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10/02/2000 17:53

Den "Rohstoff Fläche" als endliche Ressource anerkennen - Tagung zum Flächenmanagement

Ursula Zitzler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Der drastische Anstieg des Flächenbedarfs in Relation zum Wachstum der Weltbevölkerung ist ein internationales Problem, speziell in Ballungsräumen und "Megacities". In den dicht besiedelten Industrieländern Europas, vor allem in England, Frankreich und ganz besonders in Deutschland, gilt dies - trotz stagnierender Bevölkerungszahlen - nicht nur für die Stadtgebiete, sondern auch für die ländlichen Räume. In Deutschland beträgt der Flächenverbrauch für Verkehr, Siedlung und Gewerbe inzwischen 120 Hektar pro Tag, dies entspricht 1,2 Millionen Quadratmeter. - Die Enquête-Kommission "Schutz des Menschen und der Umwelt" der Bundesregierung hat bereits gefordert, den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu reduzieren.
    Um den angemessenen Umgang mit Flächenressourcen geht es bei einem Symposium der Universität Stuttgart und des Umweltbundesamtes am 12. Oktober zum Thema "Rohstoff Fläche: Wertschöpfung, Management, Recycling". - Vertreter/innen der Medien sind dazu herzlich eingeladen.

    Zeit: 12. Oktober, 9.00 bis ca. 17.00 Uhr
    Ort: Vaihingen, Pfaffenwaldring 7, Hörsaal 7.02

    Eine wesentliche Ursache für den ungebremsten Neuverbrauch von Grünland ist die großzügige (und oft subventionierte) Ausweisung von Gewerbe- und Siedlungsgebieten infolge des zunehmenden wirtschaftlichen Drucks der Kommunen und des wachsenden Konkurrenzkampfs um die Ansiedlung von Arbeitsplätzen. In den Ballungsräumen ist die verfügbare Restfläche bereits knapp ("verbrauchter" Flächenanteil im Raum Stuttgart: etwa 6 Prozent im Jahr 1900, rund 50 Prozent heute). In ländlichen Gebieten führt die anhaltende Expansion von Gewerbe- und Wohngebieten zur Zersiedlung der Landschaft. Vielfach wird diese Entwicklung jedoch nicht bewußt wahrgenommen. Das öffentliche Interesse wird in der Regel kaum artikuliert und organisiert. Das Allgemeingut "Fläche" wird als preiswerte Grundausstattung ökonomischer Belange mit Gewinn für Käufer und Verkäufer gehandelt. So läßt sich beim Verkauf landwirtschaftlicher Fläche als Bauland in Ballungsräumen hoher Gewinn erzielen. Und für den Investor ist die Ansiedlung auf der grünen Wiese risikoloser als die Umnutzung einer häufig schadstoffbelasteten Brachfläche.
    Dem immensen Verbrauch von Natur- und Kulturflächen stehen in zunehmendem Maße nicht mehr genutzte industrielle, gewerbliche und auch militärische Brachflächen gegenüber. Könnten diese Flächen in den Nutzungs- und Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden, ließe sich binnen kurzer Zeit der zusätzliche Flächenbedarf deutlich reduzieren. Als Ziel empfehlen Wissenschaftler, mit einem bestimmten Maß an genutztem Flächenbestand dauerhaft auszukommen. Voraussetzung dafür ist, daß der Rohstoff Fläche ebenso wie fossile Energieträger als endliche Ressource erkannt wird. Auch gilt es, Lösungen für Probleme und Hemmnisse bei der Reaktivierung von Brachflächen zu finden (unter anderem Altlastenrisiko, Verkehrsanbindung, Denkmalschutz). Hier sind innovative Konzepte für ein fachübergreifendes Management gefordert.

    International einzigartiges Netzwerk in Baden-Württemberg
    In Baden-Württemberg wird der Themenkomplex Flächenressourcen-Management in einem international einzigartigen Netzwerk von Förderprogrammen und -projekten sowie Arbeitsgruppen behandelt. Dabei arbeiten Wissenschaft, Praxis und Verwaltung interdisziplinär zusammen. Die nachhaltige Senkung des Flächenverbrauches ist zudem Bestandteil des Umweltplanes der Landesregierung sowie aktueller umweltpolitischer Schwerpunkt des Landesamtes für Umweltschutz.
    An der Universität Stuttgart, und hier insbesondere an der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) laufen mehrere Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu diesem Thema. Ein Projekt befaßt sich mit der Entwicklung einer EDV-Planungshilfe für Kommunen und Planungsbüros; dazu werden Erfahrungen mit Flächenrecycling in Baden-Württemberg ausgewertet. In einem weiteren Projekt entwickeln die VEGAS-Wissenschaftler Methoden der Vor-Ort-Analytik, um Zeit und Kosten für die Beseitigung von Altlasten zu minimieren. Weitere Projekte kommen aus den Bereichen Städtebau und Landschaftsökologie. Enge Zusammenarbeit gibt es auf diesem Gebiet auch mit der Universität Hohenheim.

    Schlüsselfunktion kommt Politik zu
    Das Symposium will mit Referenten aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern Dringlichkeit, Hemmnisse und Lösungsansätze des Flächenmanagements in Deutschland diskutieren und neue wissenschaftliche Wege aufzeigen. Die Veranstaltung wendet sich an Kommunen, Investoren, Banken, Planer, Consultants. Die Schlüsselfunktion zur Minimierung des Flächenverbrauchs liegt jedoch - wie auch bei anderen ökologischen Themen - sicherlich bei der Politik.

    Weitere Informationen unter 0711/685-4717, -4714,- 4715, - 4601, Fax 0711/685-7020, e-mail: vegas@iws.uni-stutttgart.de
    http://www.iws.uni-stuttgart.de/
    Flächenmanagement-Projektverbund FIGURA:
    http://www.iws.uni-stuttgart.de/sonstiges/FIGURA/start.htm

    Vegas-Statuskolloquium 2000 am 13. Oktober
    Im Anschluß an dieses Symposium treffen sich Wissenschaftler, Fachleute aus der Industrie und der Umweltverwaltung zum jährlichen VEGAS-Statuskolloquium, um die an der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung der Universität Stuttgart laufenden Forschungsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren. In diesem Jahr geht es hauptsächlich um In-situ-Sanierungstechnologien, darunter Schadstoffextraktion aus dem Untergrund sowie mikrobieller Schadstoffabbau.
    Zeit: 13.10., 8.30 - ca. 13.30, am Nachmittag Vorführungen und Möglichkeit
    zur Besichtigung von VEGAS
    Ort: Vaihingen, Pfaffenwaldring 7, Hörsaal 7.02


    More information:

    http://www.iws.uni-stuttgart.de/
    http://www.iws.uni-stuttgart.de/sonstiges/FIGURA/start.htm


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    Criteria of this press release:
    Biology, Construction / architecture, Environment / ecology, Oceanology / climate, Traffic / transport
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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