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09/08/2008 10:37

Spezial-Edelstähle helfen bei Simulation des Urknalls: ThyssenKrupp Nirosta lieferte Werkstoffe für größten Teilchenbeschleuniger der Welt

Erik Walner Öffentlichkeitsarbeit und Vorstandsbüro
ThyssenKrupp Stainless AG

    Woraus besteht das Universum? Wie ist es entstanden und wodurch existieren wir?
    Wissenschaftler haben auf diese Fragen keine klaren Antworten. Dies könnte sich schon bald
    ändern. An einer der weltweit renommiertesten Kernforschungseinrichtungen - dem CERN
    (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) in Genf - entsteht zurzeit der größte
    Teilchenbeschleuniger der Welt: Der LHC (Large Hadron Collider) ist eine Maschine, die den
    "Urknall" simulieren kann. Forscher bezeichnen den Urknall als Beginn des Universums, bei
    dem im Zusammenwirken von Elementarteilchen und Energie Materie entstand. Der LHC ist in
    der Lage, ähnliche Bedingungen herzustellen, wie sie nur wenige Augenblicke nach dem Urknall
    aufgetreten sein dürften und kann somit möglicherweise zur Klärung der noch ungelösten
    Fragen beitragen. Mit diesem weltweit noch nie dagewesenen wissenschaftlichen Versuch
    betreten die Forscher Neuland und erhoffen sich wichtige Erkenntnisse über den Anfang allen
    Seins. ThyssenKrupp Nirosta lieferte für das zwei Milliarden Euro teure Projekt zwei spezielle
    hoch legierte Edelstähle, die die äußerst hohen Anforderungen der in einer circa zehnjährigen
    Bauphase entstandenen kreisförmigen Tunnel-Konstruktion erfüllen. In 100 Meter Tiefe und auf
    einer Länge von 27 Kilometern bohrt sich diese durch das Jura-Gebirge. Dabei wird die Grenze
    zwischen der Schweiz und Frankreich zweimal unterquert. Mit den vorbereitenden Maßnahmen
    für die Tests ist begonnen worden. Die Inbetriebnahme des LHC ist für Mitte September geplant,
    die offizielle Einweihung für Oktober.

    "Niemals zuvor hat es ein Projekt dieses Ausmaßes gegeben", erklärt Professor Lucio Rossi,
    Physiker und Gruppenleiter in der Beschleuniger-Technologie am CERN. "Wir können es kaum
    erwarten, was dabei herauskommt." Und so funktioniert der spezielle Beschleuniger: Protonen -
    Bausteine von Atomen - werden in zwei separaten kreisförmigen Vakuumröhren und in
    entgegengesetzter Richtung bis auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, um in vier
    Kreuzungspunkten, an denen sich mehrere riesige Messgeräte (Detektoren) befinden, immer
    wieder zu kollidieren. Elektrische Hochfrequenz-Felder sorgen dafür, dass die Teilchen auf ihrer
    Reise durch die verschiedenen Teile der Maschine bis zum letzten Abschnitt des Komplexes,
    dem LHC, immer mehr Energie aufnehmen.

    Die sogenannten Quadrupol-Magnete, die aus vier magnetischen Polen bestehen, wirken als
    magnetische Linsen und bündeln den Teilchenstrom abwechselnd in horizontaler und vertikaler
    Richtung. Somit halten sie ihn auf einer vorbestimmten "Flugbahn". "Durch die spezielle
    Anordnung verschiedenster Magnete werden die Schwingungen der Teilchen rund um diese
    Bahn begrenzt", erklärt Dr. Theodor Tortschanoff, Physiker am CERN und dort zuständig für den
    Bau der Magnete. "Sie können also nicht auf die Wand der Vakuumkammer treffen, was ihren
    Verlust für das Experiment bedeuten würde." ThyssenKrupp Nirosta lieferte für die rund 500
    Quadrupol-Magnete des LHC 860 Tonnen Vormaterial aus dem nicht magnetisierbaren
    Werkstoff Nirosta 4375, einem manganhaltigen Voll-Austenit (X2 Cr Mn Ni N 20-9-7), aus dem
    später die Teile der Vorspannringe gefertigt wurden. Dr. Alfred Otto, Vorstand für Strategische
    Produktentwicklung bei der ThyssenKrupp Nirosta: "Der Werkstoff hat ganz besondere
    physikalische Eigenschaften, die auch noch nahe dem absoluten Nullpunkt - also bei minus 271
    Grad Celsius - gegeben sind." Die extrem niedrige magnetische Leitfähigkeit und die hohe
    Festigkeit des Materials sorgen dafür, dass es nicht selbst magnetisiert wird und den starken
    Kräften in der Magnetspule standhält. Dr. Detlef Krischel ist Bereichsleiter bei ACCEL
    Instruments GmbH in Bergisch Gladbach und verantwortlich für die Magnetprojekte: "Die hohe
    Qualität dieses speziellen Materials war ein wesentlicher Baustein für die reibungsfreie
    Serienfertigung der Magnete. Sie ermöglicht erst die hervorragenden mechanischen und
    magnetischen Eigenschaften."

    Ohne einen weiteren wichtigen Werkstoff von ThyssenKrupp Nirosta würden die Partikel im LHC
    jedoch gar nicht erst zirkulieren können. Die Magnete mit ihren supraleitenden - d. h.
    widerstandslosen - Spulen können die Teilchen nämlich nur dann auf ihrer Bahn halten, wenn
    sie auf minus 271 Grad Celsius heruntergekühlt wurden. Dies geschieht mithilfe eines
    Ringleitungssystems, das parallel zu den Magneten verläuft. Hierüber werden die Magnete mit
    flüssigem Helium zur Kühlung versorgt. Erst durch die niedrige Temperatur werden die
    Magnetspulen supraleitend und ermöglichen so ohne Energieverlust die Beschleunigung
    der Teilchen bis auf Lichtgeschwindigkeit. Für die Ringleitung benötigt man einen Edelstahl
    wie den Nirosta 4307, einen Chrom-Nickel-Stahl (X2 Cr Ni 18-9), der auch bei tiefsten
    Temperaturen noch hinreichend zäh und damit risssicher ist. 450 Tonnen Vormaterial dieses
    Werkstoffes lieferte ThyssenKrupp Nirosta an die Firma Butting, einen Edelstahl-Verarbeiter,
    der daraus circa 120 Kilometer Rohre mit vier unterschiedlichen Abmessungen fertigte.
    Jörg Pollmann, Mitarbeiter im Vertrieb bei Butting: "Dieses wissenschaftliche Projekt war
    eine besondere Herausforderung für uns, der wir uns gerne gestellt haben. Für Rohre dieser
    ,Premium'-Klasse war das Material von ThyssenKrupp Nirosta aufgrund seiner Eigenschaften
    die perfekte Wahl."

    Die Protonen haben ihre höchste Energie erreicht: Die beiden Teilchenströme kreuzen sich in
    den vier LHC-Detektoren und kollidieren. Dabei werden bisher unerreichte Teilchenenergien
    freigesetzt, die durch Auftreffen auf ein starres Ziel nicht möglich wären. An den vier
    Kollisionspunkten registrieren die riesigen Messgeräte die während der Kollision entstandenen
    neuen Teilchen und deren Eigenschaften. Diese werden dann gefiltert und analysiert. Insgesamt
    etwa zehn Stunden lang zirkulieren die Teilchenstrahlen mit abklingender Intensität in der
    Maschine, bevor abermals neue Strahlen eingeschossen und beschleunigt werden. "Wir wissen
    nicht, ob wir mit diesen Experimenten existierende Theorien bestätigen können", sagt Professor
    Rossi. "Sollte dabei fernab unserer Erwartungen etwas herauskommen, ist aber auch das eine
    weiterführende Erkenntnis." Die Wissenschaftler der 20 Mitgliedsstaaten des CERN erhoffen sich
    von der einmaligen Maschine und den Experimenten tiefere Einblicke in die elementarsten
    Bausteine unserer Welt und die Entstehung des Universums.

    ThyssenKrupp Stainless AG
    Erik Walner
    Leiter Unternehmenskommunikation
    Tel.: +49 203 52 - 45130
    Fax: +49 203 52 - 45132
    E-Mail: erik.walner@thyssenkrupp.com


    More information:

    http://www.thyssenkrupp-stainless.de


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    In 100 Meter Tiefe und auf einer Länge von 27 Kilometern bohrt sich die Tunnelkonstruktion durch das Jura-Gebirge.
    In 100 Meter Tiefe und auf einer Länge von 27 Kilometern bohrt sich die Tunnelkonstruktion durch das ...
    Foto: Cern
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    Criteria of this press release:
    Materials sciences, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    In 100 Meter Tiefe und auf einer Länge von 27 Kilometern bohrt sich die Tunnelkonstruktion durch das Jura-Gebirge.


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