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08/02/2000 12:20

"Des Feindes 'neue Kleider': Über die Reaktivierung alter politischer Feindbilder

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Das Internationale Zentrum für Wissenschaftliche Zusammenarbeit organisiert ein Seminar mit nachfolgendem Symposion zum Thema: "Imaging the Political 'Other' - Transformations of Political Stereotypes in the Media from the Cold War Period to the Present".

    Das Internationale Zentrum für Wissenschaftliche Zusammenarbeit* organisiert vom 6. bis zum 20. August in Tübingen ein personell hochkarätig besetztes und inhaltlich hochaktuelles Seminar mit nachfolgendem Symposion zum Thema: "Imaging the Political 'Other' - Transformations of Political Stereotypes in the Media from the Cold War Period to the Present".

    Zwölf Tage lang werden Medienexperten, Kommunikationswissenschaftler, Amerikanisten, Politik- und Kulturwissenschaftler über die Erscheinungsweisen sowie über die Entstehungs- und Erhaltungsbedingungen vermeintlich überkommener, in veränderten politischen Kontex-ten und Machtkonstellationen aber offensichtlich doch reaktivierbarer Ost-West-Stereotypen diskutieren. Anhand von Cold-War-Filmen, einschlägigen Science-Fiction- und Agenten-Thrillern westlicher und östlicher Machart, apokalyptischen Bedrohungsszenarien und aktu-ellen Dokumentarfilmen werden die Veränderungen in den Mustern der Ost-West-Stereo-typen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, der Phase der Perestroika und der Öffnung des Eisernen Vorhangs, aber auch der Politik neuerlicher Konfrontation während der 1990er Jahre analysiert. Spätestens während der jüngsten politischen und militärischen Konflikte um die Etablierung nationaler Identität und nationalstaatlicher Einheit in Europa werden schein-bar ausgediente Feindbilder erneut hoffähig und in neuem Gewand wiederbelebt: Insbeson-dere diese Prozesse der Wiederbelebung und des "Re-framing" von als längst überwunden erachteten Feindbildkonstrukten stehen bei der Analyse des aktuellsten Filmmaterials im Zentrum des Interesses.

    Die zunächst schon fast historisch anmutende Thematik hat durch Pogrome, Bürgerkrieg und Krieg in Südosteuropa und in südlichen Regionen der Russischen Föderation neuerdings so viel Brisanz erhalten, dass die Veranstaltung auf das Interesse des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gestoßen ist und aus dem dort angesiedelten ERP-Sondervermögen mit 58.000 DM zum größten Teil finanziert wird. Weitere Förderer sind der Stifterverband der deutschen Wissenschaft und der Universitätsbund der Universität Tübingen mit Finanzierungsanteilen von jeweils 10.000 DM.

    Prof. Dr. Bernd Engler von der Abteilung für Amerikanistik an der Universität Tübingen konnte für diese Veranstaltung mehrere renommierte amerikanische und osteuropäische Wis-senschaftler und Wissenschaftlerinnen gewinnen. Dadurch wird einerseits ein Expertentreffen auf höchstem Niveau zustande kommen, andererseits werden auch gezielt Doktoranden und junge Nachwuchswissenschaftler aus ganz Europa und den USA angesprochen und in den Workshops aktiv in die Analysen und Diskussionen einbezogen.

    Zum wissenschaftlichen Team gehören - außer Professor Dr. Bernd Engler - die Amerikaner Professor Phillip L. Gianos von der California State University, Fullerton, Professor Ronnie D. Lipschutz von der University of California, Santa Cruz, und Professor Seth Clark Sil-berman, University of Maryland. Den West-Ost-Bogen des Teams schließen Professor Peter Kenez, der momentan an der Central European University in Budapest lehrt, und Professor Dr. Yuri Stulov von der European Humanities University in Minsk, Weißrussland.

    Die wissenschaftlichen Leiter gehen von der Beobachtung aus, dass die Wirkkraft von Ste-reotypen häufig erst konkret und greifbar wird, wenn sich das Individuum mit den auf es selbst vom politisch bzw. kulturell 'Anderen' projizierten Bildern konfrontiert sieht. Erst dann kann der einzelne der eigenen Stereotypenverhaftetheit sowie der Gefahren der Stereotypisie-rung für das eigene Ich gewahr werden. Deshalb wird während des internationalen Seminars die Ost-West-Thematik innerhalb einer Gruppe diskutiert, deren Teilnehmer auf unterschied-lichen Seiten der ehemaligen Ost-West-Demarkationslinie sozial und politisch sozialisiert und wissenschaftlich geschult wurden. Das der Thematik inhärente 'konfrontative Element' wird indes in der Veranstaltung von einer die nationalen Mentalitäten überwindenden menschli-chen Begegnung überlagert; und genau in dieser Testsituation soll denn auch die Verfahren einer Stereotypen überwindenden Kommunikation wissenschaftlich erprobt und vorangetrie-ben werden.

    Die Analyse alter und neuer west-östlicher Feindbilder dient auch dem Auffinden von allge-meingültigen Mustern der Feindbildkonstruktionen und ihrer politischen Instrumenta-lisierung in sich stets verändernden Kontexten. Diese Analyse ist in Europa angesichts allge-genwärtiger ethnischer Ausgrenzungsversuche und Anfeindungen gewiss eine außerordent-lich dringliche politische Herausforderung. In Tübingen, so zeigt die geplante Veranstaltung, ist man bereit, dieser politischen Aufgabe eine erste wissenschaftliche Begleitung zu geben.

    Programm der Tagung unter : www.uni-tuebingen.de/IZ
    Weitere Informationen und Vermittlung von Interviewpartnern:
    Prof. Dr. Bernd Engler
    Abteilung für Amerikanistik
    Wilhelmstr. 50
    72074 Tübingen
    Tel.: 0 70 71 / 29 77 341

    * Das Internationale Zentrum für Wissenschaftliche Zusammenarbeit ist ein aus 18 internationalen Mitgliedern bestehender Universitätenverbund. An dessen Tübinger Geschäftsstelle wird jährlich eine umfangreiche Som-merakademie organisiert, deren Veranstaltungen (Sommerschulen, Symposien, Workshops u.a.) in Tübingen oder im Ausland stattfinden. Während sich die bearbeiteten Disziplinen im breiten Spektrum von Geistes-, Sozi-al- und Umweltwissenschaften bewegen, ist es die generelle Zielsetzung des Zentrums, mittel- und osteuropäi-schen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in dauerhaften wissenschaftlichen Austausch oder in For-schungsprojekte mit westeuropäischen und amerikanischen Kollegen und Kolleginnen einzubinden.


    More information:

    http://www.uni-tuebingen.de/IZ


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Language / literature, Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects, Scientific conferences
    German


     

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