Religionen und Wertüberzeugungen - für viele Menschen gehört das zusammen. In der westlichen Welt gibt es eine Reihe von Grundwerten, die ihren besonderen Ausdruck in den Menschenrechten finden. Wie stehen die Religionen Islam und Christentum dazu? Mit dieser Frage befasst sich an der Universität Würzburg das 3. Forum Christentum-Islam. Es findet am Mittwoch, 23. Januar, von 14:15 bis 19 Uhr im Hörsaal II des Universitätsgebäudes am Wittelsbacherplatz statt.
Veranstalter der öffentlichen Tagung ist der katholische Theologe Hans-Georg Ziebertz, Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik. "In den Medien wird häufig das Verhältnis des Islam zu den Menschenrechten hinterfragt. Hingegen scheint vielen Zeitgenossen das Christentum, zumindest in seiner westlichen Gestalt, mit den Menschenrechten kompatibel zu sein", sagt der Professor. Aber selbst wenn es keine aktuellen Gründe geben sollte, an der Vereinbarkeit von Christentum und Menschenrechten zu zweifeln, dürfe nicht unerwähnt bleiben, "dass der Vatikan der einzige Staat in Europa ist, der die Menschenrechtskonvention nicht ratifiziert hat". Dazu fragt Ziebertz: "Welche Gründe gibt es, wenn sich Religionen einzelnen Menschenrechten nicht ohne Weiteres unterwerfen? Muss die Gesellschaft den Religionen gegenüber wachsam sein, sie auf Grundwerte und Menschenrechte verpflichten und Verstöße ahnden?"
Im Grundgesetz der Bundesrepublik ist verankert, dass die "Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses" unverletzlich ist. Auf der anderen Seite sind in Sachen Religionsfreiheit heftige Debatten in Erinnerung - hier nur einige Beispiele: Dürfen muslimische Lehrerinnen im staatlichen Schuldienst ein Kopftuch tragen? Darf in deutschen Klassenzimmern ein Kruzifix hängen? Soll es Religionsunterricht für alle geben oder getrennt nach Konfessionen oder gar nicht? Haben Religionen das Recht, Frauen anders zu behandeln als Männer?
Beim Forum Christentum-Islam soll untersucht werden, wo die Konfliktfelder zwischen Staat/Gesellschaft und den Religionen liegen. Dazu referieren ein katholischer Ethiker und ein muslimischer Gelehrter, die beide in Menschenrechtsfragen ausgewiesen sind. Professor Ziebertz und seine Mitarbeiter werden außerdem erstmals Ergebnisse einer neuen empirischen Studie unter 1.700 muslimischen und christlichen Schülern vorstellen, die im Sommer 2007 durchgeführt wurde. Dabei wurde erforscht, wie die Schüler zu den Menschenrechten stehen und ob sich junge Christen und Muslime in ihren Ansichten unterscheiden. Das Forum will zeigen, welche Herausforderungen sich daraus für die schulische und die außerschulische Bildung ergeben.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz, T (0931) 888-4839, kath.rp@mail.uni-wuerzburg.de
Das Programm der Tagung:
14:30 Uhr: Menschenrechte im Islam. Menschenrechte - ein universaler Minimalkonsens? Wolf D. Aries, Lehrbeauftragter an den Universitäten Kassel und Bielefeld
15:45 Uhr: Menschenrechte im Christentum. Menschenrechte oder Gottes Gebote? Zwischen christlicher Genese und säkularer Geltung. Prof. Dr. Konrad Hilpert, Professor für Moraltheologie, Universität München
17:00 Uhr: Einstellungen junger Muslime und Christen zu den Menschenrechten. Diplom-Theologe Tobias Benzing und Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz, Lehrstuhl für Religionspädagogik, Universität Würzburg
18:10 Uhr: Podiumsdiskussion: Menschenrechte, Religion und Bildung
Criteria of this press release:
History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion, Social studies, Teaching / education
transregional, national
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German
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