Seltene, überraschende und sensationelle Stücke zeigen die Kunstsammlungen der RUB in einer Ausstellung antiker Münzen: Sie zeugen vom frühen religiösen und kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident und davon, dass es die "Globalisierung" schon weit vor unserer Zeit gab. Die Münzen und Siegel stammen zum größten Teil aus den Beständen einer Bochumer Privatsammlung. Die Sonderausstellung "Hellenistische Münzen aus dem Osten: Spiegel religiöser Dynamiken im kulturellen Austausch zwischen Ost und West" ist im Münzkeller der Kunstsammlungen noch bis zum 25. Januar 2009 zu sehen.
Bochum, 03.11.2008
Nr. 356
Was Münzen über religiöse Dynamik verraten
Ausstellung: Hellenistische Münzen aus dem Osten
Antikes Zeugnis von Globalisierung weit vor unserer Zeit
Seltene, überraschende und sensationelle Stücke zeigen die Kunstsammlungen der RUB in einer Ausstellung antiker Münzen: Sie zeugen vom frühen religiösen und kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident und davon, dass es die "Globalisierung" schon weit vor unserer Zeit gab. Die Münzen und Siegel stammen zum größten Teil aus den Beständen einer Bochumer Privatsammlung. Die Sonderausstellung "Hellenistische Münzen aus dem Osten: Spiegel religiöser Dynamiken im kulturellen Austausch zwischen Ost und West" ist im Münzkeller der Kunstsammlungen noch bis zum 25. Januar 2009 zu sehen (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11 bis 18 Uhr; vom 24.12. bis 4.1. geschlossen). Der Eintritt ist frei.
Eine der frühesten Buddha-Darstellungen überhaupt
Anlass für die Ausstellung war internationale Eröffnungstagung des geisteswissenschaftlichen Kollegs "Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa" vor zwei Wochen an der RUB. Gezeigt werden außerordentlich spannende Exponate: So ist auf einer Goldmünze eine der frühesten Buddha-Darstellungen überhaupt zu sehen. Obwohl Buddha mit einer griechischen Inschrift bezeichnet ist und das Gold wahrscheinlich aus dem Handel mit Rom stammt, wurde die Münze irgendwo im indisch-pakistanisch-afghanischen Raum geprägt. Auch ein "Porträt" von König Caspar, einem der Heiligen-Drei-Könige, ist zu sehen, genauer: vom indischen König Gondophares, der durch Legendenbildungen zu Caspar geworden ist.
Von Randregionen zu Zentren
Auf den Münzen tritt die hellenistische Götterwelt in einen lebhaften Dialog mit persisch-parthischen Gottheiten, dem Zoroastrismus, dem Hinduismus und dem Buddhismus. Dadurch machen sie die Grundlinien der großen religiös-kulturellen Transferbewegungen zwischen Europa und Asien zwischen dem vierten Jahrhundert v. Chr. und dem dritten Jahrhundert n. Chr. sichtbar. "Regionen, die wir üblicherweise als Randgebiete zwischen den Welten der Griechen, Römer, Inder und Chinesen bezeichnen, werden auf den Münzen plötzlich zum Zentrum der antiken Welt und zum Sammelbecken vieler Religionen", sagt Prof. Dr. Peter Wick (Evangelische Theologie), der die Ausstellung zusammen mit Klaus Grigo (Bochum), Prof. Dr. Linda-Marie Günther (RUB), Prof. Dr. Peter Mittag (Köln) und Dr. Cornelia Weber-Lehmann (RUB) konzipiert hat.
Phallus neben Askese: Fragen tauchen auf
Vor allem die religiösen Kombinationen auf den Münzen überraschen: So steht auf einer Münze der indische Gott Shiva mit aufgerichtetem Phallus. Gleich daneben ist das buddhistische Drei-Juwelen-Symbol abgebildet. "Diese Verbindung von Fruchtbarkeit und männlicher Sexualität mit dem Symbol für Askese können wir noch nicht hinreichend erklären", so Prof. Wick. Bisher unveröffentlichte Siegel aus dem Persien frühchristlicher Zeit zeigen zudem einen Mann, der einen störrischen Esel zieht, auf dem eine schwangere Frau sitzt. Dabei könnte es sich um die älteste erhaltene Darstellung von Maria und Joseph auf dem Weg nach Bethlehem handeln.
Globalisierte Welt von Rom bis China
Die Besucher können noch viele weitere Entdeckungen in der Ausstellung machen. Sie zeigt, wie zwischen dem dritten Jahrhundert v. Chr. und dem dritten Jahrhundert n. Chr. innerhalb der Staatsgrenzen des heutigen Indiens, Pakistans, Afghanistans, Turkmenistans, Irans, Iraks, Syriens, der Türkei und Griechenlands die Oberschichten bereits durch eine globalisierte Welt verbunden waren, die bis nach Rom und China ausstrahlte. Die Münzen stammen aus einem Raum, der sich von Griechenland bis weit nach Indien hinein, von Ägypten bis zum Hindukusch, bis zur Seidenstrasse und bis an die Grenzen Chinas erstreckt. Die Machthaber, die in diesen ganz unterschiedlichen Regionen die Münzen prägen ließen, bezeichneten sich einheitlich in griechischer Schrift und Sprache als Basileus, als König.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Peter Wick, Evangelisch-Theologische Fakultät der RUB, Tel. 0234/32-23103, E-Mail: peter.wick@rub.de
Dr. Cornelia Weber-Lehmann, Kunstsammlungen der RUB, Tel. 0234/32-24738, E-Mail: cornelia.weber-lehmann@ruhr-uni-bochum.de
Eine der ältesten Buddha-Darstellungen
None
Criteria of this press release:
Art / design, Cultural sciences, History / archaeology, Religion
transregional, national
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German
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