Jena. (09.11.00) Im vergangenen Jahr verfassten vier Professoren der Universität Jena einen Uni-Krimi "Unter Talaren", der mit samtener Ironie das akademische Treiben an der Thüringer Traditionsuniversität widerspiegelt. Aus dem Verkaufserlös des Taschenbuchs wird jetzt ein Stipendium für eine kosovo-albanische Studentin in Jena finanziert.
Für Fetije Shala und Vlora Xheladini ist ein überraschendes Glück in Erfüllung gegangen. Beide kosovo-albanische Studentinnen von der Jenaer Partneruniversität in Prishtina studieren an der Friedrich-Schiller-Universität Germanistik und Deutsch als Fremdsprache, aber nur für eine von beiden steht ein Stipendium des Freistaats Thüringen zur Verfügung - 900 Mark im Monat, die sich beide schwesterlich teilen. Nun kam Hilfe von unerwarteter Seite: Heute überreichten Hans-Richard Bartels und Horst Althaus, Inhaber und Geschäftsführer der Jenaer Universitätsbuchhandlung (JUB), einen Scheck über exakt 6.459,45 Mark. Damit wird das fehlende zweite Stipendium finanziert, das für das laufende Winter- und sogar bis weit in das kommende Sommersemester reicht. Das Geld stammt aus dem Verkaufserlös des Uni-Krimis "Unter Talaren", den im Sommer letzten Jahres vier Jenaer Professoren zunächst als Fortsetzungsgeschichte für das "Uni-Journal Jena" verfassten und wenig später als Taschenbuch publizierten.
Die vier Professoren Helmut G. Walther (Geschichte), Klaus Dicke (Politikwissenschaft), Rolf Gröschner (Rechtswissenschaft) und Wolfgang G. Müller (Anglistik) sowie der Zeichner Jens Geiling, der das Buch illustrierte, verzichteten auf jegliches Honorar, und der Verlag Palm&Enke sowie die JUB berechneten für ihre Dienste keinen Pfennig. Lediglich Druckkosten und Mehrwertsteuer wurden von dem Verkaufserlös der inzwischen nahezu vergriffenen 1.000 Exemplare abgezogen. Allen Autoren hat ihr Schaffen kreative Freude bereitet, jetzt wird offensichtlich, dass Literatur auch eine soziale Dimension erfüllt.
Der Jenaer Uni-Krimi, der mit samtener Ironie das akademische Leben an der Thüringer Traditionsuniversität widerspiegelt, wurde übrigens inzwischen auch Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung: In Freiburg hat eine junge Literaturwissenschaftlerin ein Dissertationsprojekt über selbstreferenzielle literarische Texte aus Universitäten aufgenommen. Neben Schwanitz' "Campus"-Roman analysiert sie in ihrer Arbeit auch das unernste Treiben "Unter Talaren".
Friedrich-Schiller-Universität
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