Hohe Auszeichnung für Gründungsdirektor des Gießener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft - Preisverleihung am 29. Juni 2009 in Halle (Saale)
Mit seinem "Preis zum Welttheatertag" zeichnet das Internationale Theaterinstitut e.V. (ITI), Zentrum Bundesrepublik Deutschland, den Theaterwissenschaftler und Gründer des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft der Universität Gießen Andrzej Wirth in diesem Jahr aus. Die Preisverleihung findet am Sonntag, 29. Juni 2008 um 16.00 Uhr im Festivalzentrum "Neue Residenz" (Domstraße 5) in Halle (Saale) statt. Der Preis in Form einer Urkunde wird im Rahmen des Festivals "Theater der Welt" übergeben. Die Laudatio hält René Pollesch. Im Rahmen der Veranstaltung präsentiert das ITI die essayistische Videoperformance "Las Venice" von Andrzej Wirth und Thomas Martius.
"Dass gutes Theater immer auch ein Theater ist, das die ästhetischen und politischen Grenzen ignoriert, haben Sie mit Ihrem weltoffenen Blick auf diese Kunstform nicht erst mit der Gründung des Instituts deutlich gemacht, so Prof. Heiner Goebbels in seiner Gratulation an Andrzej Wirth im Namen des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft. "Dass wir mit unserer täglichen Theorie und Praxis auch Teil Ihres Lebenswerkes sind, das mit diesem Preis ausgezeichnet wird, darüber freuen wir uns mit Ihnen."
Als Gründungsdirektor und ehemaliger Professor des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft habe Andrzej Wirth in Gießen einen Studiengang geschaffen, der in seiner Ausrichtung - nicht nur in Deutschland - einmalig sei und aus dem Künstler wie René Pollesch, Rimini Protokoll, She She Pop etc. hervorgegangen sind, so das ITI in einer Presserklärung zur diesjährigen Preisvergabe. Die Ehrung verweise auf das Lebenswerk des Theatermannes Andrzej Wirth und auf die Wurzeln des performativen Theaters in Deutschland.
Andrzej Wirth habe das Theater Bertolt Brechts, Heiner Müllers, Robert Wilsons oder Jerzy Grotowskis in die Welt und in die Köpfe der nächsten Generationen getragen. "Er hat Ideen von Theaterkünstlern aufgegriffen und im umfassendsten Sinn weiter gedacht und weiter gegeben. Mit seinem Lebenswerk hat Andrzej Wirth Theater als etwas immer wieder neu zu Erfindendes postuliert und mit diesem Virus weltweit Künstler angesteckt", heißt es weiter.
Andrzej Tadeusz Wirth, 1927 im polnischen Wlodawa geboren, studierte nach dem Krieg Analytische Philosophie in Lodz und Warschau und wurde in Breslau mit einer Dissertation über Brecht promoviert. Auf Einladung von Bertolt Brechts Berliner Ensemble ging er 1956 für zwei Jahre nach Berlin und nahm Kontakt mit deutschen Intellektuellen und Literaten auf. Er schloss sich der Gruppe 47 an und wurde als Kritiker, Übersetzer und Herausgeber zum Vermittler zwischen deutscher und polnischer Kultur.
1966 ging Andrzej Wirth als Gastprofessor in die USA, dort unterrichtete er an der Stanford University und der City University of New York; außerdem erhielt er Gastprofessuren an der Harvard University, in Yale, in Oxford und an der Freien Universität Berlin. 1982 folgte er einem Ruf an die Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er das erste deutsche Institut für Angewandte Theaterwissenschaft gründete, das er bis 1992 geleitet hat. Sein beruflicher Lebensweg ist eng verbunden mit Robert Wilson und Heiner Müller, die er - neben weiteren prominenten Vertretern der internationalen Theaterszene - auch als Gastprofessoren an das Institut nach Gießen holte.
Der Preis des ITI zum Welttheatertag würdigt Ländergrenzen übergreifende Theaterarbeit und beispielgebende Leistungen. Der erste Preisträger war 1985 der Regisseur Klaus-Michael Grüber. Zu den Preisträgern zählen unter anderen auch der Dramatiker und Regisseur George Tabori (1986) Pina Bausch (1990), Hans Werner Henze (1991), William Forsythe (1996), das GRIPS-Theater Berlin mit seinem Autor und Theaterleiter Volker Ludwig (1999), Frank Castorf (2003) und Heiner Goebbels (2006).
Kontakt:
Zentrum Bundesrepublik Deutschland des
Internationalen Theaterinstituts e.V. (ITI),
Telefon: 030 / 791 17 77
Criteria of this press release:
Art / design, Language / literature, Music / theatre
transregional, national
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German
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