30/98 09.02.1998
Lehramtsstudium lohnt sich
In Brandenburgs Schulen auch künftig Pädagogenbedarf: Beschäftigungsmöglichkeiten für fast 400 neue Lehrer pro Jahr
"Nach wie vor bestehen für Lehrkräfte gute Einstellungschancen in den brandenburgischen Schuldienst." Das jedenfalls ist die Einschätzung Bernd Karl Vogels, Referatsleiter im Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Tatsächlich aber sei eine rückläufige Tendenz von an der Universität Potsdam bestandenen Ersten Staatsprüfungen festzustellen. "Einstellungen in den Schuldienst können bereits jetzt nicht mehr allein durch Absolventen aus dem eigenen Land gedeckt werden", so Vogel. Dabei verweist er auf neueste Zahlen, die den perspektivischen Einstellungskorridor in Brandenburg beziffern. Demnach gibt es zumindest auf absehbare Zeit reale Beschäftigungsmöglichkeiten für fast 400 neue Lehrer pro Jahr. Im einzelnen handelt es sich hierbei um 140 Lehrer in der Primarstufe, 160 in der Sekundarstufe I und II, 30 in der beruflichen Bildung und ebensoviele in der Sonderpädagogik. Konkrete Auswirkungen hat diese Entwicklung unter den Studenten der Universität Potsdam jedoch derzeit noch nicht. Vielfach zeigen sich die jungen Leute verunsichert hinsichtlich möglicher Lehrerberufsaussichten in der Region. Und das nicht ohne Grund: Immerhin herrschte zur Wendezeit in den Schulen Einstellungsstopp, gab es später hochschulpolitische Vorstellungen zur völligen Einstellung der Sonder- und Grundschulpädagogik an der Alma mater. Empfehlungen der brandenburgischen Hochschulstrukturkommission enthielten ebenfalls eher pessimistische Aussagen zur Lehrer-Situation. "Die Studenten haben sich bisher von den teilweise imaginären, aber auch realen Gegebenheiten abschrecken lassen", meint Prof. Dr. Helene Harth dazu. Die Romanistin ist Prorektorin für Entwicklungsplanung und Finanzen an der Potsdamer Uni. Harth besitzt zudem großen Anteil am Aufbau der Französischlehrerausbildung in ihrer Hochschule. Französisch zählt zu den Mangelfächern im Brandenburgischen.Trotz zunächst umfangreicher Anstrengungen auf dem Gebiet der Weiterbildung qualifizierbarer Kräfte, fehlen hier weiterhin grundständig ausgebildete Pädagogen. "Die Anzahl der Studenten könnte größer sein", stellt Vogel fest. Er empfiehlt eine Kombination mit Musik, Kunst, Politischer Bildung, eventuell Englisch oder einer beruflichen Fachrichtung. "Derzeit gibt es für Letzteres zwar noch kein entsprechendes Angebot, aber eine Zusammenarbeit mit Berliner Hochschulen ist vorgesehen", verspricht er. Die Uni Potsdam hat jüngst ihre Ausbildung in den beruflichen Fachrichtungen Elektro- und Metalltechnik der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus anbieten müssen. Hintergrund dafür bilden aktuelle Einschnitte im Haushaltsbudget der Einrichtung, die zusätzliche Professuren verhindern. "Wir können nicht Ausbildungsgänge anbieten, für die das Personal fehlt", erläutert Harth. Deshalb gäbe es nun Verhandlungen mit dem Ziel, die fachliche Ausbildung in Cottbus und die pädagogische in Potsdam zu gewähren. Nichtsdestotrotz, die Zeichen für die Einstellung junger Lehrkräfte stehen auch weiterhin gut, vor allem wenn die Bereitschaft vorhanden ist, sich nicht nur in Potsdam um eine Arbeitsaufnahme zu bemühen.
Detaillierte Auskunft zu allen Fragen des Lehrerstudiums erhalten Interessenten in der Zentralen Studienberatung der Universität Potsdam unter Tel.: 0331/977-1715.
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