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10/18/2000 08:49

Kopfklinikum feierte seinen 30. Geburtstag

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Als das Kopfklinikum der Universität Würzburg vor 30 Jahren in Betrieb ging, war es das erste seiner Art in ganz Europa. Ist das von Prof. Dr. Horst Wullstein stammende Konzept aufgegangen? Diese Frage stellte der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Dr. Klaus Roosen, am Mittwoch bei einer Feierstunde zum 30. Geburtstag des Kopfklinikums.

    Die Idee von Prof. Wullstein war es, die mit dem Zentralen Nervensystem und seinen Sinnesorganen befassten Fächer zum Wohle der Patienten und im Interesse einer koordinierten Wissenschaft in einem Haus zusammenzubringen. Dieses Konzept habe sich bewährt, so Prof. Roosen, der in diesem Zusammenhang stichpunktartig einige klinische Schwerpunkte vorstellte, aus denen sich auch die besonderen wissenschaftlichen Interessen in der Kopfklinik ergeben.

    Die nachfolgend genannten Spezialitäten seien sicher auch der Grund für den relativ hohen Anteil von Patienten (30 Prozent) aus dem überregionalen Einzugsgebiet: Glaukom und Augenchirurgie in der Augenklinik, gehörverbessernde Eingriffe inklusive Innenohr- und Hirnstammimplantate in der Hals-Nasen-Ohrenklinik (HNO), Multiple Sklerose und neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und amyotrophe Lateralsklerose in der Neurologie. Gemeinsam mit der HNO und der Kieferchirurgie versorgt die Neurochirurgie Patienten mit Tumoren der Schädelbasis. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung von Tumoren und Fehlbildungen des Gehirns und Rückenmarks bei Kindern und Erwachsenen.

    Die Neuroradiologen klären gemeinsam mit den klinischen Fächern den Wert der Therapien bei Gefäßmißbildungen des Zentralen Nervensystems, bei Tumoren im Schädel und bei Schlaganfällen. Ein besonderer Schwerpunkt: die funktionelle Kernspintomographie des Hirns. Ebenso bedeutsam ist laut Prof. Roosen die Entwicklung interdisziplinärer radiochemischer Therapiekonzepte in der Klinik für Strahlentherapie, die Anpassung der Radiotherapie an moderne bildgebende Verfahren und die weitere Verbesserung der Bestrahlungstechniken.

    "Der medizinische Erkenntnisgewinn wird in Zukunft auch in der Kopfklinik von einer sinnvollen Zusammenführung der medizinischen Grundlagenforschung mit der klinischen Wissenschaft abhängen", so der Ärztliche Direktor. Darauf habe sich die Kopfklinik in den vergangenen zehn Jahren vorbereitet: Entsprechende Laborkapazitäten wurden aufgebaut, Biologen, Physiker und medizinische Grundlagenwissenschaftler wurden zunehmend beschäftigt. Zuletzt wurde an der Neurologischen Klinik das Institut für Klinische Neurobiologie eingerichtet. Damit seien ideale Bedingungen für die wissenschaftliche Fortentwicklung der Kopffächer geschaffen.

    Das Kopfklinikum in Zahlen

    Prof. Roosen nannte in seinem Vortrag auch einige Zahlen zum Kopfklinikum. Im Jahr 1999 wurden dort 60.396 Patienten behandelt, davon 44.542 ambulant und 15.854 stationär. 70 Prozent der Patienten kamen aus Unterfranken.

    Was die Auslastung und die Liegedauer angeht, so nutze das Kopfklinikum seine Kapazitäten optimal: Eine Auslastung zwischen 80 und 95 Prozent gelte als ideale Zielgröße, und diese werde von den einzelnen Kliniken auch erreicht. Nur die Klinik für Strahlentherapie macht hier eine Ausnahme, weil sie dem Trend zu mehr ambulanter und teilstationärer Patientenbetreuung gefolgt sei. Die stationäre Behandlung dauert zwischen 6,4 (Augenklinik) und 10,6 Tagen (Neurologie), wobei die durchschnittliche Verweildauer der Patienten einen Tag unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

    In der Kopfklinik sind 136 Ärzte, 295 Schwestern und Pfleger, 160 Mitarbeiter in medizintechnischen Berufen und 60 in sonstigen Funktionsbereichen, zum Beispiel als Schreib- und Pfortendienste, tätig. Die Personalkosten machen etwa 80 Prozent des Jahreshaushalts aus, der sich auf rund 87,5 Millionen Mark beläuft.

    Der Bau der Kopfklinik kostete seinerzeit 80,6 Millionen Mark. In den vergangenen zehn Jahren fielen laut Prof. Roosen 2,1 Millionen Mark Bauunterhaltskosten an. Die Nachrüstung des Brandschutzes und die Elektrosanierung summierten sich auf 41,5 Millionen. Die in den kommenden Jahren zwingend notwendige Erneuerung der gesamten Haustechnik werde 115 bis 130 Millionen erfordern, die Installation von Großgeräten in der Neuroradiologie rund 15 Millionen.

    Zum Geburtstag der Kopfklinik wollte Prof. Roosen aber auch deren Schwachstellen nicht verschweigen: Verbesserungswürdig seien der Ab- und Antransport von Patienten und Waren. Außerdem seien die Funktionsbereiche und Stationen noch nicht elektronisch vernetzt. Ein weiteres Problemfeld: der Anspruch der Patienten auf Hotelkomfort, der jetzt vom Bundesgerichtshof bestätigt, aber nicht realisierbar sei.

    Die Festveranstaltung zum 30jährigen Bestehen des Kopfklinikums fand im Hörsaal der Neurologischen Klinik statt. Per Video wurde sie in den Hörsaal der Augenklinik übertragen. Neben Prof. Roosen referierte der Medizinhistoriker Prof. Dr. Dr. Gundolf Keil über "Die Geburtsstunde des Kopfklinikums". Die Professoren Dr. Michael Flentje, Dr. Jan Helms, Dr. Franz Grehn, Dr. Niels Sörensen, Dr. Laszlo Solymosi und Dr. Klaus Toyka stellten mit ihren Mitarbeitern anhand von typischen Krankheitsbildern per Dia und Video die vernetzten Behandlungsstrategien im Kopfklinikum vor. Grußworte sprachen Universitätspräsident Prof. Dr. Theodor Berchem und Würzburgs Oberbürgermeister Jürgen Weber.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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