Kita-Träger und Wissenschaft ziehen Bilanz
Vor 5 Jahren, zum 1. August.2003, wurde in Hamburg das Kita-Gutscheinsystem eingeführt. Damit wurde, nach fast 5-jähriger Diskussion, ein völlig neues System der Angebotssteuerung und Finanzierung der Kindertages-betreuung etabliert. Es erhebt den Anspruch, die Grundsätze von Nachfrageorientierung, Subjektförderung und Wettbewerb der Leistungsanbieter auch in der Kindertagesbetreuung zu verankern.
Anders als früher wurde den Eltern nun nicht mehr ein bestimmter Kita-Platz zugewiesen, sondern nur noch eine Leistungsart bewilligt und den Eltern die Auswahl der Kita überlassen. Die stärkere Nachfragemacht der Eltern sollte, so das Konzept, den Wettbewerb der Anbieter beflügeln und so zu einem quantitativ und qualitativ verbesserten Angebot führen.
Die Hamburger Kita-Träger und -Verbände und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) nehmen dieses 'Jubiläum' zum Anlass, bei einer zweitägigen Fachtagung - unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen und Dietrich Wersich, Präses der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz - eine Bilanz des Kita-Gutscheinsystems zu ziehen: Am 30. und 31. Oktober diskutieren in der HAW Hamburg Persönlichkeiten aus Praxis, Wissenschaft und Politik darüber, welche Veränderungen das neue System hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Bildungsprozesse von Kindern erbracht hat. Die Fachleute fragen bei der Tagung auch, wie die Einrichtungen der frühen Bildung unter dem Gutscheinsystem für Kinder und Eltern optimiert werden können.
Bei ihrer Pressekonferenz am 31.10. betonten die Veranstalter der Fachtagung, dass das Kita-Gutscheinsystem ein taugliches Instrument ist, den großen quantitativen Bedarf an Kita-Plätzen in Hamburg zu decken. Auch wenn das erste Jahr nach dem Systemwechsel als Zeit des "Kita-Chaos" in die Wahrnehmung von Presse und Öffentlichkeit eingegangen sei, habe doch schließlich eine Konsolidierung eingesetzt, die zu einem beständigen Ausbau an Kindertagesplätzen führte: Standen in Hamburg im Jahr 2003 noch rd. 50.400 Kita-Plätze zur Verfügung, sind es im Jahr 2008 bereits rd. 59.100 in allen Altersgruppen, wobei der stärkste Zuwachs mit Raten von zuletzt etwa 13% pro Jahr im Krippenbereich zu verzeichnen ist. Darüber hinaus sei auch eine qualitative Weiterentwicklung hinsichtlich der differenzierteren pädagogischen Konzeptionen und der Kundenorientierung beobachtbar. Insgesamt, so die Kita-Träger und die HAW Hamburg, hat sich das System bewährt.
Trotz der insgesamt positiven Bilanz hoben die Fachleute aus Trägern, Verbänden und Hochschule hervor, dass im Zuge der Einführung des neuen Systems so manche 'hohe Rechnung' zu zahlen gewesen sei: Um die steigenden Kinderzahlen ohne zusätzliche Haushaltsbelastung finanzieren zu können, hat die Stadt Hamburg 2005 die Standards für die Ausstattung mit pädagogischem Personal durchschnittlich um etwa 11% abgesenkt. Diese Personalkürzung habe insbesondere in Einrichtungen der Sozialen Brennpunkte und in Kitas mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund zu spürbaren Einschränkungen in der Betreuungsqualität geführt. Gleichzeitig habe die Kopplung von Gutscheinen an die Berufstätigkeit von Eltern bewirkt, dass Kinder von arbeitslosen Eltern oder von Eltern mit Migrationshintergrund die für diese Familien besonders wichtigen Betreuungs- und Bildungsangebote der Kitas häufig nicht nutzen konnten.
Nachbesserungsbedarf besteht daher in der Ausgestaltung des Systems. Gefordert werden eine Rücknahme der Kürzungen und eine höhere personelle Ausstattung in Kitas, um Kinder mit besonderem Förderungsbedarf sowie den gewachsenen Ansprüchen an eine qualifizierte Bildungsarbeit gerecht werden zu können. Diese Forderungen werden von wissenschaftlichen Experten unterstützt. So wies Prof. Dr. Petra Strehmel von der HAW Hamburg darauf hin, dass bei der Ausgestaltung des Gutscheinsystems die Bedürfnisse und Bildungsinteressen der Kinder im Mittelpunkt stehen sollten. "Auch und gerade in einem für die Eltern so hochflexiblen Angebot muss den Bedürfnissen der Kinder nach Kontinuität und Vertrautheit Rechnung getragen werden, denn dies sind wichtige Voraussetzungen für das Lernen der Kinder."
Ansprechpartner für Rückfragen:
Gabi Brasch, Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege /
Diakonisches Werk Hamburg, Tel. 30 620 - 265
Martin Peters, Der Paritätische, Tel. 41 52 01 - 63
Elimar Sturmhoebel, Soal, Tel. 432 584 - 11
Prof. Dr. Petra Strehmel, HAW Hamburg, Tel. 42875-7085 (AB),
Dr. Franziska Larrá, Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten,
Tel. 421 09 - 100
http://www.awo-hamburg.org
http://www.caritas.de
http://www.diakonie.de
http://www.drk.de
http://www.haw-hamburg.de
http://www.kitas-hamburg.de
http://www.paritaet.org/hamburg
http://www.soal.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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