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11/06/2007 14:13

Richtiges Streiten steigert die Arbeitsproduktivität!

Willi Baur Pressestelle
Universität Ulm

    Jedes Jahr verlieren deutsche Unternehmen einen Betrag von mehr als 50 Mrd. Euro, weil Mitarbeiter oder Abteilungen unter¬einander, mit ihren Führungskräften, ihren Kunden oder Lieferanten im Streit lie¬gen. Unterschiedliche Vorstellungen darüber, welche Maßnahmen im Unternehmen umgesetzt werden, sind notwendig und sinnvoll, doch nur dann, wenn die Diskussion in wertschätzender Weise erfolgt und die Beiträge zu einer konstruktiven Lösung führen.

    Wirtschaftsmediation und Organisationsentwicklung
    Mit der Ausbildung "Wirtschaftsmediation und Organisations¬entwick¬lung" leistet die Akademie der Universität Ulm einen neuen, bedeu¬ten¬den Beitrag zur konstruktiven Bewältigung von Heraus¬forde¬run¬gen, Entwicklungsprozessen und Konflikten in Unternehmen und Gesellschaft. Dabei werden das enorme Potenzial von Konflikten für Unter¬nehmen und Menschen kreativ umgesetzt - im Rahmen eines neuen Konzepts für die Schulung von Führungskräften in Unter¬nehmen und Organisationen. Die Akademie gestaltet die Schu¬lung in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Ausbildungsinstitut, mit Prak¬tikern und Wissenschaftlern im Bereich Mediation.

    Dreisemestrige Ausbildung
    Die dreisemestrige postgraduierte Ausbildung schließt ab mit dem Titel "Wirtschaftsmediator/in" der Akademie der Universität Ulm und er¬öffnet den Teilnehmern den Weg zur Anerkennung als Wirtschafts¬mediatorIn BMWA (Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitsumfeld e.V.) "Wir wollen mit der Ausbildung mehrere Ziele erreichen", so Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Adolf Grünert, Präsident der Akademie. "Zum einen erweitern unsere Kursteilnehmer in vielen praktischen Übungen ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten. Sie lernen, Konflikte frühzeitig zu erkennen und mit Hilfe der Mediation zur Lösung zu bringen. Zum anderen bilden wir unsere Teil¬nehmer zum Thema Organisationsentwicklung aus, so dass sie in ihren Unter¬nehmen gemeinsam mit der Unternehmensführung und den Arbeitnehmervertretern eine neue "win-win-orientierte" Konflikt¬kultur aufbauen können." Zusätzlich erwerben unsere Absolventen natürlich auch die Qualifikation, um als WirtschaftsmediatorIn in der freien Wirtschaft zu arbeiten und damit als externe Dienstleister Unternehmen bei der Konfliktlösung zu helfen. "Gute und erfolgreiche Media¬tion liegt in erster Line an der Qualifikation und an der Persön¬lichkeit des Mediators, der Mediatorin. Daher sind wir froh, Hrn. Norbert Fackler als Ausbilder gewonnen zu haben", so Dr. Margret Klinkhammer, Projektleiterin der Akademie. Herr Fackler leitet und be¬gleitet seit mehr als 12 Jahren Ausbildungen im deutschsprachigen Raum (Universität Linz, Ruhruniversität Bochum, Universität Liech¬ten¬stein, eigenes Ausbildungsinstitut in München). Über 600 MediatorInnen hat er bereits erfolgreich ausgebildet. "Die Aus¬bil¬dung", so Fr. Dr. Klinkhammer, die langjährig als Führungskraft im Finanzdienstleistungsbereich tätig war, "ist nicht nur für Mitarbeiter aus dem Personalbereich sinnvoll. Jeder Mitarbeiter mit Führungs- und Projektleitungsaufgaben kann das hier vermittelte mediative Wis¬sen in der Kommunikation und Führung effizienzsteigernd nutzen."

    Konfliktlösung durch Dritte
    Aber was ist überhaupt Mediation? Definitionsgemäß ist sie ein außer¬gerichtliches Verfahren zur Lösung von Konflikten. Unter Anlei¬tung eines neutralen Dritten entwickeln die Konfliktparteien eigen¬verantwortlich, freiwillig, selbst bestimmt und unter Wahrung der Vertrau¬lichkeit eine gemeinsame Lösung für einen bestehenden Konflikt. Der Mediator ist für die Prozessgestaltung verantwortlich, nicht für die Lösung. Denn die Medianden haben meist die bessere inhaltliche Fachkenntnis, in der sehr oft der Grund für die ent¬stan¬de¬nen Probleme liegt. Häufig fehlen aber die notwendige emotionale Distanz und die Prozesskompetenz, um ohne Hilfe eines unter¬stützenden Dritten neue Lösungsideen zu erarbeiten. Ziel der Media¬tion ist nicht nur die sachliche Lösung des aktuellen Konflikts. Ziel ist - insbesondere im innerbetrieblichen Kontext - der Aufbau einer neuen Konfliktkultur, die Einführung neuer lösungsorientierten Methoden sowie die Installation von angemessen Strukturen zur frühzeitigen Erkennung und zielorientierten Lösung von Konflikten. Die Median¬den - so nennt man die Konfliktparteien in einer Mediation - sind bis zum Abschluss der Mediationsvereinbarung "Herr" ihrer eigenen Lösung - ganz im Unterschied zu einem Schieds- oder Gerichts¬verfahren, in dem die Kontrahenten die von einem Dritten vorge¬schla¬gene Lösung als "Urteil" akzeptieren müssen. Mediationen sind schneller und kostengünstiger und damit auch ressourcenschonender als Gerichtsverfahren. Besonders wertvoll ist eine Mediation, wenn die Kontrahenten auch langfristig miteinander arbeiten wollen oder müssen (z.B. Kunde/Lieferant, Betriebsrat/Arbeitgeber) oder ein öffentlicher Streit zu Imageverlusten führen würde.

    Mediation in Deutschland
    Mediation wird in Deutschland bereits seit ca. 15 Jahren praktiziert. Im Wirtschaftsumfeld wird Mediation eingesetzt bei vertraglichen Auseinan¬dersetzungen (z.B. Immobilien, Planungs- und Bauwesen, etc.), Umwelt- und Verwaltungsthemen, bei interkulturellen Prob¬lemen oder im innerbetrieblichen Konfliktmanagement. Das Land Niedersachsen hat 2007 die Einführung eines Mediationsgesetzes beschlossen, das die Anerkennungsvoraussetzungen zum gesetzlich anerkannten Mediatior, die Rechte und Pflichten der Konfliktparteien, sowie die Ausbildungs¬richtlinien regelt. Es steht zu erwarten, dass andere Bundesländer in nächster Zeit diesem Beispiel folgen werden.
    "Unsere Ausbildung", so Norbert Fackler, "zielt auf das persönliche Wachstum der Teilnehmer, die fähig sein müssen, später auch in hoch emotionalen Situationen ruhig, gelassen und mit Empathie auf die streitenden Parteien einzuwirken und neue Prozesse des Miteinanders zu initiieren. Mediation ist nicht mehr nur eine von vielen Methoden zur Konfliktbewältigung. Sie ist ein Führungsinstrument geworden und wird mittlerweile auch als eine ergänzende Methode zur Organisationsentwicklung angesehen. Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, den Umgang mit innerbetrieblichen Konflikten in die Hände gut ausgebildeter innerbetrieblich arbeitender Mediatoren oder Konfliktlotsen zu geben. Dadurch senken sie ihre Konfliktkosten und lösen ihre Probleme zeitnah. Wir richten uns mit unserer Ausbildung an Personen und Verantwortungsträger, die als interne oder externe Mediatoren arbeiten wollen oder in ihren Führungsalltag mediative Kompetenzen integrieren wollen."

    Nähere Informationen zum geplanten Programm erhalten Sie im Internet oder bei der Geschäftsstelle der AKADEMIE (E-Mail: akademie@uni-ulm.de; Tel. 0731 50 25266, Fr. Lehmann).


    More information:

    http://www.uni-ulm.de/akademie


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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