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11/14/2000 11:37

Fakultät Raumplanung sucht Kooperation mit drei Hochschulen in der kurdischen Schutzzone

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Die Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund will in Zusammenarbeit mit den Hochschulen der kurdischen Schutzzone im Nord-Irak die Aus- und Weiterbildung von Regionalplanern voranbringen. Mit Hilfe der künftigen Fachleute sollen die Aufbauhilfen effektiver eingesetzt werden. Federführend bei der Initiative der Fakultät ist Prof. Dr. Günter Kroes, Leiter des Fachgebiets "Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanz- und Haushaltsplanung". Sachkundige Partner vor Ort im Irak fand er beim Verein "Dortmunder helfen Kurden".

    Prof. Dr. Günter Kroes berichtet über den Hintergrund des Kooperationsprojektes:

    Aus zahlreichen Diskussionen mit dem sehr aktiven und gemeinnützigen Verein "Dortmunder helfen Kurden" sowie aus eigener Anschauung anlässlich meines Besuches im Nord-Irak im Februar diesen Jahres sind mir einige Planungs- und Entwicklungsprobleme des Nord-Irak sehr bewusst geworden. Aus diesem Grund sind wir gemeinsam initiativ geworden, um bei der Lösung der Probleme zu helfen.

    Im Norden des Irak hat seit der Ausrufung der Zone zum Schutz der Kurden vor der Verfolgung - unter anderem durch Saddam Hussein in 1991 - eine weitgehend von der übrigen Entwicklung des Irak losgelöste Entwicklung stattgefunden.
    1992 wurde in freien Wahlen ein regionales Parlament gewählt, dass heute de facto die Regierungsgeschäfte in diesem Gebiet autonom wahrnimmt. Zur Stabilisierung trägt überdies bei, dass die Hilfsgüter aus dem "Food for Oil" - Programm der UN im Norden des Iraks tatsächlich zum Wiederaufbau des Landes eingesetzt werden. Auch sind viele Hilfsorganisationen in diesem kurdischen Teil des Irak tätig, um beim Wiederaufbau der zerstörten Regionen zu helfen.
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    Vernichtungsaktionen gegen Kurden im Irak

    Wie aus zahlreichen Veröffentlichungen bekannt ist, wurden große Teile dieser Region im Krieg zwischen Iran und Irak zerstört. Saddam Hussein schreckte auch vor dem Einsatz von Giftgas gegen die Kurden seines eigenen Landes nicht zurück. Zwangsumsiedlungen und die Zerstörung tausender Dörfer im Grenzbereich zu Iran und Türkei wurden von Saddam Hussein angeordnet, und die Bevölkerung in sogenannte "collective villages" zwangsumgesiedelt. Insgesamt sind während der Jahre von 1975 bis 1990 große Teile des kurdischen Siedlungsgebietes im Nord-Irak zerstört worden.
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    Flucht in die Städte hat Lebensgewohnheiten verändert

    Inzwischen erfährt die Region zunehmend Hilfe, so vor allem aus dem "Food for Oil"-Programm. Eine Koordination der Maßnahmen und eine gezielte Entwicklungsplanung scheinen jedoch noch weitgehend zu fehlen. Das führt dazu, dass die Hilfsmittel oft wenig effizient eingesetzt werden.

    Wenig erfolgversprechend ist beispielsweise, wenn kleine ehemalige Dörfer einfach wieder aufgebaut werden, ohne für die Zukunft zu planen. Die aus den Dörfern vertriebenen Bewohner, die die Angriffe überlebt haben, hatten in der Zwischenzeit meist in den Slums größerer Städte des In- und Auslandes Zuflucht gefunden. Sie haben dort städtisches Leben mit Schulversorgung, Gesundheitsversorgung, Strom- und Wasserleitungen kennengelernt. Das hat ihre bisher noch sehr traditionellen, von Kleinstdörfern geprägten Gewohnheiten verändert.

    Wenn diese Landbewohner in die zerstörten Regionen zurückkehren, erwarten sie nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Mindestversorgung, die den städtischen Infrastrukturen, die sie inzwischen kennen gelernt haben, entspricht. Sie benötigen auch Saatgut und Geräte, um mit dem Ackerbau neu beginnen zu können.

    Da aber auch eine Mindestversorgung - etwa mit Schulen und ärztlichen Versorgungsstationen - nicht für jedes traditionelle Dorf mit hundert oder zweihundert Einwohnern geschaffen und unterhalten werden kann, ist eine Neuorientierung des Siedlungskonzeptes zwingend erforderlich. Es muss sowohl den traditionellen dörflichen Strukturen als auch den gewachsenen Ansprüchen an eine staatliche oder kommunale Infrastruktur gerecht werden.
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    Ansatzpunkte für Hilfe der Raumplaner

    Solche Konzepte scheinen jedoch in dem kurdischen Teil des Irak noch völlig zu fehlen, wenn man von Einzelaktivitäten des Vereins "Dortmunder helfen Kurden" absieht.

    Aus zahlreichen Gesprächen mit Ministern, leitenden Beamten sowie Hochschul-Vertretern wurde deutlich, dass ein Problembewusstsein für die Notwendigkeit von konzeptionellen Planungen nur bei wenigen Führungskräften vorhanden ist.
    Aus dieser Erfahrung entstand der Gedanke, in Zusammenarbeit mit den drei Universitäten im Nord-Irak Crash-Kurse in Entwicklungsplanung durchzuführen. Hierbei sollen parallel zwei Zielgruppen angesprochen werden:

    - zum einen Multiplikatoren innerhalb der Hochschulen, um deren Planungsbewusstsein zu wecken und zu verstärken und ihnen beim Aufbau eigenständiger Planungskurse, möglicherweise sogar eines Studiengangs für Planer, zu helfen.

    - Parallel dazu sollen, ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Universitäten, auch Schlüsselpersonen aus Politik und Verwaltung, die täglich mit den Wiederaufbaumaßnahmen befasst sind, eingebunden werden. Sie sollen in speziellen weiterbildenden Planungskursen lernen, ihre täglichen Aufgaben gezielter und effizienter wahrnehmen zu können.
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    Nähere Auskünfte:
    Prof. Dr. Günter Kroes, Tel.: 0231 - 755 - 2378.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Construction / architecture, Environment / ecology, Geosciences, Law, Oceanology / climate, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Studies and teaching
    German


     

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