Was ist eigentlich ein Bild? - Erste Tagung des "Institute for Iconicity" (ifi) an der Universität Rostock
Am Ende ist es immer wieder die eine Frage: Was ist eigentlich ein Bild? So trivial die Frage klingt, gibt sie reichlich Anlass zur Kontroverse. Kann man den Eindruck, die Wirkung, die Präsenz eines Bildes in Sprache übersetzen oder haben Bilder einen Mehrwert, eine "ikonische Energie", die über das hinausgeht, was wir mit Sprache zu erfassen vermögen? "Bilder stehen im Spannungsverhältnis von Präsenz und Entzug. Das, was im Bilde ist, bringt sich zur Darstellung, präsentiert sich dem Bet-rachter und ist doch zugleich dadurch gekennzeichnet, dass es sich dem Zugriff des Betrachters entzieht", sagt Prof. Philipp Stoellger, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie an der Theologischen Fakul-tät der Universität Rostock. "Es ist die Frage, ob nicht das, was sich im Bild dem Betrachter entzieht, die eigentliche Präsenz des Bildes begrün-det", so Stoellger.
22 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter renommierte Kunstwissenschaftler, Medientheoretiker, Wissenschaftshistoriker, Philo-sophen und Theologen, diskutierten im Oktober 2008 am Institute for Iconicity (ifi) an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock auf ihrer ersten Tagung "Präsenz und Entzug1" die von Prof. Dr. Jörg Huber (Institut für Theorie der Kunst, Zürich) aufgeworfene Frage, was ein Bild denn eigentlich sei.
Prof. Dr. Antje Kapust (Philosophie, Bochum) befasste sich mit der Frage nach der Bedeutung des Bildes in der Unterdrückung. Prof. Dr. Cornelius Borck (Wissenschaftsgeschichte, Lübeck) wies anhand des Beispiels Bild gebender Verfahren in der Neurophysiologie auf die erkenntnistheo-retisch ambivalente Rolle von Bildern in der Entwicklung der Naturwis-senschaften hin. Der produktive Beitrag der Theologie zum bildtheoreti-schen Diskurs der Gegenwart wurde in den Beiträgen von Prof. Dr. Hein-rich Assel (Theologie, Greifswald), Prof. Dr. Thomas Klie (Theologie, Rostock) und Prof. Dr. Michael Moxter (Theologie, Hamburg) deutlich. Prof. Dr. Michaela Ott (Ästhetische Theorie, Hamburg) wagte den heftig diskutierten Vergleich zwischen traditionellem Andachtsbild und filmi-schem Affektbild. Für nicht weniger Diskussion sorgte der Vortrag von Prof. Dr. Klaus Sachs-Hombach (Philosophie, Chemnitz), der die höchst kontrovers diskutierte These aufstellte, dass Bilder grundsätzlich in Sprache übersetzbar seien. Damit setzte er einen deutlichen Kontra-punkt zu den übrigen bildtheoretischen Beiträgen, wie zum Beispiel dem von Prof. Dr. Dieter Mersch (Medienwissenschaft, Potsdam), für den der philosophische Diskurs an der uneinholbaren Differenz von Bild und Sprache zerbricht.
Ein reicher theoretischer Diskurs, der nicht ohne Relevanz für die prakti-schen Fragen des Umgangs mit Bildern ist, wurde in dieser Tagung auf-gespannt. Die nächste Tagung des "Institute for Iconicity" (Präsenz und Entzug2) findet vom 3. bis 5. April 2009 statt.
Kontakt:
Prof. Philipp Stoellger
Universität Rostock, Theologische Fakultät
Institute for Iconicity (ifi)
Tel.: 0381-498 8450
eMail: philipp.stoellger@uni-rostock.de
Criteria of this press release:
Art / design, Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Advanced scientific education, Transfer of Science or Research
German
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