. Manfred Stilz dankte seinem scheidenden Kollegen im Namen des Rektorats für die gute Zusammenarbeit und seinen unermüdlichen Einsatz für die Hochschule vor allem auf den Gebieten der Lehre, Akkreditierung und der Qualitätssicherung.


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    Der scheidende Rektor bei seiner letzten Amtsrede
    Der scheidende Rektor bei seiner letzten Amtsrede
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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Personnel announcements, Studies and teaching
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