Vor mittlerweile 10 Jahren begann der Bologna-Prozess mit dem Treffen von vier Bildungsministern an der Sorbonne-Universität in Paris. Seine Erfolgsgeschichte ist erstaunlich: Es gibt mittlerweile kaum ein europäisches Land, das sich der Studienstrukturreform verweigert; auch in Deutschland stellen fast alle Hochschulen auf die gestuften und modularisierten Studiengänge um. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Wie ist der Bologna-Prozess in die europäische Bildungspolitik einzuordnen? Wer sind die beteiligten Akteure auf den europäischen Konferenzen und welchen Einfluss haben sie? Welche Auswirkungen hat die Studienreform auf die Studierenden? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Themenschwerpunkt im neuen Heft der Zeitschrift "die hochschule".
Im ersten Beitrag ordnet Thomas Walter den Bologna-Prozess in die Geschichte der europäischen Bildungspolitik ein. Hierbei geht es um die Frage, ob der Prozess eine neue Qualität in der europäischen Zusammenarbeit auf dem Sektor Hochschulbildung darstellt oder ob er nicht doch in eine Jahrzehnte währende Kontinuität einzuordnen ist. Im zweiten Beitrag stellt sich Katrin Toens die Frage, wie der Prozess überhaupt zum Laufen kam, der mit dem Treffen von vier Bildungsministern in Paris an der Sorbonne-Universität 1998 seinen Anfang nahm und dann gleich einem Urknall eine Kette von Reaktionen und Entwicklungen in Gang setzte, die - im Nachhinein betrachtet - unaufhaltsam gewesen zu sein scheint. Während Katrin Toens ihr Augenmerk auf die Anfangsphase des Prozesses und das "Sorbonne-Quartett" richtet, beleuchtet Alexander Nagel im dritten Beitrag die bereits entwickelte Konfiguration von Akteuren, ihren Interessen und Einflussmöglichkeiten im Bologna-Prozess. Mit Hilfe von Netzwerkanalysen untersucht er empirisch die Frage, welche Akteure auf welchen Kanälen mitwirken, welche Beziehungen sich herauskristallisieren und wie stark ihr Einfluss auf die Entscheidungen ist. Behandeln diese ersten drei Beiträge Fragen des politischen (Bologna-)Prozesses, setzt sich der nachfolgende Aufsatz von Roland Bloch mit der Reform des Studiensystems auseinander. Er analysiert mögliche Konsequenzen der neuen Studienstrukturen für die studentische Praxis. Der Beitrag von Martin Winter nimmt das bundesdeutsche Akkreditierungssystem in den Fokus. Er zieht zum einen eine Zwischenbilanz zur derzeit praktizierten Programm-Akkreditierung (also der Überprüfung und Zertifizierung von Studiengängen) und zum anderen erörtert er Alternativen zu diesem bestehenden Verfahren. Herausgeberisch verantwortlich für denThemenschwerpunkt ist Martin Winter.
Neben dem Themenschwerpunkt finden sich in der aktuellen Ausgabe wieder Beiträge in den Rubriken "Forum" und "Geschichte". Im "Forum" ordnet Boris Schmidt die verschiedenen Ansätze zur Personalentwicklung und diskutiert deren Anwendbarkeit an Hochschulen. In der Rubrik "Geschichte" werden in zwei Beiträgen die Hochschulreformen der 1960er und 70er Jahre in Deutschland untersucht. Interessant hierbei sind insbesondere auch die unterschiedlichen Perspektiven: Während sich Olaf Bartz mit der Hochschulreformen in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1964 und 1977 beschäftigt, untersucht Wolfgang Lambrecht die III. Hochschulreform in der DDR.
Wie in jedem Heft werden relevante Publikationen im Bereich Hochschul-, Bildungs- und Wissenschaftsforschung rezensiert und eine kommentierte Bibliografie zu Wissenschaft und Hochschule in Ostdeutschland von 1945 bis zur Gegenwart zusammengestellt.
Die Zeitschrift "die hochschule" erscheint zweimal im Jahr; das Einzelheft kostet 17,50 Euro, das Abonnement 34,- Euro (für Privat-AbonnentInnen 19,- Euro).
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http://www.diehochschule.de
http://Das Inhaltsverzeichnis im Internet:
http://www.hof.uni-halle.de/journal/inhalt07_2.pdf
Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Media and communication sciences, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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