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12/08/2000 17:58

Diskurs 2/2000: Geschlecht - Aktuelle Streitfragen und theoretische Positionen

Dr. Barbara Keddi Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Menschen haben Herkünfte, Zugehörigkeiten, ordnen sich zu und werden zugeordnet - schon immer und allüberall. Auskünfte von solcher Allgemeinheit lassen denn auch nichts von den Dissonanzen erahnen, die sich im gemeinhin friedlich-harmonisch gedachten Spektrum von Zugehörigkeiten und Zuordnungen bemerkbar machen können. Dann nämlich, wenn eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit oder Mitgliedschaft zu einer gegebenen Zeit und an einem gegebenen Ort nicht nur als ein nationaler, ethnischer, kultureller, geschlechtlicher und klassenmäßiger Tatbestand gilt, sondern mit Bedeutungen aufgeladen wird, die Achtung und Ächtung, Privilegierung und Diskriminierung gleichermaßen beinhalten können.
    Aus dem Ensemble multipler Zugehörigkeiten des Menschen THEMAtisiert der DISKURS in diesem Heft Geschlecht: eine Kategorie, an der sich nach wie vor - wenn man mal von dem öffentlich noch weithin geteilten Grundkonsens Mann hat Penis, Frau hat Vagina absieht - soziale wie politische Streitfragen und rivalisierende theoretische Positionen festmachen. Dabei geht es nicht nur um die (Neu)Konstruktion, (Neu)Bewertung und (Neu)Konturierung von Männer- und Frauenbildern, sondern um die praktisch-politische Ausgestaltung von Geschlechterverhältnissen. Der DISKURS nähert sich dieser geschlechtlichen Kampfzone in dreifacher Weise: in einem Überblick über theoretische Ansätze zur Geschlechtersozialisation (Hannelore Faulstisch-Wieland), am Beispiel der programmatischen Verwendung der Geschlechterkategorie in der Kinder- und Jugendhilfe (Lotte Rose) sowie im Zusammenhang von Militär und Geschlechterverhältnis (Ruth Seifert). Die inhaltliche Auswahl und Betreuung des Themenschwerpunkts übernahmen Andrea Abele-Brehm (Universität Erlangen) und Ursula Nissen (Deutsches Jugendinstitut).

    Inhaltsverzeichnis

    thema
    Geschlecht -
    Aktuelle Streitfragen und theoretische Positionen

    Andrea Abele-Brehm /Ursula Nissen
    Doing Gender - von Kindheit an!

    Hannelore Faulstich-Wieland
    Sozialisation von Mädchen und Jungen -
    Zum Stand der Theorie

    Biologische und evolutionstheoretische Ansätze zur Erklärung »geschlechtsspezifischer Sozialisation« haben Konjunktur, müssen sich aber bei ihren Befunden zur Geschlechterentwicklung und -differenzierung den Vorwurf der »Unterkomplexität« gefallen lassen. Ihnen werden verschiedene theoretische Konzepte gegenübergestellt, die Geschlecht als dynamisches Konstrukt - als vergeschlechtlichtes Merkmal wie als vergeschlechtlichende Praxis zu interpretieren erlauben. Zudem werden im Rahmen des Modells hegemonialer Männnlichkeit Fragen nach der praktischen Veränderbarkeit von Geschlechterverhältnissen behandelt.

    Lotte Rose
    Die Geschlechterkategorie im Diskurs der Kinder- und Jugendhilfe
    Kritische Überlegungen zu zentralen Argumentationsmustern

    Welche Vorstellungen von Jungen- und Mädchenwelten bestimmen den Mädchenarbeits- und Jungenarbeitsdiskurs? Wie »passend« sind diese Vorstellungen? Welche Fragwürdigkeiten produzieren sie theoretisch und praktisch? Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Individualisierungsprozesse und geschlechtsspezifischer Entnormierungen plädiert die Autorin dafür, herrschende Bilder von Mädchenbenachteiligung und Gleichheit qua Geschlecht grundsätzlich neu zu überprüfen.

    Ruth Seifert
    Die Frau als Soldatin -
    Ein neues geschlechterpolitisches Terrain

    Das Militär ist eines der wenigen gesellschaftlichen Felder, in dem noch eine nachholende Auseinandersetzung über die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen stattfindet - auch wenn in der politischen Öffentlichkeit nach dem EuGH-Urteil ein Widerstand gegen die Öffnung des Militärs für Frauen kaum (noch) auszumachen ist. An Argumenten gegen »Frau als Soldatin« wurden und werden bis heute vorwiegend das geschlechtspezifische Arbeitsvermögen und ein männlicher Schutzinstinkt geltend gemacht. Der Beitrag analysiert diese Argumentationsfiguren und weist auf die strategische Bedeuung der Thematisierung des Verhältnisses von Frauen und Militär für die feministische, politische Diskussion hin.

    Spektrum

    Heiner Schäfer
    Zum Umgang mit Kinderdelinquenz
    Ein Blick auf präventive Ansätze in der Jugendhilfe

    Auch wenn laut Polizeilicher Kriminalstatistik bei über die Hälfte der Tatverdächtigen im Kindesalter wegen Ladendiebstahls ermittelt wird, erwecken die Medien zuweilen den Eindruck, als wüchsen in Deutschland »Kleine Monster« heran. Gegen die öffentlicheKritik an der vermeintlichen Untätigkeit der Kinder- und Jugendhilfe weist der Autor auf innovative Ansätze im Umgang mit Kinderdelinquenz hin, die bislang nur wenig Beachtung gefunden haben.

    Christian Büttner / Claude Chrétiennot / Pat Clayton
    Zur Autonomieentwicklung von Kindern in vorschulischen Erziehungskonzepten
    Ein deutsch-französisch-englischer Vergleich

    Was ist maßgebend für eine gelingende Autonomieentwicklung bei Kindern? In einem Drei-Länder-Vergleich wird deutlich, daß Aussagen über eine Autonomie des Kindes ohne die jeweiligen sozialen Konstrukte von Kindheit nicht zu haben sind. Vorgestellt werden Ausschnitte einzelner Vorschulkonzepte aus den drei Ländern, wobei der Frage nachgegangen wird, ob und wie sich die unterschiedlichen Perspektiven bei der pädagogischen Ausgestaltung des Verhältnisses Kind/Erwachsener aufeinander beziehen lassen.

    Ingo Richter
    Jugendhilfe und Politik

    Der Beitrag entwirft einen strukturellen Rahmen, in dem das politische System der Bundesrepublik positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien erhalten und schaffen kann. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu einem Neuen Generationenvertrag und den sich daraus ergebenden Leistungen der Gesellschaft für die junge Generation und der jungen Generation für die Gesellschaft. Die Möglichkeiten der Jugendhilfe, einen wirksamen Beitrag zur Sicherung und Verbesserung von Lebensverhältnissen junger Menschen zu leisten, beurteilt Ingo Richter gegenwärtig eher skeptisch.

    trends
    Monika Schroettle
    Das Informationszentrum Kindesmißhandlung/Kindesvernachlässigung (IKK)
    Informationsvermittlung und Vernetzung von Praxisansätzen als neues Aufgabenfeld zwischen Praxisforschung und -begleitung

    Berichtet wird über die Anforderungen an praxisbegleitende Forschung und Vernetzung, wie sie sich einer zwischen Politik, Wissenschaft und Praxis vermittelnden Institution stellen.

    DISKURS Studien zu Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft
    ISSN 0937-9614

    Presserechtlich verantwortlich: Prof. Dr. Ingo Richter, Deutsches Jugendinstitut e.V.: Nockherstr. 2, D-81541 München, Tel: 089/62306-0;
    Fax: 089/62306-265

    Herausgeberkreis:
    Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm (Universität Erlangen); Ulrike Berg (DJI); Prof. Dr. Manuela du Bois-Reymond (Universität Leiden); Prof. Dr. Barbara Dippelhofer-Stiem (Universität Magdeburg); Barbara Keddi (DJI); PD Dr. Sibylle Hübner-Funk (DJI); Dr. Ursula Nissen (DJI, geschäftsführend); PD Dr. Klaus Wahl (DJI)

    Redaktion: Hans Lösch (E-Mail: Loesch@dji.de)

    DJI Verlag Deutsches Jugendinstitut, München
    Alleinvertrieb: Verlag Leske + Budrich: Postfach 300551, 51334 Leverkusen, Tel: 02171/4907-0, Fax: 02171/4907-11;
    E-Mail:Lesbudpubl@aol.com, www.leske-budrich.de

    Die Zeitschrift DISKURS wird regelmäßig in nationalen und internationalen Informationsdiensten erfaßt, u.a. in »Fachinformationssystem Bildung« und »Sociological Abstracts«. Der DISKURS erscheint auch als Quellennachweis auf der CD-ROM »SoLit« des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen.
    Der DISKURS erscheint dreimal im Jahr. Bezugspreis: Einzelheft DM 24,-,
    Jahresabonnement: 3 Hefte DM 57,-

    Der DISKURS liefert Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung aus dem In- und Ausland in Feldern von Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft. Mit seiner inhaltlichen Ausrichtung verbindet sich seit einem Jahrzehnt der Anspruch, Schnittstellen von Wissenschaft, Politik und Praxis gebündelt, prägnant, informativ, illustriert, mithin: leserfreundlich darzustellen.
    Die Vermittlung sozialwissenschaftlicher Befunde und Kontroversen mit den Interessen, Anfragen und Problemen einer breiteren Öffentlichkeit versucht der DISKURS über verschiedene Zugänge zu verwirklichen: Jedes Heft hat ein THEMA, in dem ein bestimmter Fragenkomplex in seinen theoretischen wie empirischen Dimensionen schwerpunktmäßig behandelt wird. Die Beiträge hierzu verstehen sich als state of the art, als ein Überblick für diejenigen, die sich rasch und anschaulich über einen ausgewählten Forschungsstand unterrichten wollen. Im INTERVIEW geht es um die Erörterung aktueller wissenschaftlicher wie praktisch-politischer Fragen und Probleme mit ausgewiesenen Experten und Expertinnen. Die Rubrik SPEKTRUM versammelt - in Abgrenzung und Ergänzung zum THEMA - Artikel zu unterschiedlichen Forschungs- und Handlungsbereichen, um das Magazin auch für eine Leserschaft attraktiv zu machen, die an einem gegebenen Schwerpunkt mal nicht so stark interessiert ist. Unter TRENDS schließlich erfolgen Mitteilungen und Kommentare zu Entwicklungen und Projekten in Forschung und Forschungspolitik wie auch Beobachtungen und Einschätzungen von sich wandelnden Praxen in Kindheit, Jugend, Familie und Gesellschaft.


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    Criteria of this press release:
    Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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