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07/31/2008 09:12

Fische lügen, wenn es um Sex geht - Potsdamer Biologen wiesen erstmals nach, dass Tiere Paarungskonkurrenten in die Irre führen

Sylvia Prietz Referat für Presse-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit
Universität Potsdam

    Lügen ist im Tierreich weiter verbreitet, als bisher angenommen. Nicht nur Menschen, Affen und Vögel sind dazu in der Lage, sondern sogar schon Fische. Das hat ein Forscherteam um den Biologen Dr. Martin Plath von der Universität Potsdam herausgefunden. Täuschungsmanöver im Tierreich hatten Wissenschaftler zum Beispiel beobachtet, wenn es um Nahrungskonkurrenz ging. Dass Tiere auch bei der Partnerwahl täuschen können, haben nun erstmals die Potsdamer Wissenschaftler nachgewiesen. Ihre Forschungsergebnisse sind heute in der Online-Ausgabe des Fachjournals Current Biology erschienen.

    Plath und seine Kollegen hatten das Paarungsverhalten von zwei eng miteinander verwandten Zahnkärpflingsarten untersucht. Diese unscheinbaren, nur wenige Zentimeter großen mexikanischen Süßwasserfische sind lebend gebärend. Während die eine Art sich ganz "normal" sexuell fortpflanzt, vermehrt sich die andere über Jungfernzeugung. Männchen werden für die Befruchtung also eigentlich nicht gebraucht, jedoch löst erst die Anwesenheit von männlichem Sperma die Entwicklung der Nachkommen aus. Da durch Jungfernzeugung immer nur Weibchen entstehen, müssen diese Weibchen auf die Männchen der verwandten Art zurückgreifen. Die Männchen haben allerdings von diesem Sex-Parasitismus nichts, da sie ihre Gene so nicht verbreiten können. Instinktiv bevorzugen sie bei der Paarung deshalb Weibchen ihrer eigenen Art. Zudem haben sie eine Vorliebe für besonders große Weibchen, da diese mehr Nachkommen zur Welt bringen können als kleine. Darüber hinaus kopieren Männchen aber auch die Paarungsvorlieben anderer Männchen. Dieses Verhalten machen sich die Männchen zunutze, um ihre Konkurrenten zu täuschen.

    Plath und sein Team untersuchten zunächst die Partnerwahl von Männchen, wenn kein Konkurrent in der Nähe war. Die Fische verhielten sich erwartungsgemäß und interessierten sich wesentlich stärker für die Weibchen ihrer eignen Art sowie für die größeren Weibchen, wenn ihnen zwei unterschiedlich große arteigene Weibchen präsentiert wurden. War jedoch ein Artgenosse in der Nähe, der sie beobachtete, änderte sich ihre "Vorliebe" auf einmal. Dann interessierten sie sich anfänglich vor allem für die Weibchen, die sie vorher links liegen gelassen hatten, meistens jedoch ohne sich tatsächlich mit diesen zu paaren. Die Forscher schlussfolgern aus diesem Verhalten, dass die Fische ihre männlichen Konkurrenten täuschen, damit diese ihr Sperma an die Weibchen verschwenden, mit denen sie gar keine oder weniger gemeinsame Nachkommen zeugen können. Die Lügner selbst können dann ihre ganze Zeugungspotenz auf Weibchen konzentrieren, die reichlich gemeinsame Nachkommen versprechen. Als nächstes wollen die Biologen nun herausfinden, ob auch andere lebend gebärende Fischarten Lügner sind.

    Hinweis an die Redaktionen:
    Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Martin Plath vom Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam telefonisch unter 0331/977-5586, E-Mail: mplath@uni-potsdam.de.

    Weitere Informationen sind auch unter www.current-biology.com abrufbar.

    Diese Medieninformation ist auch unter www.uni-potsdam.de/pressmitt/2008/pm189_08.htm im Internet abrufbar.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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