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02/04/2008 09:31

Praxissemester und Regelstudienzeit

Torsten Büttner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Telekom Hochschule für Telekommunikation Leipzig (HfT Leipzig), University of Applied Sciences

    Seit Einführung der Studiengänge mit gestuften Abschlüssen ist die Integration des bisher überwiegend an deutschen Fachhochschulen obligatorischen Praxis-Semesters in Bachelor- Curricula wegen der Vorgabe der Regelstudienzeit auf 6 bzw.7 Semester schwierig geworden. Durch den Bildungsauftrag der Hochschulen nach einer praxisorientierter Ausbildung ist das Praxis-Semester besonders für den ersten berufsqualifizierenden akademischen Hochschulabschluss ein wichtiges profilbildendes Alleinstellungsmerkmal.

    Dabei soll nicht nur das vermittelte Hochschulwissen im realen Umfeld eines Unternehmens erprobt und vertieft, sondern auch die individuellen Ausprägungen sozio-kommunikativer Fähigkeiten und Stärken durch eigene Erfahrungen und Einsichten der Studierenden erkannt werden, die durch das Angebot geeigneter Bildungsfelder noch vor Abschluss des Studiums optimierbar sind.
    Die fachlichen und sozialen Kernkompetenzen und der Grad ihrer Ausprägung sind in den Vorgaben der Akkreditierungsagenturen beschrieben. Auch die Verbände der Wirtschaft stellen die Wichtigkeit gleichberechtigter fachlicher und sozialer Kompetenzen als Schlüssel für eine erfolgreiche Berufstätigkeit von Hochschulabsolventen immer wieder als verbesserungswürdig heraus (http://www.vdi.de/bologna-tagung).

    Als Lösungsansatz wird nachfolgend das 3-Phasen-Konzept (3-P-K) für den Ablauf von Praxis-Phasen beschrieben, das als Förderprojekt des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg an der Geschäftsstelle der Studienkommission für Hochschuldidaktik an Fachhochschulen (GHD), Karlsruhe, entwickelt wurde. Dieses Konzept wurde durch Seminare und Vor-Ort-Besuche an den Fachhochschulen Baden-Württembergs mit einem Angebot zur aktiven Unterstützung unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten vorgestellt.

    In Kürze wird auch an der Deutsche Telekom Hochschule für Telekommunikation Leipzig (HfTL) das 3-Phasen-Konzept als fester Bestandteil des Bachelor-Curriculums erstmalig eingesetzt. Mit der Anpassung des 3-P-K an die lokalen Gegebenheiten ist es gelungen, an der HfTL ein Projektmodul vor Anfertigung der Bachelorarbeit als Praxis-Phase in einem 6-semestrigen Bachelorstudiengang akkreditierungskonform und ohne jeglichen Qualitätsverlust in den Studienablauf zu integrieren.
    Für die Realisierung des beabsichtigten Lernzieles wird ein modulverantwortlicher Hochschullehrer eingesetzt. Detaillierte Informationen über die Umsetzung des 3-Phasen-Konzeptes können über die HfTL angefordert werden (e-mail: bieber@hft-leipzig.de).

    In drei Phasen erfolgt die Umsetzung
    In Phase I erfolgen die Vorbereitung, Auswahl- und Genehmigungsverfahren durch das Praktikantenamt der Fakultät. Vor Beginn des Praxis-Semesters ist die Teilnahme an einem neu konzipierten einwöchigen Vorbereitungsseminar verpflichtend, in dem umfangreiches "Handwerkszeug" vorwiegend im Soft-Skill-Bereich für die erfolgreiche Bewältigung der Praxis-Phase vermittelt wird (z.B. Projekt- und Teamarbeit, Präsentationstechnik, Redetraining). Außerdem sollen mit Hilfe der praxiserprobten diagnostischen Q-Sort-Methode (nach Prof. Dr. Norbert Schäfer, HS Ludwigsburg) die Studierenden durch anonyme Selbsteinschätzung näher an das Potenzial eigener sozialer Verhaltensweisen vor Beginn des Praktikums herangeführt werden. Dabei werden individuelle Stärken und Bereiche für Verbesserungen aufgezeigt, was bereits in der Praxis-Phase berücksichtigt und durch Teilnahme an studienübergreifenden Seminaren aus dem Hochschulangebot vertieft werden kann.
    Ebenfalls neu ist das für alle Studierenden verpflichtende Projekt-Status-Seminar, ca. 5 bis 6 Wochen nach Beginn der Praxis-Phase. Hier präsentieren alle Studierende kurz den Stand ihrer Projekte. Potenzielle Problemsituationen werden erkannt und durch persönliche Gespräche mit dem Leiter Praktikantenamt besprochen. Auslandspraktikanten schreiben einen Status-Kurzbericht nach vergleichbarer Vorgabe, Probleme werden über Telefon oder E-Mail adressiert.

    In Phase II ist die Evaluation der studentischen Leistung während der Praxis-Phase durch den Betreuer des Unternehmens und die Durchsicht und Benotung des zeitnah abzuliefernden Praxisberichts durch den verantwortlichen Fachprofessor der jeweiligen Vertiefungsrichtung zusammen gefasst.

    In Phase III wird im abschließenden Kolloquium durch konkreten Bezug auf die Inhalte des Praktikums und des bewerteten Praxisberichts die studentische Leistung vom Fachprofessor mit Prüfungsprivileg und dem Leiter des Praktikantenamtes abgeprüft. Letzterer nimmt an allen Kolloquien teil und stellt durch Vergleich mit den Leistungen früherer Semester der letzten Jahre sicher, dass der Qualitätslevel nach dem Prinzip der "wandernden Kohorte" gemäß den Akkreditierungsanforderungen dem angestrebten Niveau entspricht. Damit wird auch das 4-Augen-Prinzip einer Hochschulprüfung eingehalten. Die Bildung der Gesamtnote erfolgt unter Beachtung der Prüfungsordnungen der Hochschule. Das 3-P-K berücksichtigt die Evaluation der Praxis-Phase durch den Betreuer und gibt den Prüfern die Möglichkeit, die Individualität der Leistung zu bewerten.

    4.Fazit
    Mit der Nutzung der zur Verfügung stehenden Abläufe eines Praxis-Semesters ist die fundierte, individuelle Abprüfung der studentischen Leistung und damit auch das verpflichtende ECTS- Grading durch verschiedene am Bewertungsprozess beteiligte Personen möglich geworden. Das Grundprinzip ist, die Ergebnisse der Praxis-Phasen-Evaluation mit einem angenäherten "strukturierten Interview" zu kombinieren. Für letzteres steht das gut vorbereitete Kolloquium. Diese Verbindung besitzt bekanntlich eine hohe prognostische Validität für ein Evaluierungssystem und erlaubt damit eine gute Einschätzung der individuellen, studentischen Gesamtleistung. Es werden konkrete Hinweise auf Bereiche für Verbesserungen, besonders im bisher weitgehend unberücksichtigten Feld der für die Berufsbefähigung wichtigen Schlüsselqualifikationen, gegeben.

    Die HfTL liefert hierzu ein beachtenswertes konkretes Beispiel für die Umsetzung des 3-P-K in Bachelorstudiengängen mit kurzer Regelstudienzeit auf der Basis hochschuladäquater Anpassungen.


    More information:

    http://www.hft-leipzig.de


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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