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01/21/2008 08:37

Die Ostsee im Klimawandel - gestern, heute, morgen

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH

    GKSS-Wissenschaftler koordinieren regionalen Klimabericht - die Ergebnisse
    werden heute als Buch veröffentlicht.

    In dem heute im Springer-Verlag erscheinenden Buch "Assessment of Climate
    Change for the Baltic Sea Basin" (BACC) publizieren Wissenschaftler die
    erste umfassende Bestandsaufnahme zum Klimawandel im Ostseeraum. 80
    Wissenschaftler aus 13 europäischen Ländern zeigen unter anderem, dass die
    Lufttemperaturen im Ostseeraum bis zum Jahr 2100 um bis zu fünf Grad
    ansteigen könnten. Das interdisziplinäre Projekt wurde federführend vom
    GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht koordiniert. "Der BACC-Bericht ist
    eine regionale Variante des vom Weltklimarat veröffentlichten IPCC-Reports
    zur globalen Klimaänderung", so der Leiter des Instituts für
    Küstenforschung am GKSS-Forschungszentrum und Initiator des Berichts,
    Prof. Dr. Hans von Storch.

    Erwärmung bereits festgestellt
    Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass sich die Lufttemperatur
    im Ostseeraum im vergangenen Jahrhundert bereits um etwa 0,85 Grad Celsius
    erwärmt hat. Damit liegt die Erwärmung über der im IPCC-Bericht
    festgestellten mittleren globalen Temperaturerhöhung von 0,75 Grad
    Celsius.
    Die Veränderungen im Ostseeraum sind jedoch regional unterschiedlich:
    So betrug der Anstieg der Lufttemperatur im Norden etwa ein Grad Celsius,
    im südlichen Raum rund 0,7 Grad Celsius.

    Szenarien zum Ende dieses Jahrhunderts
    Die Zusammenarbeit von Meteorologen, Biologen, und Ozeanographen
    ermöglichte im Rahmen des Ostsee-Klimaprojektes die Entwicklung
    fächerübergreifender Einschätzungen für den Zeitraum bis 2100. Die
    Ergebnisse umfassen physikalische Parameter bis hin zu daraus
    resultierenden möglichen Auswirkungen für das Ökosystem an Land, in
    Binnengewässern und in der Ostsee.
    Sofern deutliche Klimaschutzmaßnahmen nicht gelingen sollten, wäre es
    demnach plausibel, dass die Lufttemperaturen am Ende dieses Jahrhunderts
    um maximal vier bis sechs Grad Celsius im nördlichen Ostseeraum und um
    drei bis fünf Grad Celsius im südlichen Gebiet - dazu zählen große Teile
    Polens und Ostdeutschlands - steigen werden. Dieses mildere Klima wird
    dazu führen, dass die winterliche Eisbedeckung der Ostsee um
    möglicherweise 50 und 80 Prozent abnimmt. Die Experten erwarten auch eine
    Veränderung der Niederschläge: Im Winter können diese zwischen 25 und 75
    Prozent zunehmen, im Sommer ist mit einer Abnahme um bis zu 45 Prozent zu
    rechnen.
    Für das Wasser der Ostsee zeigen die Simulationen einen möglichen Anstieg
    der Oberflächentemperatur um zwei bis vier Grad Celsius. Wissenschaftler
    erwarten einen Anstieg des globalen Meeresspiegels (laut IPCC: 20 bis 60
    cm zum Ende des Jahrhunderts). Im Falle der Ostsee wird dieser Anstieg
    aber überlagert von Landsenkung und -hebung. Im Süden werden Anstiege
    erwartet, im Norden werden diese jedoch teilweise von natürlicher
    Landhebung kompensiert.

    Tiere und Pflanzen reagieren auf Veränderungen
    Wärmeres Ostseewasser und eine Abnahme des Salzgehalts hätten großen
    Einfluss auf die Ostseeflora und -fauna. Hiervon wäre das gesamte
    Ökosystem von Bakterien bis hin zu kommerziell genutzten Fischarten wie
    dem Dorsch betroffen.
    Die erhöhte Niederschlagsmenge und der damit steigende Frischwassereintrag
    könnten zum Beispiel im laufenden Jahrhundert zu einer Abnahme des
    mittleren Salzgehaltes der Ostsee führen und so das Überdüngungsproblem in
    der Ostsee und damit verbundene Algenblüten zusätzlich verschärfen.
    Eine reduzierte Eisbedeckung der Ostsee wird zwar neue Möglichkeiten für
    die Schifffahrt bieten, aber vermutlich auch Einfluss auf Tierpopulationen
    wie die etwa die Ostsee-Ringelrobbe haben. Diese im Ostseeraum heimischen
    Tiere sind zur Fortpflanzung auf Eisflächen angewiesen. An Land wird die
    Vegetation wahrscheinlich üppiger und der Frühling wird früher einsetzen.

    BACC - Grundlage für HELCOM und Vorbild für andere regionale
    Zustandsberichte
    Die Ergebnisse des Berichts bildeten bereits die Grundlage für den Bericht
    der Kommission zum Schutze der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM).
    "Klimaszenarien sind plausible, aber oftmals vereinfachte Beschreibungen
    möglicher Zukünfte. Eindeutige Vorhersagen sind dies jedoch nicht",
    erläutert der wissenschaftliche Sprecher des BACC-Projektes Prof. Dr. Hans
    von Storch den weiteren Forschungsbedarf für den Ostseeraum und betont
    gleichzeitig die Notwendigkeit eines sensiblen Umgangs mit
    wissenschaftlichen Ergebnissen. Eine Aktualisierung des nun publizierten
    Ostsee-Berichts ist in fünf Jahren geplant: "Bis dahin wissen wir sehr
    viel mehr über die Perspektiven und Folgen des Klimawandels und können
    umfassendere Aussagen zu Anpassungsstrategien machen", so von Storch
    weiter. Die Arbeiten werden auch weiterhin Bestandteil des
    Ostseeforschungsprogramms BALTEX (Baltic Sea Experiment) sein. Das
    BALTEX-Büro ist im GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht beheimatet.
    Dem Beispiel des Ostseeberichts folgen derzeit andere Initiativen. Im
    Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes (CLISAP) errichtete die
    Universität Hamburg den KlimaCampus Hamburg und erarbeitet mit
    tatkräftiger Hilfe der Geesthachter Küstenforscher einen vergleichbaren
    Klimabericht für die Metropolregion Hamburg - erste Ergebnisse werden Ende
    2009 erwartet.

    HINWEISE FÜR DIE REDAKTIONEN:

    Kostenloses Bildmaterial und weitere Informationen unter:
    http://www.gkss.de/pages.php?page=01_2008.html&language=d&version=g

    Titel des Buches:
    "Assessment of Climate Change for the Baltic Sea Basin"
    The BACC Author Team, Springer 2008, Hardcover, ISBN: 978-3-540-72785-9,
    € 181,85

    Weitere Informationen erhalten Sie von:

    Dr. Torsten Fischer
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH
    Max-Planck-Straße 1
    21502 Geesthacht
    Telefon: +49 (0) 41 52 / 87 - 1677
    Telefax: +49 (0) 41 52 / 87 - 1640
    E-Mail: torsten.fischer@gkss.de

    Prof. Dr. Hans von Storch
    Leiter Institut für Küstenforschung
    GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH
    Max-Planck-Straße 1
    21502 Geesthacht
    Telefon: +49 (0) 41 52 / 87 - 1831
    E-Mail: hvonstorch@web.de

    Dr. Marcus Reckermann
    Internationales BALTEX-Sekreatariat
    GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH
    Max-Planck-Straße 1
    21502 Geesthacht
    Telefon: +49 (0) 41 52 / 87 - 1693
    E-Mail: Marcus.Reckermann@gkss.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Geosciences, Information technology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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