Das 28. Croÿ(y)-Fest nebst folgender Ausstellung des sogenannten Croÿ-Teppichs (17. - 22. Oktober 2000) ist vorüber. Der Teppich ist wieder eingerollt, war für Kunststudenten zwischendurch noch einmal auf dem Aulaboden ausgerollt und mit Scheren- und Restauratorinhilfe von hinten sacht zum Studium der Herstellungsgeschichte geöffnet. Nun liegt er endlich wieder still in seiner langen Kiste.
Auf dem Teppich sind zwanzig pommersche und sächsische Fürsten und Fürstinnen sowie die Reformatoren Luther (predigend), Bugenhagen, Melanchthon zu sehen Die Geschichte des Croÿ-Teppichs, 1553 begonnen, vermutlich 1556 vom vermutlich niederländischen Wirker Peter Heymans und seinen Helfern beendet, ist nicht immer ruhig gewesen. Um seine Entstehung, nicht um das, was auf ihm zu sehen ist, sondern warum und wie es auf ihm abgebildet ist, ranken sich viele Theorien. Einige, so ist das immer, werden gerne weitererzählt, andere weniger leicht wahrgenommen.
Jedenfalls hat der Teppich mit seinen gigantischen Maßen von 690 mal 446 cm die Phantasie angeregt. 1983 war der 1990 gestorbene Uni-Archivar Horst-Diether Schroeder mit einem Manuskript fertig, das alle Theorien und Ansichten auflistete. Dazu hat er weit ausgeholt und, bei der Geschichte der Reformation in Pommern beginnend, sich bis zu den Motiven und Détails wie der Wirktechnik dieses wundervoll erhaltenen Gobelins vorgearbeitet, den Pommernherzog Philipp I. anfertigen ließ. Warum?
Das Buch durfte Schroeder trotz mehrerer Anläufe dank tätiger Hilfe aus der Uni damals nicht erscheinen lassen. Warum? Auch das steht alles (allerdings in den Anmerkungen) in dem klar geschriebenen Buch »Der Croÿ-Teppich der Universität Greifswald und seine Geschichte«, das die heutigen Uni-Archivare Dr. Dirk Alvermann und Barbara Peters im Namen von Horst-Diether Schroeder sorgfältig edierten. Siegmar Förster, Graphikdesigner aus Berlin, hat seine Phantasie spielen lassen und ein sehr ansehnliches repräsentatives Buch gestaltet. Es enthält acht Farbtafeln und zahlreiche Abbildungen, die in Bezug zum Croÿ-Teppich stehen oder als Vorlagen für dessen Fertigung dienten wie das seit dem letzten Weltkrieg verschollene Visierungsbuch Herzog Philipps II. oder Holzschnitte von Lucas Cranach.
In einer Rezension in der Zeitschrift »Pommern« schrieb soeben der Kunsthistoriker Dr. Matthias Müller über das Croÿ-Buch: »Damit liegt endlich eine dem Bildwerk adäquate Monographie vor, die als unentbehrliche Grundlage für weitere Studien gelten darf.«
Das aufwendig hergestellte Werk ist bei der Pressestelle der Universität, 17487 Greifswald, Fax 03834-86-1151, zu beziehen oder bei allen Buchhandlungen. Horst-Diether Schroeder: »Der Croÿ-Teppich der Universität Greifswald und seine Geschichte«, 64 Seiten, Leinen, Schutzumschlag, 28 DM.
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interdisciplinary
transregional, national
Scientific Publications
German
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