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11/01/2007 09:12

Pressemitteilung zum 150. Geburtstag des Tropenmediziners Bernhard Nocht

Dr. Barbara Ebert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

    Bernhard Nocht, der Gründer des heutigen Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg und einer der bekanntesten Tropenmediziner seiner Zeit, würde am 4. November 150 Jahre alt - eine Vita

    Albrecht Eduard Bernhard Nocht wird am 4. November 1857 im schlesischen Landshut geboren. In wohlbehüteten Verhältnissen verbringt der Lehrersohn seine Jugend, bevor er nach seiner Reife- und Maturitätsprüfung ein Studium in Berlin beginnt. 1876 bekommt er einen Platz am "Medicinisch-chirugischen Friedrich-Wilhelm-Institut" (der ehemaligen militärärztlichen Chirurgenschule Pepinière), wo er zunächst eine kostenlose Ausbildung genießt, sich allerdings verpflichtet, einen achtjährigen Militärdienst abzuleisten. 1881 promoviert der 24jährige "Über die Erfolge der Nervendehnung".

    Als 26jähriger Hilfsarzt betritt Nocht 1883 zum ersten Mal das Deck des Kaiserlichen Kreuzers "Vineta" und versorgt erkrankte Besatzungsmitglieder. Vor allem aber sammelt er ausgiebige Erfahrungen mit der Cholera, als er wegen einer Schiffshavarie viele Monate in Südostasien verbringen muss. Die Beteiligung an diversen Cholera-Studien in Indien, Ägypten und Ostasien verhelfen ihm außerdem dazu, dass er 1887 auf Wunsch von Robert Koch an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin kommandiert wird.

    Im Sommer 1892 bricht in Hamburg die große Choleraepidemie aus, die in kurzer Zeit fast 9000 Tote fordert. Der mit der Situation überforderte Hamburger Senat versucht zunächst, das Ausmaß der Epidemie zu verheimlichen. Schließlich wird Robert Koch zur Bekämpfung der Epidemie gerufen. Dieser wiederum fordert den Cholera-Experten Bernhard Nocht an. Um die Ausbreitung der Epidemie zu stoppen, werden entlang der Elbe Kontrollstationen errichtet. Nocht übernimmt die Leitung einer dieser Schiffskontrollstationen im Hamburger Hafen.

    Nach dem Ende der Cholera-Epidemie unterbreitet der Senat der Hansestadt dem Marinearzt ein Angebot: Er soll das neu einzurichtende Amt des Hafenarztes übernehmen und in Hamburg bleiben. Nocht zögert nicht lang und quittiert den aktiven Dienst. Am 1. April 1893 tritt er seine neue Stellung in Hamburg an.
    1900: Gründung des Tropeninstituts

    Die Handelsbeziehung und der Schiffsverkehr in der Hansestadt expandieren, und die Gefahr für die Einschleppung neuer Infektionen steigt. Aus seiner praktischen Erfahrung im Umgang mit kranken Seeleuten weiß Nocht, dass die beschränkten Behandlungsmöglichkeiten für exotische Krankheiten weiterentwickelt werden und mehr Ärzte in der Tropenmedizin ausgebildet werden müssen. Nocht schlägt deshalb die Einrichtung eines tropenmedizinischen Institutes vor. 1899 einigen sich der Hamburger Senat und die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin, das erste tropenmedizinische Institut Deutschlands in der Hansestadt zu errichten: Das "Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten" (ISTK), das der "Forschung, Lehre und Heilung" gewidmet ist und von Direktor und Chefarzt Bernhard Nocht geleitet wird. Das ISTK nimmt am 01. Oktober 1900 seine Arbeit auf. Erster Sitz des Instituts ist das Seemanns-Krankenhaus oberhalb der Landungsbrücken. 1916 wird der 200 m entfernte Schumacherbau in der Bernhardstraße bezogen, in dem das Institut noch heute seinen Sitz hat. In kurzer Zeit erringt das Institut weltweit einen Ruf als renommiertes Forschungsinstitut. Den Namen "Bernhard-Nocht-Institut" erhält das ISTK 1942 an Nochts 85. Geburtstag.

    Neben unbekannten Krankheiten, die immer wieder bei Seeleuten im Hamburger Hafen diagnostiziert werden, beschäftigt sich Nocht vor allem mit den Erregern von Malaria, Fleckfieber, Lepra und Billharziose. Sein Werk "Die Malaria - Eine Einführung in ihre Klinik, Parasitologie und Bekämpfung" ist ein viel beachtetes Standardwerk. Als Tropenhygieniker hält er zusätzlich Vorlesungen an der 1919 eingerichteten Hamburger Universität und nimmt zu Forschungszwecken an verschiedenen Studienreisen teil.

    Als einer der angesehensten Tropenmediziner seiner Zeit hatte Nocht viele Ämter inne und wurde mehrfach ausgezeichnet. 1922 wurde er Dekan der Medizinischen Fakultät, 1926 Rektor der Universität Hamburg. Von 1927-1934 war er Vizepräsident des Hygiene-Komitees des Völkerbundes (dem Vorläufer der heutigen Weltgesundheitsorganisation). 1932 wurde er in die Akademie der Naturforscher Leopoldina berufen, 1935 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Tung-Chi Universität in Shanghai.

    1930: Eine Ära geht zuende
    Mit 73 Jahren tritt Nocht 1930 vom Amt des Institutsdirektors zurück. Mit seiner Frau Wilhelmine (Jahrgang 1871) zieht er nach Wiesbaden, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbringt und das Ende des Zweiten Weltkrieges noch miterlebt. Einen Monat nach Kriegsende scheidet er am 5. Juni 1945 gemeinsam mit seiner Frau aus dem Leben. Ein liebevoller Abschiedsbrief an seine Kinder, der in seiner Originalfassung im Tropeninstitut verwahrt wird, verdeutlicht die schwierigen Lebensumstände und seinen Unwillen, mit fast neunzig Jahren noch einmal neu anzufangen. Der Brief endet mit den Worten "Wir haben ein reiches Leben hinter uns und haben viel Schönes und Interessantes erlebt. Unser großer Schmerz ist, daß wir Euch nicht wieder sehen und Euch umarmen können. Euer Vater Bernhard Nocht". Ein Hilfsangebot der Kinder hatte die Eltern nicht rechtzeitig erreicht. Die Eheleute Nocht werden Ende November 1945 in Hamburg beigesetzt. Eine Grabplatte auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof in Ohlsdorf erinnert an den Tropenmediziner.


    More information:

    http://www.bni-hamburg.de


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    Bernhard Nocht (1857-1945)
    Bernhard Nocht (1857-1945)

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    Für Nochts Tropeninstitut errichteten die Hamburger 1916 einen repräsentativen Neubau.
    Für Nochts Tropeninstitut errichteten die Hamburger 1916 einen repräsentativen Neubau.

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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Personnel announcements
    German


     

    Bernhard Nocht (1857-1945)


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