Bochum, 12.12.1997 Nr. 249
Von der Molekülarchitektur zum Aufbau der Pflanze Auf der Suche nach den Konstruktionsprinzipien der Zellen Bochum erhält Sonderforschungsbereich zur Molekularbiologie
Tiere sind schon zum Zeitpunkt der Geburt organisch weit entwickelt, ihr späteres Wachstum läuft nach festem Programm ab. Pflanzen dagegen entwickeln die meisten Organisationseinheiten erst nach der Keimung und dann in Abhängigkeit von der Umwelt, z.B. der Licht - und Wasserversorgung. Die molekularen Grundlagen dieses - im Vergleich zum Tier wenig determinierten - pflanzlichen Aufbaus sind Thema des Sonderforschungsbereichs ,Molekulare Biologie komplexer Leistungen von botanischen Systemen" (SFB 480), den die RUB von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) soeben bewilligt bekommen hat. Sprecher des SFBs ist der renomierte Biologe und Leibniz-Preisträger des Jahres 1995, Prof. Dr. Elmar Weiler (Pflanzenphysiologie., Fakultät für Biologie der RUB). Die DFG fördert diesen Forschungsverbund, international einzig in seiner Art, voraussichtlich ab Januar 1998 zunächst für drei Jahre mit 7,5 Mio DM.
Schwerpunkte
Wenig hat die Wissenschaft bisher über die molekularen Grundlagen der pflanzlichen Konstruktion zu Tage gefördert. Die Bochumer Forscher wollen den Bauprinzipien nun auf drei Ebenen näherkommen: der Ebene der Moleküle, der Ebene der Organellen (hochorganisierte Zellbestandteile) und der Ebene der Zellen bis hin zu ganzen Organismen. Das Besondere des Bochumer SFBs liegt in der Verknüpfung dieser bislang nur isoliert betrachteten Bereiche.
Von Photosynthese und Ackerschmalwand ...
Auf molekularer Ebene sind die Wissenschaftler z. B. an der Photosynthese, also der Herstellung chemischer Verbindungen unter der Einwirkung von Licht, interessiert. Komplizierte Reaktionssysteme bewirken diese Energieumwandlung. Wie erzeugt die Pflanzenzelle diese komplexe Molekülarchitektur? Im Bereich der Organellen untersuchen die Biologen z.B. Peroxisome der Hefe, die u.a. den Fettsäureabbau steuern. Auf der dritten Ebene, unter den höheren Pflanzen, ist die Ackerschmalwand (Arabidopsis) als Modellpflanze die Favoritin der Genetiker, da sie unter den Blütenpflanzen das einfachste Genom hat. Die Molekularbiologen bauen ihr ein Konstrukt aus pflanzlichem Promotor (genetisches Kontrollelement) und Reporter-Gen (z.B. bakterielles Enzym) ein, um so Rückschlüsse auf die den Promotor regulierenden Gene zu ziehen. Dies ermöglicht Einblicke in die hormonelle Steuerung der pflanzlichen Entwicklung.
Besonderheit: Nachwuchswissenschaftler stellen die Hälfte der Projekte
Der SFB ist für den - in diesen Zeiten nicht auf Rosen gebetteten -wissenschaftlichen Nachwuchs eine große Chance: Die Hälfte der 14 Einzelprojekte wurde von Nachwuchskräften eingereicht, alle wurden von der DFG in die Förderung einbezogen. So ist es Habilitanden möglich, Teilprojekte frühzeitig eigenverantwortlich zu leiten.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Elmar Weiler, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Biologie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-4291, Fax: 0234/7094-187
Journalistenseminar in Vorbereitung
Zu einem Journalistenseminar mit Laborbesichtigungen werden wir rechtzeitig einladen, wenn der SFB seine Arbeit im Januar aufgenommen hat.
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Information technology
transregional, national
Research projects
German
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