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11/08/2000 09:50

Neue Lernumgebungen in der Erwachsenenbildung. Zweite internationale ERDI-Konferenz

Christine Schumann M. A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

    Herausforderungen in der Erwachsenen-/Weiterbildung, Umbrüche im Lernen und kreative Lernumgebungen, darüber diskutierten am 29. und 30. September 2000 in Bergisch-Gladbach Expertinnen und Experten aus 15 europäischen Ländern. Sie tauschten ihre Erfahrungen mit der Weiterbildungspraxis in ihren jeweiligen Länder aus und stellten ihre Zukunftsplanungen und vorhandene Gestaltungsspielräume dar. Anlass dazu war eine internationale Konferenz zum Thema "Flexible Learning in New Environments - Contents and Contexts", zu der das Consortium of European Research and Development Institutes for Adult Education (ERDI) eingeladen hatte.

    Herausforderungen in der Erwachsenen-/Weiterbildung, Umbrüche im Lernen und kreative Lernumgebungen, darüber diskutierten am 29. und 30. September 2000 in Bergisch-Gladbach Expertinnen und Experten aus 15 europäischen Ländern. Sie tauschten ihre Erfahrungen mit der Weiterbildungspraxis in ihren jeweiligen Länder aus und stellten ihre Zukunftsplanungen und vorhandene Gestaltungsspielräume dar. Anlass dazu war eine internationale Konferenz zum Thema "Flexible Learning in New Environments - Contents and Contexts", zu der das Consortium of European Research and Development Institutes for Adult Education (ERDI) eingeladen hatte. ERDI, ein Verband, der seit zehn Jahren die länderübergreifende Netzwerkarbeit in der Weiterbildungsforschung fördert, bietet mit seinen internationalen Konferenzen - die letzte hatte Fragen der Qualitätssicherung in der Weiterbildung zum Thema - Fachleuten der Erwachsenenbildung ein Forum zum grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch.
    Die Erfahrungen, die andere Nationen auf einem bestimmten Gebiet gesammelt haben, bilden ein wertvolles und fruchtbares Anregungspotenzial für die Arbeit im eigenen Land. Selbst wenn diese Erfahrungen in den seltensten Fällen unmittelbar übertragen werden können, helfen sie dabei, vorhandene Probleme aus neuen Perspektiven zu beleuchten und die Entwicklung innovativer Lösungsansätze einzuleiten.
    Bei der diesjährigen Konferenz zu neuen Lernumgebungen zeichneten sich in den 15 europäischen Ländern gemeinsame Trends ab - beim Lehren und Lernen mit Hilfe neuer Medien, bei der Veränderung der Lernformen und beim Ansprechen neuen Zielgruppen der Weiterbildung. Neben diesen Themen, die die Weiterbildung grenzüberschreitend bewegen, wurde aber auch deutlich, dass sich die Weiterbildungsforschung in den einzelnen Ländern unterschiedlich entwickelt.
    Gemeinsamkeiten in der Entwicklung
    Gemeinsam ist das Bestreben, die mit den neuen Medien verbundenen Möglichkeiten zu nutzen und so die Lernkultur zu erweitern: neue Zielgruppen anzusprechen - Minderheiten im Land, Personenkreise, die bisher ohne räumlichen oder sozialen Zugang zur Weiterbildung sind, zeitliche Flexibilität für die Lernenden einzurichten oder auch Entfernungen zu überbrücken, ebenso wie soziale Barrieren. Vielfach wurde in Abgrenzung zu traditionellen Lernarrangements die Vorzüge eines demokratischen 'approach' beschrieben. Er würde eine Lernkultur mit weniger institutionellen Regeln (bzgl. Lernort, Veranstaltungszeiten und Lerngruppe), mehr problemzentriertem Lernstoff und freierer Einteilung der Lernsequenzen und größerer Selbstbestimmung des Lernprozesses bieten. Innovative Impulse dazu gibt es beispielsweise in der Bildungsarbeit mit Sinti und Roma in Katalonien oder Ungarn.
    Lernorte als wichtiger Bestandteil einer erweiterten Lernkultur
    Den Orten, an denen informell, also unabhängig von den festgelegten Strukturen und Abläufen traditioneller Lernformen - einem Kurs etwa - gelernt wird, galt große Aufmerksamkeit. Informelles Lernen, das sich an den unterschiedlichsten Orten ereignet, hat es zu jeder Zeit gegeben, nur rückte es als solches nicht immer ins Blickfeld der Erwachsenenbildung. "Neue Lernumgebungen gibt es nicht", war deshalb auch eine im Rahmen der Konferenz geäußerte provokante Feststellung. Zweifelsohne neu ist jedoch das länderübergreifende Phänomen, dass die vielfältigen Lernorte in der pädagogischen Diskussion verstärkt wahr genommen werden, und es erklärter Wille ist, diese bewusst in die Lernplanung mit einzubeziehen.
    Auch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Einrichtungen (Museen, Bibliotheken) mit den jeweiligen Weiterbildungseinrichtungen am Ort wird in vielen Ländern bereits praktiziert. Beim Aufbau neuer Lernkulturen wird diesen Ansätzen auch weiterhin großes Interesse gelten.
    Europa der zwei Geschwindigkeiten - auch in der Weiterbildung
    Die Möglichkeiten, eine moderne Lern-Infrastruktur einzurichten sind sehr verschieden. Unterschiedliche Geschwindigkeiten müssen dabei in Kauf genommen werden. So haben beispielsweise die Vertreter/innen der osteuropäischen Länder großes Interesse an den neuen Entwicklungen, stehen aber vor dem Dilemma, kaum Ressourcen zur Verfügung zu haben. In den nördlichen und westlichen europäischen Ländern werden demgegenüber große Investitionsanstrengungen unternommen, die südeuropäischen Länder bewegen sich zwischen diesen beiden Geschwindigkeiten der Modernisierung der Lernumwelten.
    Neue Lernkultur: Vision und Wirklichkeit
    Hält die Realität den Visionen stand? In der Abschlussdiskussion wurden Überlegungen dazu angestellt, was sich tatsächlich hinter den vielfach beschworenen neuen Lernumwelten und Lernkulturen verbirgt. Ist lediglich die Rolle des Lernens in der Gesellschaft eine neue, während die Ebene des individuellen Lernens im Prinzip weiterhin den gleichen Bedingungen wie zuvor unterliegt? Ein Teilnehmer warf die These auf, dass die Makroebene des Lernens in einem Veränderungsprozess begriffen sei, weniger jedoch die Mikroebene. In Frage stand, was an neuer Didaktik gebraucht wird, wenn Weiterbildung verstärkt mit neuen Lernorten, neuen Medien oder anderen Umgangs- und Organisationsformen des Lernens kombiniert werden - und damit auch dem Lernen selbst ein neuer Stellenwert zugesprochen wird. Lernende, und das wurde ausdrücklich betont, müssen als veränderungsbereite ('transformative') Wesen angesehen werden, nicht als solche, die darauf warten, versorgt zu werden.
    "Die Umbrüche, die sich zur Zeit im Lernen zeigen, stellen für die gesamte Erwachsenen-/Weiterbildung eine Herausforderung dar. Ihr kann man offensiv begegnen", erklärte Ekkehard Nuissl, Präsident von ERDI, "indem Lernumgebungen so kreativ wie möglich gestaltet werden." Eine wesentliche Bedingung für das Entfalten von Kreativität ist das - grenzüberschreitende - Austauschen von Erfahrungen und Eindrücken. Wie groß das Interesse auf europäischer Ebene daran ist, hat die engagierte und harmonische Atmosphäre, in der die Tagung verlief, bewiesen. Der Einblick in die Weiterbildungspraxis der anderen Länder versprach Impulse für die je eigene Praxis und bot Muße für übergreifende Reflexionen zu den neuen Strömungen in der Erwachsenenbildung. Die Unterschiede zwischen Vision und Realität erwiesen sich am Ende als gar nicht so groß.

    Information: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Internationales, Susanne Lattke, Fon 069/95626-165, Fax 069/95626-174, E-Mail lattke@die-frankfurt.de

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    More information:

    http://www.die-frankfurt.de/Internationales


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    Criteria of this press release:
    Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Science policy, Scientific conferences
    German


     

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