Nr. 94 / 31.08.2000/ro-ele
GreenCard auch für Bauingenieure?
Großer Mangel an Bauingenieuren mit Universitätsdiplom zeichnet sich ab
Immer weniger junge Menschen beginnen ein Studium im Bauingenieurwesen. Laut einer aktuellen Erhebung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie hat die Zahl der Studienanfänger seit Mitte der 90er Jahre an den Technischen Hochschulen und Universitäten um fast 60 Prozent abgenommen. Auch an einer renommierten Hochschule wie der Universität Karlsruhe, deren Bauingenieurfakultät zu den leistungsstärksten in Deutschland zählt, ist die Abnahme der Erstsemesterzahlen im Bauingenieurwesen erschreckend. Für das kommende Wintersemester, so erzählt der Studiendekan der Fakultät, Professor Franz Nestmann, hätten sich bisher nur rund 100 Studierende beworben. Das langjährige Mittel der Einschreibungen im Bauingenieurwesen an der Universität Karlsruhe liegt bei über 250.
Der Schwund an Studienbewerbern ist nach Ansicht des Dekans der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen, Professor Ralf Roos, vor allem auf negative Schlagzeilen zum Rückgang der Bautätigkeit und auf spektakuläre Konkurse zurückzuführen. Die tatsächlichen Zahlen würden jedoch eine andere Sprache sprechen. Der Rückgang der Bauinvestitionen in den vergangenen Jahren habe kaum überraschen können, weil die Wiedervereinigung Deutschlands einen außergewöhnlichen Bauboom hervorgerufen hatte, der zwangsläufig wieder abklingen musste. So weisen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus, dass die Erwerbstätigenzahlen im Baugewerbe Ende der 90er Jahre über jenen zu Beginn des Jahrzehnts lagen. Jeder zwölfte Erwerbstätige ist im Baugewerbe beschäftigt. Die Bauwirtschaft ist mit einem Anteil von etwa 14 Prozent am Bruttoinlandsprodukt der bedeutendste Industriezweig in der Bundesrepublik. Der Strukturwandel, in dem sich das Bauwesen gegenwärtig befindet, erfordert nach einhelliger Auffassung aller Experten hochqualifiziertes Personal - Bauingenieure und Bauingenieurinnen, die in Bauunternehmen, in Ingenieurbüros, im Öffentlichen Dienst und vielen anderen Wirtschaftszweigen tätig werden.
Bauingenieure agieren weltweit in Führungspositionen der Gesellschaft. Sie planen und bauen aufgrund gesellschaftlicher Anforderungen, tragen dabei ökologischen und ökonomischen Bedingungen Rechnung und beeinflussen wie kaum eine andere Berufsgruppe Lebensqualität und -standard. Daher, so Professor Roos, sei auch die englische Bezeichnung für Bauingenieure, Civil Engineer (wörtlich übersetzt: Zivilingenieur), eine zutreffendere Berufsbezeichnung.
Dass die Zahl der Studienanfänger im Bauingenieurwesen zurückgeht, hat inzwischen alle betroffenen Kreise auf den Plan gerufen. Es ist bereits von der GreenCard für Bauingenieure die Rede, da trotz der relativ hohen Absolventenzahlen der vergangenen Jahre bei gleichzeitig schwacher Baukonjunktur die Abgänger mit Diplom alle vom Arbeitsmarkt aufgenommen wurden. Da die Absolventenzahlen in den nächsten fünf Jahren dramatisch sinken werden, zeichnet sich jetzt schon eine enorme Lücke zwischen Nachfrage und Absolventenzahlen ab.
Die Bauingenieurfakultät der Universität Karlsruhe appelliert daher an alle noch unentschlossenen Abiturienten und Abiturientinnen, sich über das Studium des Bauingenieurwesens zu informieren - und daran zu denken, dass bis zum Studienabschluss in etwa fünf Jahren der Bedarf an Bauingenieuren enorm groß sein wird. Das Bauingenieurstudium an der Universität Karlsruhe hat in den jüngsten Umfragen der großen Wochenzeitungen stets einen der vordersten Plätze erreicht. Kurzentschlossene, so Dekan Roos, können sich noch bis 30. September 2000 bei der Universität um einen Studienplatz bewerben. Die Einführungswoche für die Studierenden des Bauingenieurwesens beginnt am 13. Oktober.
Weitere Informationen zu Studienplänen, Vorlesungen, einzelnen Instituten der Fakultät und Professoren:
Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen
Kaiserstraße 12
76128 Karlsruhe
http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~ga02/bau-verm/
Zentrum für Information und Beratung (zib)
Karlstraße 40
76133 Karlsruhe
Bauingenieure an der Universität Karlsruhe absolvieren ein praxisorientiertes Studium: So bietet die hier abgebildete Versuchshalle Platz für Großversuche der Bauindustrie sowie für Vorführungen und Praktika der Studierenden.
Diese Presseinformation ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi094.html
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Studies and teaching
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