Dieter Langewiesche zeigt, dass sich die Geschichte Europas durch die Betonung kultureller Gemeinsamkeiten nur unzureichend verstehen lässt
Dieter Langewiesche
Staat, Nation und Föderation in der europäischen Geschichte
Gerda Henkel Vorlesung
herausgegeben von der Gerda Henkel Stiftung
2008, 28 Seiten
EUR 9,20
ISBN 978-3-930454-85-3
Jeder Staat und jede Nation verfügt über Ursprungsmythen. In ihnen sucht die Gegenwart Rückhalt an der Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft. Auch die Europäische Union sucht nach ihrer gemeinsamen Geschichte. Der Annahme eines verbindenden Geschichtsfundamentes setzt der Historiker Professor Dr. Dieter Langewiesche eine andere Perspektive entgegen. Er richtet die Vergangenheit nicht auf die Gegenwart aus und sucht nach Kontinuitäten, sondern rückt das Trennende in den Mittelpunkt. Unter dem Titel "Staat, Nation und Föderation in der europäischen Geschichte" macht er das Neue des heutigen Europa sichtbar - eine staatliche Bauform, die ohne geschichtliche Vorläufer ist. Der Vortrag, im Rahmen der "Gerda Henkel Vorlesung" auf Einladung der Gerda Henkel Stiftung im Dezember letzten Jahres gehalten, ist nun in der gleichnamigen Schriftenreihe erschienen.
Langewiesche zeigt, dass das Europa der Nationen und Nationalstaaten, wie es seit dem späten 18. Jahrhundert entstand, nicht auf Föderation angelegt war: Jede Nation erhob Anspruch auf den eigenen Nationalstaat, jeder Nationalstaat beanspruchte ungeteilte Souveränität. Die Staatenlandschaft der europäischen Nationen friedlich in eine Konföderation zu verwandeln, verlangt und bedeutet daher einen Bruch mit der Geschichte. "Dies zu sehen ist notwendig, um die Radikalität der Herausforderung zu erkennen", so der Verfasser. Er spricht sich dafür aus, das, was mit der Europäischen Union im Entstehen begriffen ist, nicht durch den Verweis auf kulturelle Gemeinsamkeiten Europas seit der Antike intellektuell einzuebnen.
Dieter Langewiesche war bis zu seiner Emeritierung Professor für mittlere und neuere Geschichte an der Eberhard Karls-Universität Tübingen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt u. a. das Thema Nationen in Europa seit dem Spätmittelalter bis zur Gegenwart. 2008 ist sein Buch "Zeitwende. Geschichtsdenken heute" erschienen.
Wir senden Ihnen gerne ein Rezensionsexemplar der Publikation "Staat, Nation und Föderation in der europäischen Geschichte" zu und würden uns freuen, wenn Ihnen eine Besprechung möglich wäre.
Kontakt:
Pressestelle der Gerda Henkel Stiftung
Dr. Sybille Wüstemann, Tel.: 0211/936524-0
E-Mail: wuestemann@gerda-henkel-stiftung.de
http://www.gerda-henkel-stiftung.de
Criteria of this press release:
History / archaeology, Politics
transregional, national
Scientific Publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).