"Wuerzburger leise Leseprobe" wird an Schulen getestet
Obwohl alle Grundschueler mit aehnlichen Methoden unterrichtet werden, lassen sich selbst innerhalb einer Klasse enorme Unterschiede in der Lesefertigkeit verzeichnen. Um den Leistungsstand eines Kindes abzubilden, benutzen Schulpsychologen, Beratungsstellen und insbesondere Wissenschaftler keine Schulnoten, sondern Lesetests. Einen solchen Test hat die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Wolfgang Schneider am Institut fuer Psychologie der Universitaet Wuerzburg entwickelt. Er wird derzeit auch an unterfraenkischen Schulen erprobt.
Lesetests werden zum Beispiel verwendet, um die Wirksamkeit eines Lesetrainings zu ueberpruefen. Mit ihnen kann aber auch herausgefunden werden, ob eine bestimmte Lehrmethode besser als andere geeignet ist, um Kindern das Lesen beizubringen. Ein Blick in die Kataloge von Testbibliotheken und Verlagen zeigt, dass es fuer den deutschen Sprachraum bereits eine Fuelle von Testmaterialien gibt, mit denen die Lesefertigkeit von Grundschuelern geprueft werden kann. Trotzdem erscheint eine Neuentwicklung noetig, wenn man Erscheinungsdatum, Aufgabenanforderung, theoretische Fundierung, Standardisierung und Verwendbarkeit der einzelnen Lesetests betrachtet: Es gibt laut Prof. Schneider fuer den deutschen Sprachraum derzeit kein Verfahren, das es erlaubt, die Lesekompetenz von Grundschuelern oekonomisch und ueber mehrere Klassenstufen hinweg zuverlaessig zu beurteilen. Darueber hinaus seien die angebotenen Tests in den meisten Faellen vor mehr als 20 Jahren entwickelt und mit kleinen, nicht repraesentativen Stichproben geeicht worden. Prof. Schneider und seine Mitarbeiter stellen sich nun in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefoerderten Projekt der Aufgabe, diese offensichtliche Luecke zu schliessen. Ein erster Schritt ist mit der Entwicklung der "Wuerzburger leise Leseprobe" bereits getan. Dieser Test sei, sagt Prof. Schneider, mit der gesamten Klasse, also in einer Gruppensitzung durchzufuehren und erweise sich bei einer Bearbeitungszeit von nur fuenf Minuten als ausnehmend oekonomisch. Wie sieht dieser Test aus? Die Kinder sollen jeweils einzelne Woerter moeglichst schnell lesen und dazu aus vier Bildern (mit orthographisch und semantisch aehnlichen Distraktoren) das dem Wort entsprechende anstreichen - ueber diesen Weg wird die Lesegeschwindigkeit erfasst. Dies geschieht vor dem Hintergrund neuer Forschungsergebnisse, die belegen, dass sich in einer recht lautgetreuen (Schrift-)Sprache wie dem Deutschen durchschnittliche Leser von schwachen Lesern vornehmlich hinsichtlich der Lesegeschwindigkeit unterscheiden und weniger in der Lesegenauigkeit. Mit anderen Worten: Auch schwache Leser koennen alles lesen - nur entsprechend langsamer. Der Test wird unter gleichen Bedingungen in allen vier Grundschuljahren durchgefuehrt, erlaubt also eine kontinuierliche, schuljahresuebergreifende Leistungsbeurteilung. Er ermoeglicht es laut Prof. Schneider, den Rueckstand in der Leseentwicklung eines Kindes wesentlich genauer zu bestimmen als dies mit den traditionellen Verfahren moeglich war. Zur Eichung des Tests - darunter versteht man die Erstellung sogenannter Normen, die es spaeter erlauben, individuelle Testergebnisse vor dem Hintergrund relevanter Bezugsgruppen einzuordnen - wird die "Wuerzburger leise Leseprobe" derzeit an einer repraesentativen Stichprobe von etwa 3.000 Grundschuelern aus sieben deutschen und einem oesterreichischen Bundesland getestet. Daran sind auch Schulen in Schweinfurt, Aschaffenburg, Grossostheim und Pflaumheim (beide im Landkreis Aschaffenburg) beteiligt. Zusaetzlich fliessen Daten von Schulen im Raum Wuerzburg und Kitzingen ein. Zum Ende dieses Jahres duerfte einer Prognose der Wuerzburger Psychologen zufolge ein modernes, oekonomisches und zuverlaessiges Lesetestverfahren vorliegen, das ueberdies den Schuelern bei der Durchfuehrung sehr viel Spass macht.
Kontakt: Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Telefon (0931) 888-4822, e-mail: psy4020@mail.uni-wuerzburg.de
Criteria of this press release:
Psychology, Social studies
transregional, national
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German
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