Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn nimmt Stellung im Streit um Honorarprofessor Dr. Günther Zehm.
Jena (28.11.00) Mit Unverständnis reagiert der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität, Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn, auf die Kampagne der Antifaschistischen Hochschulgruppe Jena gegen Honorarprofessor Dr. Günther Zehm. "Ich teile die Meinungsäußerungen Herrn Zehms in keiner Weise und finde auch die von ihm gewählten Publikationswege nicht adäquat", so Meyn, "aber ich kann darin nicht erkennen, dass er den Boden unserer freiheitlich-demokratischen Verfassung verlassen hat." Daher will Meyn dem Jenaer Philosophie-Professor auch nicht den "Mund verbieten": "Das, was ich von Herrn Zehm gelesen habe, ist durch die Wissenschaftsfreiheit gedeckt. Wie sollte ich als Jurist ihm seine Grundrechte verwehren?" Vielmehr fordert Meyn zu einer politisch-intellektuellen Auseinandersetzung mit Zehm auf, lehnt aber ein Tribunal in Abwesenheit des Beschuldigten ab.
Zum Hintergrund: Prof. Dr. Günther Zehm wird vorgeworfen, in einem rechts-extremistischen Netzwerk zu agieren und Beiträge in einschlägigen Publikationen, darunter der "Jungen Freiheit", zu veröffentlichen. Der Ernst-Bloch-Schüler bekannte sich bereits zu DDR-Zeiten als Lehrer an der Universität Jena zur Meinungsfreiheit und nahm dafür sogar die Verhaftung und eine mehrjährige Gefängnisstrafe in Kauf. Nach seiner Freilassung war er in Westdeutschland - u. a. für die Tageszeitung "Die Welt" - in exponierter Stellung publizistisch tätig und wurde unmittelbar nach der politischen Wende als Honorarprofessor an die Friedrich-Schiller-Universität berufen.
"Ich gehe davon aus, dass unsere Wissenschaftler und auch unsere Studenten in der Lage sind, sich kritisch mit den heute von Herrn Zehm vertretenen Positionen auseinanderzusetzen", schlägt Rektor Meyn einen Weg vor. "Nicht zuletzt aufgrund seines persönlichen Lebensschicksals hat er aber gebührenden Respekt und faire Umgangsformen verdient." Das Institut für Philosophie organisiert im Januar eine öffentliche Diskussion mit Prof. h.c. Dr. Günther Zehm.
Friedrich-Schiller-Universität
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