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12/06/2007 13:21

Ehre, Geld und "märchenhafte Freiheit": Leibniz-Preisträger 2008 stehen fest

Dr. Eva-Maria Streier Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    DFG zeichnet drei Wissenschaftlerinnen und acht Wissenschaftler mit dem bedeutendsten deutschen Forschungspreis aus

    Nr. 81
    6. Dezember 2007

    Die neuen Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträger stehen fest. Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bestimmte heute in Bonn drei Wissenschaftlerinnen und acht Wissenschaftler für die Auszeichnung mit dem bedeutendsten deutschen Forschungspreis. Sie waren zuvor vom zuständigen Nominierungsausschuss aus 158 Vorschlägen ausgewählt worden.
    Den "Förderpreis im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm" erhalten für das Jahr 2008:

    Prof. Dr. Susanne Albers, Theoretische Informatik, Universität Freiburg;

    Prof. Dr. Martin Beneke, Theoretische Teilchenphysik, RWTH Aachen;

    Prof. Dr.-Ing. Holger Boche, Nachrichtentechnik und Informationstheorie, TU Berlin, Fraunhofer German-Sino Lab for Mobile Communications, Berlin, und Fraunhofer Institut Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut), Berlin;

    Prof. Dr. Martin Carrier, Philosophie, Universität Bielefeld;

    Dr. Elena Conti, Strukturbiologie, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried, gemeinsam mit
    Dr. Elisa Izaurralde, Zellbiologie, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen;

    Prof. Dr. Holger Fleischer, Wirtschaftsrecht, Universität Bonn;

    Prof. Dr. Stefan W. Hell, Strukturbiologie, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen;

    Prof. Dr. Klaus Kern, Physikalische Chemie von Festkörpern, Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart;

    Prof. Dr. Wolfgang Lück, Algebraische Topologie, Universität Münster;

    Prof. Dr. Jochen Mannhart, Experimentelle Festkörperphysik, Universität Augsburg.

    "Die neuen Preisträgerinnen und Preisträger stehen für das hervorragende Niveau und die fachliche Breite der Spitzenforschung in Deutschland", unterstrich DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner anlässlich der heutigen Entscheidungen. Kleiner verwies darauf, dass der seit 1986 vergebene Leibniz-Preis längst nicht nur die angesehenste Auszeichnung für Forscherinnen und Forscher in Deutschland ist. "Sechs der Ausgezeichneten haben nach dem Leibniz-Preis auch den Nobelpreis erhalten, darunter die Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard und der diesjährige Chemie-Nobelpreisträger Gerhard Ertl", sagte Kleiner. "Der Leibniz-Preis ist damit weltweit ein Gradmesser für allerhöchste wissenschaftliche Qualität."

    Zusammen mit dem hohen Renommee trägt der Leibniz-Preis seinen Trägerinnen und Trägern auch ein bedeutendes Preisgeld ein - in der Regel 2,5 Millionen Euro. Vor allem aber steht der Leibniz-Preis für eine Flexibilität, die nicht nur in der Wissenschaft für die Verwendung öffentlicher Gelder einmalig ist: Alle Ausgezeichneten können ihre Fördersumme innerhalb eines Zeitraums von bis zu sieben Jahren nach eigenen Vorstellungen und ohne Antrag für ihre wissenschaftlichen Arbeiten einsetzen - eine "wahrhaft märchenhafte Freiheit", wie der frühere DFG-Präsident Hubert Markl einmal formulierte.

    Mit den heutigen Entscheidungen sind nun 259 Leibniz-Preise vergeben worden. Davon entfallen 93 auf die Naturwissenschaften, 72 auf die Biowissenschaften, 56 auf die Geisteswissenschaften und 38 auf die Ingenieurwissenschaften. Da der Leibniz-Preis in Ausnahmefällen auch geteilt werden kann, ist die Zahl der Geförderten höher: Bislang wurden 282 Nominierte ausgezeichnet, 254 Wissenschaftler und 28 Wissenschaftlerinnen.

    Die Leibniz-Preise 2008 werden am 11. Februar 2008, 15 Uhr, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin verliehen.

    Die Trägerinnen und Träger des Leibniz-Preises 2008 im Kurzporträt:

    Prof. Dr. Susanne Albers (42), Theoretische Informatik, Institut für Informatik der Universität Freiburg (2,5 Mio. Euro)
    Susanne Albers hat in der Informatik die Forschung zu effizienten Algorithmen über die letzten 15 Jahre maßgeblich mitgeprägt. In Deutschland gilt sie als die Expertin, weltweit als eine der führenden Wissenschaftlerinnen auf diesem Feld. Mit ihren Arbeiten gelangen Albers wesentliche Optimierungen bei Online- und Approximationsalgorithmen, die - anders als bei klassischen Algorithmen - nicht zu Beginn einer Rechnung mit allen Daten versorgt, sondern immer wieder aktualisiert werden und für jeden neuen Input eine approximative Antwort berechnen müssen. Die von ihr entwickelten Modelle sind ein fundamentaler Beitrag zur Grundlagenforschung, ihre Resultate haben aber auch ein hohes Anwendungspotenzial. Dies zeigen auch Susanne Albers aktuelle Arbeiten zu energieeffizienten Algorithmen, die etwa in Laptops und Mobiltelefonen von großer Bedeutung sind.

    Nach dem Studium der Mathematik, Informatik und Betriebswirtschaftslehre in ihrer Heimatstadt Osnabrück promovierte Susanne Albers 1993 an der Universität des Saarlandes im ersten DFG-Graduiertenkolleg Informatik. Anschließend arbeitete sie bis 1999 am Max-Planck-Institut für Informatik und hielt sich für mehrere Forschungsbesuche in den USA, Japan und im europäischen Ausland auf. Mit nur 33 Jahren habilitierte sich Albers 1999 und erhielt sogleich drei Rufe auf Professuren, von denen sie dem nach Dortmund folgte. Seit 2001 hat sie den Lehrstuhl für Informations- und Kodierungstheorie an der Universität Freiburg inne.

    Prof. Dr. Martin Beneke (41), Theoretische Teilchenphysik, Institut für Theoretische Physik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (2,5 Mio. Euro)
    Mit seinen Forschungen trägt Martin Beneke wesentlich dazu bei, dass die theoretischen Vorstellungen der Elementarteilchenphysik überprüft, Abweichungen davon aufgezeigt und neue Strukturen überhaupt erkannt werden können. Insbesondere führt Beneke hochpräzise Messungen durch, um Messdaten von Beschleunigungsexperimenten mit den Vorhersagen des Standardmodells der Teilchenphysik vergleichen zu können. Beneke hat seine weltweit als einzigartig geltenden Methoden nicht nur entwickelt, sondern selbst auch auf aktuelle physikalische Fragestellungen angewandt, so etwa auf die Lebensdauer und den Zerfall besonders schwerer Mesonen. Diese Untersuchungen erlauben neue Einsichten in die Materie-Antimaterie-Asymmetrie und damit in das Verständnis des Mikrokosmos und der Entwicklung des frühen Universums.

    Martin Beneke studierte Physik, Mathematik und Philosophie in Konstanz, Cambridge und Heidelberg, wo er 1991 sein Diplom ablegte. Nur zwei Jahre später promovierte er an der TU München mit Untersuchungen zur Struktur von Störungsreihen in hohen Ordnungen. Die Habilitation folgte 1998 wiederum in Heidelberg. Bereits 1999 wurde Beneke, gerade 33 Jahre alt, Inhaber des Lehrstuhls Theoretische Physik E an der RWTH Aachen.

    Prof. Dr.-Ing. Holger Boche (40), Nachrichtentechnik und Informationstheorie, Institut für Telekommunikationssysteme der Technischen Universität (TU) Berlin und Fraunhofer German-Sino Lab for Mobile Communications, Berlin, und Fraunhofer Institut Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut), Berlin (2,5 Mio. Euro)
    Der Ausbau der Mobilfunktechnik hat in den vergangenen Jahren durch Holger Boche zahlreiche wichtige Impulse erhalten. Auf der Grundlage seiner theoretischen Arbeiten erweiterte Boche das Verständnis komplexer mobiler Kommunikationssysteme und setzte seine Erkenntnisse zugleich technisch für die Standardisierung neuer Mobilfunksysteme um. Von besonderer Bedeutung sind seine Forschungen zur schichtenübergreifenden Optimierung, mit der mobile Netze wirkungsvoller und zuverlässiger arbeiten können. Boche trägt so wesentlich dazu bei, dass sich die vorhandenen Mobilfunk-Frequenzen mit möglichst wenig fest installierten Sendern und Empfängern flächendeckend nutzen lassen - womit sich sowohl eine erhebliche wissenschaftliche Herausforderung als auch ein hohes wirtschaftliches Potenzial verbindet.

    Holger Boches wissenschaftliche Karriere ist ungewöhnlich: Boche absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Mess-, Steuerungs- und Regelungstechniker im Mineralölwerk Lützkendorf in der damaligen DDR. Von 1986 bis 1990 studierte er dann Informationstechnik an der TU Dresden, von 1990 bis 1992 zusätzlich - und parallel zu seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter - Mathematik. Nach den jeweiligen Diplom-Abschlüssen promovierte Boche in beiden Fächern mit "summa cum laude". Seit 1998 steht er an der Spitze der Abteilung "Breitband-Mobilfunknetze" am Heinrich-Hertz-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft, deren German-Sino Lab for Mobile Communications er ebenfalls leitet. Seit 2002 ist Boche zudem C4-Professor für Mobilkommunikation an der TU Berlin.

    Prof. Dr. Martin Carrier (52), Philosophie, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Philosophie der Universität Bielefeld (2,5 Mio. Euro)
    National wie international zählt Martin Carrier zu den vielseitigsten und innovativsten Wissenschaftsphilosophen der Gegenwart. In seinen Abhandlungen verbindet er Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsphilosophie auf besonders enge Weise. Charakteristisch für Carrier ist die Verknüpfung philosophischer Durchdringung mit einem tiefen Verständnis der Naturwissenschaften und insbesondere der Physik. Seine so entstandenen Studien zu Raum-Zeit-Theorien in der physikalischen Geometrie oder zu Nikolaus Kopernikus sind damit für philosophische Fachkollegen wie für Naturwissenschaftler gleichermaßen an- und aufregend. Damit sorgt Carrier dafür, dass die deutsche Philosophie über die eigenen Fachgrenzen hinweg anerkannt und fruchtbar bleibt.

    Martin Carrier studierte Physik, Philosophie und Pädagogik in Münster, wo er 1984 auch promovierte. 1989 habilitierte er sich in Konstanz, von 1994 bis 1998 lehrte er in Heidelberg als ordentlicher Professor für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Wissenschaftstheorie. Seit 1998 ist er Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Wissenschaftsphilosophie in Bielefeld. Carrier ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat er sechs Projekte und zwei Graduiertenkollegs bei der DFG, eine Forschergruppe der VW-Stiftung und eine Research Group am Bielefelder Zentrum für Interdisziplinäre Forschung (ZIF) eingeworben.

    Dr. Elena Conti (40), Strukturbiologie, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried,
    gemeinsam mit
    Dr. Elisa Izaurralde (48), Zellbiologie, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen (2,5 Mio. Euro)
    Die beiden Molekularbiologinnen Elena Conti und Elisa Izaurralde haben gemeinsam grundlegende neue Erkenntnisse zum intrazellulären RNA-Transport und zum RNA-Metabolismus erzielt und werden deshalb auch gemeinsam mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Beide Wissenschaftlerinnen begannen dabei ihre Laufbahn auf sehr verschiedenen Feldern der Molekularen Biologie: Elisa Conti als Röntgenstrukturanalytikerin, Elisa Izaurralde als Biochemikerin. Ihre gemeinsame Zeit am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg führte dann jedoch ihre Arbeiten zusammen. In diesen ergänzten und verstärkten sich die Interessen und die jeweiligen Stärken der beiden Forscherinnen, sodass Elisa Conti vor allem die strukturellen Aspekte des intrazellulären RNA-Transports bearbeitete, während sich Elisa Izaurralde auf die funktionalen Aspekte konzentrierte. Auf diese Weise identifizierten und charakterisierten sie eine Reihe von Faktoren wie die Nukleoporine oder die Proteine NXF1/p15 und Mtr2. Diese und weitere Gemeinschaftsarbeiten ermöglichten neue Einsichten in die hochkomplexe Regulation der Genexpression.

    Elena Conti wurde 1967 im italienischen Varese geboren, studierte Chemie in Pavia und promovierte am Imperial College in London. Als Postdoktorandin arbeitete sie bis 1999 an der Rockefeller University in New York, USA, bevor sie als Gruppenleiterin an das EMBL in Heidelberg wechselte, wo auch ihre Zusammenarbeit mit Eliza Izaurralde begann. Seit 2006 ist Elena Conti Direktorin am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried.

    Elisa Izaurralde wurde 1959 in Montevideo, Uruguay, geboren und studierte Biochemie in Genf, wo sie auch promovierte. Als Postdoktorandin am Heidelberger EMBL arbeitete sie das erste Mal mit Elena Conti zusammen, leitete dann bis 1999 eine selbstständige Arbeitsgruppe an der Universität Genf, bevor sie an das EMBL zurückkehrte, wo sie zuletzt als Koordinatorin des Genexpressionsprogramms tätig war. Seit 2005 ist Elisa Izaurralde Direktorin am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen.

    Prof. Dr. Holger Fleischer (42), Wirtschaftsrecht, Institut für Handels- und Wirtschaftsrecht der Universität Bonn (2,5 Mio. Euro)
    Holger Fleischer führt in seinen wirtschaftsrechtlichen Arbeiten auf einmalige Weise Rechtsgeschichte, Rechtsvergleichung, Rechtsdogmatik und Ökonomische Theorie des Rechts zusammen. Insbesondere befasst er sich mit dem Gesellschafts- und dem Wettbewerbsrecht sowie mit Kernbereichen des Zivilrechts. Seine Habilitationsschrift über "Informationsasymmetrie im Vertragsrecht" gilt als bahnbrechend, ebenso sein im wörtlichen Sinne "weltoffener" Forschungsansatz, der immer wieder etwa die Rechtssysteme in England, Frankreich oder den USA einbezieht. Damit und mit seiner innovativen Kombination wissenschaftlicher Methoden über die Fächergrenzen hinweg hat sich Holger Fleischer als Modernisierer der jüngeren deutschen Zivilrechtswissenschaft einen Namen gemacht.

    In Köln studierte Holger Fleischer Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Er absolvierte nicht nur beide Juristischen Staatsexamina (1990 und 1995) und die Promotion zum Dr. jur. (1992), sondern ist auch Diplom-Kaufmann (1994). Seine internationalen Rechtskenntnisse vertiefte er an der University of Michigan, USA, von der er den Master of Law erhielt (1993), die juristische Praxis lernte er als Referendar am Oberlandesgericht Köln und in Brüssel (1994/95) kennen. 1999 habilitierte er sich und wurde im Jahr darauf an die Universität Göttingen berufen. Seit 2004 ist Fleischer Ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Handels- und Wirtschaftsrecht der Universität Bonn.

    Prof. Dr. Stefan W. Hell (44), Biophysik, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen (2,5 Mio. Euro)
    Der Name und die Person von Stefan Hell sind untrennbar mit der STED-Mikroskopie verbunden. Mit dieser Entwicklung konnte Hell die über ein Jahrhundert lang für unumstößlich gehaltenen Auflösungsgrenzen der besten Mikroskope überwinden. Dies gelang ihm durch eine wahrhaft grundlegende Überlegung zur Auflösung des konventionellen Laserscan-Mikroskops. In diesem wird ein Laserstrahl auf das Untersuchungsobjekt fokussiert und die dabei im Fokus ausgelöste Fluoreszenz gemessen. Hells bahnbrechende Weiterentwicklung ging davon aus, dass die Auflösung wesentlich verbessert werden kann, wenn die Fluoreszenzanregung in der Peripherie des Fokus ausgeschaltet werden kann, bevor die angeregten Farbstoffmoleküle Fluoreszenz abgeben. Dies lässt sich durch eine stimulierte Anregungslöschung (STED - Stimulated Emission Depletion) erreichen. Mit diesem Ansatz gelang Hell bereits eine drei- bis viermal bessere Auflösung als mit den besten konventionellen Mikroskopen, und er konnte bei biologischen Anwendungen zum Beispiel erstmals die Fusion einzelner synaptischer Vesikel mit der Nervenendigung lichtmikroskopisch nachweisen. Die Bedeutung dieser Erfindung für die moderne Biologie, aber auch etwa für die Halbleiterindustrie ist kaum zu überschätzen.

    Stefan Hell verfolgte nach dem Physik-Studium und der Promotion in Heidelberg seine Ideen zunächst als "freier Erfinder", schlug dann aber als Postdoktorand am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) die wissenschaftliche Karriere ein. Als Leiter der Laser Microscopy Group der Universität Turku, Finnland, legte er die Grundlagen für die STED-Mikroskopie, die er ab 1996 als Nachwuchsgruppenleiter und ab 2002 als Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen weiterentwickelte. Für seine Arbeiten wurde Hell bereits mehrfach national und international ausgezeichnet, zuletzt 2006 mit dem "Deutschen Zukunftspreis".

    Prof. Dr. Klaus Kern (47), Physikalische Chemie von Festkörpern, Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart (2,5 Mio. Euro)
    Klaus Kern ist ein weltweit anerkannter Pionier der Nanowissenschaften. Er hat vor allem durch die Anwendung der Rastertunnelmikroskopie zahlreiche bahnbrechende Arbeiten zur Analyse und zum kontrollierten Aufbau funktionaler Oberflächenstrukturen auf atomarer Ebene geliefert. Seine Forschungen zur Bildung von Kupferoxid-Nanogittern wurden ebenso zu einem Meilenstein wie seine Methode zur Herstellung metallischer Nanostrukturen, die heute weltweit in zahlreichen Labors angewendet wird. Mit einer Kette von circa 80 Kobald-Atomen konnte Kern schließlich 2002 den bis dahin kleinsten Festkörper-Magneten realisieren. Die dabei erzielten Erkenntnisse über die Anisotropieenergie der einzelnen Atome haben die Entwicklung und den Einsatz nanoskopischer Materialien entscheidend vorangetrieben, so etwa für die Datenspeicherung.

    Nach seinem Studium der Physik und Chemie in Bonn promovierte Klaus Kern an der damaligen Kernforschungsanlage Jülich auf dem Gebiet der Grenzflächenforschung. Als Postdoktorand war er an den AT & T Laboratories in Murray Hill, New Jersey, USA, tätig, bevor er sich 1989, wiederum in Bonn, habilitierte. Kurz darauf nahm er eine Professur für Experimentalphysik an der ETH Lausanne an, von der er 1998 als Direktor an das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart wechselte. Für seine Arbeiten erhielt Kern bereits mehrfach nationale wie internationale Auszeichnungen, darunter auch den Gerhard Hess-Förderpreis der DFG.

    Prof. Dr. Wolfgang Lück (50), Algebraische Topologie, Mathematisches Institut der Universität Münster (2,5 Mio. Euro)
    Wolfgang Lück gilt als einer der weltweit anerkanntesten Vertreter der algebraischen Topologie, der ein äußerst breites Themenspektrum bearbeitet. Lück schrieb zum einen wegweisende programmatische Arbeiten, die dazu beitrugen, eine Hierarchie zwischen verschiedenen offenen Vermutungen herzustellen. Zugleich zeigt sich die besondere Stärke seines methodischen Vorgehens in der Lösung vieler ungeklärter Fragen. So erweiterte Lück die klassische L2-Theorie, die dank seiner Arbeiten nun viel breiter genutzt werden kann. Einer der Höhepunkte von Lücks Arbeit ist die Lösung einer Vermutung innerhalb des Thurston-Programms über die L2-Betti-Zahlen. Von höchstem Niveau ist auch sein Beweis für eine der zentralen Isomorphie-Vermutungen für hyperbolische Gruppen, durch den nun zentrale Fragen in der Topologie der Mannigfaltigkeiten und in der Theorie der Operatorenalgebren bearbeitet werden können. Über seine fachwissenschaftlichen Verdienste hinaus hat Lück auch als akademischer Lehrer und als Organisator der Wissenschaft hohes Ansehen erlangt.

    Als Schüler von Tammo tom Dieck, einem der herausragendsten Vertreter der klassischen Topologie, studierte, promovierte und habilitierte sich Wolfgang Lück in Göttingen. Mit 33 Jahren wurde er Associate Professor mit nachfolgendem Tenure Track in Lexington, USA, kehrte anschließend als C3-Professor nach Mainz zurück, bevor er 1996 C4-Professor in Münster wurde. 2003 wurde Lück mit dem Max-Planck-Forschungspreis ausgezeichnet.

    Prof. Dr. Jochen Mannhart (47), Experimentelle Festkörperphysik, Institut für Physik der Universität Augsburg (2,5 Mio. Euro)
    Dem international renommierten Experimentalphysiker Jochen Mannhart sind bereits mehrfach bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet funktionaler Grenzflächen in Oxiden gelungen. Verdient machte sich Mannhart unter anderem um die Optimierung von Korngrenzen in Hochtemperatursupraleitern. Ebenso konnte er rein oxidische Feldeffekt-Transistoren konstruieren, mit denen sich die Ladungsträgerdichte von Grenzschichten besonders wirkungsvoll steuern lassen. Nicht zuletzt hat Mannhart mit seiner Arbeitsgruppe ein besonders kraftempfindliches Tieftemperatur-Rastersondenmikroskop entwickelt, das eine Rekordauflösung von 77 pm erreicht und erstmals einzelne Atome mit subatomarer Auflösung darstellbar machte. Für die Beantwortung grundlegender Fragen zur Rolle der Elektronensysteme in Festkörpern sind Mannharts Arbeiten ebenso wegweisend wie für die Entwicklung der zukünftigen Elektronik, Optoelektronik und Spintronik.

    Jochen Mannhart studierte Physik in Tübingen, wo er nur ein Jahr nach seinem Diplom 1987 auch promovierte und sich 1994 habilitierte. In seiner wissenschaftlichen Karriere war er für längere Arbeitsaufenthalte am IBM T. J. Watson Research Center, Yorktown Heights, USA, und am IBM-Forschungslabor Zürich, Schweiz, tätig. Seit 1994 ist Mannhart Inhaber eines Lehrstuhls für Experimentalphysik am Zentrum für Elektronische Korrelationen und Magnetismus der Universität Augsburg.

    Hinweis für Redaktionen:

    Weitere Informationen zu den Preisträgern des Jahres 2008 können in Kürze im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG angefordert oder unter www.dfg.de abgerufen werden.
    Weiterführende Informationen:

    Informationen zum Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm finden sich unter www.dfg.de/forschungsfoerderung.

    Ansprechpartnerin in der DFG zum Leibniz-Programm ist Ursula Rogmans-Beucher, Tel. +49 228 885-2726, ursula.rogmans-beucher@dfg.de.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Personnel announcements, Transfer of Science or Research
    German


     

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