Neu: Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) bei Lungenversagen für erwachsene Patienten
Das Universitätsklinikum Mannheim ist eines der wenigen Krankenhäuser in Europa, die Patienten bei schwerem Lungenversagen mit der so genannten extrakorporalen Membran¬oxygenierung (ECMO) behandeln. Dabei wird der Patient an ein Gerät angeschlossen, das vorübergehend die Funktion der menschlichen Lunge übernimmt. Seit August steht in der Mannheimer Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin nun auch wieder ein ECMO-Gerät für Erwachsene zur Verfügung. Zum Einsatz kommt es vor allem bei schweren Lungenentzündungen und Lungenversagen aufgrund von Blutvergiftungen - wenn also die Lunge selbst nicht mehr in der Lage ist, ihrer Aufgabe nachzukommen. Das ECMO-Gerät entlastet das Organ und gibt ihm Gelegenheit, sich zu regenerieren - ein Vorgang, der sich als lebensrettend erweisen kann.
"Die Expertise für ECMO-Behandlungen ist an unserer Klinik seit Jahren vorhanden", erläutert Dr. Armin Kalenka, Oberarzt und Geschäftsfeldleiter Intensivmedizin am Universitätsklinikum. "Allerdings waren die herkömmlichen Systeme technisch nicht so ausgereift, so dass bei erwachsenen Patienten die Gefahr von Komplikationen und Nebenwirkungen sehr hoch war." Deshalb seien in den letzten Jahren weltweit immer weniger Erwachsene mit dieser Methode behandelt worden. Entwicklungen im Bereich der Beatmungsstrategien, der Blutpumpen sowie den so genannten Oxygenatoren (den eigentlichen "künstlichen Lungen") haben dazu geführt, dass sich die Beatmung und der Bluttransport über das ECMO-System heute wesentlich schonender durchführen lassen als noch vor einem Jahrzehnt. Da ECMO-Patienten rund um die Uhr beatmet und intensiv betreut werden müssen,
sollte die Therapie ausschließlich in großen Krankenhäusern mit so genannter Maximalversorgung stattfinden. Um erwachsenen Patienten mit schwerem Lungenversagen (ARDS) eine optimale Therapie zukommen zu lassen, ist die Behandlung in einem darauf spezialisierten Zentrum eine Voraussetzung. In diesem Jahr wurde deshalb das ARDS-Netzwerk Deutschland gegründet, in dem die Mannheimer Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Mitglied ist. Damit wurde dem Mannheimer Universitätsklinikum der Weg geebnet, als eine der ersten Kliniken Deutschlands die ECMO-Behandlung mit der neuen Technologie auch Erwachsenen wieder zugänglich zu machen.
Das Mannheimer ECMO-System kann sowohl im Hubschrauber als auch im Rettungswagen transportiert werden, so dass Patienten mit Lungenversagen bereits in dem Krankenhaus angeschlossen werden können, in dem sie ursprünglich in Behandlung gewesen sind. Betreut werden sie auf dem Transport jeweils von zwei Mannheimer Fachärzten mit entsprechender Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit ARDS. Der erste ECMO-Fall, den Dr. Kalenka und seine Kollegen mit dem neuen System behandelt haben, war ein 48-jähriger Mann, der aus einem hessischen Krankenhaus nach Mannheim verlegt wurde. Er litt an einer bakteriellen Lungenentzündung und war in lebensbedrohlichem Zustand. Nach zweieinhalb Wochen am ECMO-Gerät hatte sich seine Lunge so weit erholt, dass er wieder in sein Heimat-Krankenhaus zurück verlegt werden konnte. "Seiner völligen Genesung steht aus unserer Sicht nun nichts mehr im Weg", versichert Dr. Kalenka.
Die Mannheimer ECMO-Spezialisten präsentieren ihr Know-how am kommenden Samstag, 27. September, in einem Symposium am Universitätsklinikum zum Thema "Was tun, wenn die Lunge versagt". Gemeinsam mit weiteren Intensivmedizinern aus Deutschland werden sie Fachkollegen unter anderem über aktuelle Fragen zur Beatmung, zum Intensivtransport und zum akuten Lungenversagen bei Erwachsenen informieren. Neben Dr. Kalenka werden seine Mannheimer Kollegen Dr. Tim Viergutz (Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin) und Kinder-ECMO-Experte Dr. Thomas Schaible (Universitäts-Kinderklinik) zu Wort kommen.
Foto:
Ein Porträt-Foto von Dr. Armin Kalenka kann Journalisten gerne als jpg-Datei zur Verfügung gestellt werden.
Symposium Intensivmedizin:
Medienvertreter sind herzlich willkommen, am Mannheimer Symposium Intensivmedizin zum Thema Lungenversagen teilzunehmen:
Samstag, 27. September 2008
9.30 bis 14 Uhr
Universitätsklinikum Mannheim
Theodor-Kutzer-Ufer 1-3
Haus 6, Ebene 4, Hörsaal 1
Was ist ECMO?
Die Abkürzung ECMO steht für extrakorporale Membranoxygenierung; dabei handelt es sich - vereinfacht ausgedrückt - um eine künstliche Lunge. Die Wirkungsweise beruht darauf, dass sauerstoffarmes, kohlendioxidreiches Blut aus dem Körper des Patienten in die ECMO-Lunge gepumpt wird. Es wird vom Kohlendioxid befreit und mit Sauerstoff angereichert - Aufgaben, die sonst bekanntlich die Lunge übernimmt. Anschließend wird das "frische" Blut wieder in den Körper zurückgeleitet. Das Organ wird durch diese Therapie in seiner Funktion überbrückt, damit es keinerlei Belastung ausgesetzt ist und sich erholen kann.
ECMO im Kinderzentrum des Universitätsklinikums Mannheim:
Im Kinderzentrum des Mannheimer Universitätsklinikums werden pro Jahr etwa 50 Kinder mit der extrakorporalen Membranoxygenierung behandelt. Neben dem Lungenversagen aufgrund von Entzündungen kommt diese Therapie auch Neugeborenen mit einem angeborenen Zwerchfellbruch zugute. Bei diesen Babys haben sich Darmschlingen in den Brustkorb geschoben und die Entwicklung der Lungen beeinträchtigt. Während einer ECMO-Therapie erhalten die Lungen dann die nötige Zeit, um den Entwicklungsrückstand aufzuholen. Dieses Verfahren ist maßgeblich am Mannheimer Universitätsklinikum entwickelt und Mitte der 80-er Jahre erstmals erfolgreich eingesetzt worden. Weil Mannheim über eine entsprechend große Erfahrung und über das größte ECMO-Gerät für Kinder in Deutschland verfügt, kommen junge Patienten aus ganz Europa zur Behandlung hierher.
Dr. Armin Kalenka, Oberarzt und Geschäftsfeldleiter Intensivmedizin am Universitätsklinikum Mannheim
None
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Organisational matters, Research projects
German
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