Eine neuartige Wechselwirkung zwischen Virus und Wirtszelle
Interferone loesen in tierischen Zellen einen Verteidigungsmechanismus gegen Viren aus. Bei der Erforschung dieser Abwehr kam eine voellig neue Art der Wechselwirkung zwischen Zelle und Virus zum Vorschein.
Die koerpereigenen Interferone binden an spezifische Zellrezeptoren und aktivieren - schon in geringsten Mengen - ueber eine Signalkaskade bestimmte Gene der Zelle. An dieser Signaluebertragung ist eine Proteinfamilie beteiligt, die sogenannten Interferon-regulatorischen Faktoren: Sie uebertragen das Interferon-Signal, indem sie an ganz bestimmte, kurze DNA-Zielsequenzen binden, woraufhin die Gene "angeschaltet" werden. Das kann verschiedenste Reaktionen der Zelle zur Folge haben: veraendertes Wachstum, unterschiedliche immunologische Eigenschaften oder sogar die Resistenz gegen Viren.
Derartige DNA-Zielsequenzen kommen aber nicht nur in den Genen der Zelle, sondern auch in den Genen von Viren vor, wie Prof. Dr. Christoph Jungwirth vom Institut fuer Virologie und Immunbiologie der Universitaet Wuerzburg erlaeutert. Die Interferon-regulatorischen Faktoren koennten daher auch direkt den Ablauf der Virusvermehrung steuern. Es waren die Japanerin Keiko Ozato und ihre Mitarbeiter, die zum ersten Mal nachwiesen, dass diese Faktoren die Vermehrung von Vacciniaviren - das sind Impfstaemme von Pockenviren - und auch von HIV beeinflussen: Somit war ein bisher unbekanntes, durch das Interferonsystem vermitteltes Prinzip der Wechselwirkung zwischen Zelle und Virus nachgewiesen!
Wie aber diese beiden Virusarten durch die koerpereigenen Proteine blockiert werden, ist noch unbekannt. Prof. Jungwirth: "Entscheidend fuer den Ausgang der Begegnung zwischen Zelle und Virus ist es, wie sich virale und zellulaere Makromolekuelsynthese gegenseitig beeinflussen und wie zellulaere Regelvorgaenge veraendert werden." Solche Vorgaenge sind ueberaus kompliziert - das zeigt sich allein schon an den verschiedenen Reaktionen, die sich einstellen koennen, wenn eine Saeugerzelle von einem Virus infiziert wird: Entweder vermehrt sich das Virus und die Wirtszelle stirbt. Es ist aber auch moeglich, dass die befallene Zelle sich in eine Tumorzelle verwandelt. Eine dritte Moeglichkeit: Es kommt zu einem friedlichen Nebeneinander von Virus und Wirtszelle.
Welche Bedeutung die Proteine aus der Familie der Interferon-regulatorischen Faktoren fuer die Steuerung der viralen und zellulaeren Makromolekuelsynthese der infizierten Zelle haben, soll in einem von der Volkswagen-Stiftung gefoerderten Kooperations-Projekts zwischen der Universitaet Wuerzburg und der thailaendischen Universitaet Chiang Mai erforscht werden.
Beteiligt sind als deutsche Partner Prof. Dr. Christoph Jungwirth, Dr. Barbara Zoeller und Ingrid Redmann-Mueller (Institut fuer Virologie und Immunbiologie, Wuerzburg). An der Medizinischen Fakultaet der Chiang Mai-Universitaet werden die Untersuchungen von Wasna Sirirungsi (Institute for Applied Medical Sciences), Nalmee Prempracha and Wilaiwon Petsophonsakul (Institute for Microbiology) durchgefuehrt. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem mit K. Ozato (National Institutes of Health, Bethesda, USA).
Kontakt: Prof. Dr. Christoph Jungwirth, Telefon (0931) 201-3955, e-mail: viro005@mail.uni-wuerzburg.de
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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