Trotz steigender Inanspruchnahme der so genannten "Vätermonate" gilt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch immer als klassisches Frauenthema. Angesichts fehlender attraktiver, lebbarer Rollenbilder für "neue, aktive Väter" hat die DJI-Studie "Wege in die Vaterschaft" untersucht, welche Vorstellungen junge Männer vom Vatersein haben und warum sich viele dagegen entscheiden, überhaupt Vater zu werden. Die Auswertung der Antworten liefert u.a. wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung von gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.
Für die Studie, die das DJI im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt hat, wurden 1.803 männliche Jugendliche und Erwachsene im Alter zwischen 15 und 42 Jahren befragt. Ihre Antworten zeigen deutlich, dass Männer durchaus Lust auf Familie haben, dass aber häufig mentale und strukturelle Barrieren den Weg zur Vaterschaft verstellen oder erschweren: 95 Prozent der potenziellen Väter von morgen sehen sich noch immer als Haupternährer der Familie. Daher nennen sie neben einer stabilen Partnerschaft vor allem ein ausreichendes Einkommen und einen sicheren Arbeitsplatz als wichtigste Voraussetzungen für eine Familiengründung. Doch diese sind in der heutigen Zeit alles andere als gegeben.
Ein weiteres Hemmnis ist, dass sich junge Männer nach ihrem Verständnis als "moderne Ernährer" nicht nur die Wohlstandssicherung der Familie auf die Fahnen schreiben, sondern 95 Prozent von ihnen sich auch mehr Zeit für die Kinderbetreuung wünschen. Dem stehen jedoch in Deutschland noch allzu häufig unflexible Arbeitgeber und eine wenig familienfreundliche Unternehmenskultur entgegen. 90 Prozent der Befragten wünschen sich am Arbeitsplatz Maßnahmen, die ihnen mehr Zeit mit der Familie im Sinne einer "aktiven Vaterschaft" ermöglichen. Aber nur drei Prozent der berufstätigen Väter geben an, dass sie am Arbeitsplatz ausreichend Unterstützungsangebote zur Kinderbetreuung vorfinden. Ähnliches gilt für die Zeit der Ausbildung oder des Studiums. Daher ist ein Fazit der Studie, dass Deutschland einen "Mentalitätswandel" benötigt, der dazu führt, dass "Hausmänner" nicht belächelt werden und Vorgesetzte vorleben, dass Kind und Karriere auch für Männer vereinbar sind.
"Auf einen Blick" stellt die Ergebnisse der Studie im Überblick dar und ordnet dass Bild des "modernen Ernährers" sowohl in die Typologie empirischer als auch historischer Vaterbilder ein. Die Projektverantwortlichen Claudia Zerle und Isabelle Krok (DJI) beantworten im "Interview" Fragen zum methodischen Vorgehen der Studie.
Wie sich die DJI-Vaterschaftsstudie in eine bereits vor 30 Jahren begonnene Tradition der empirischen Väterforschung einfügt, zeigt Professor Heinz Walter, Autor der grundlegenden Standardwerke "Vater, wer bist Du?" und "Männer als Väter" in seinem weit gespannten "Blick von außen". Er warnt unter anderem davor, den Themenkomplex Väter-Vaterschaft-Vatersein isoliert aus der Forscherperspektive zu betrachten und betont die Wichtigkeit, ihn in einen größeren gesellschaftlichen und historischen Kontext zu stellen. Denn die Rolle der Väter ist naturgemäß sehr eng mit der der Mütter und dem Gesamtsystem Familie innerhalb der Gesellschaft verknüpft.
Und unter dem Blickwinkel der Paardynamik ist festzustellen, dass "der länderübergreifende Trend einer stärkeren Teilhabe der Frauen am Erwerbsleben durch keinen vergleichbaren Trend der Männer in Richtung Familienarbeit flankiert wird", sagt Dagmar Müller aus der Forschungsgruppe Gender und Lebensplanung (DJI). Sie untersucht derzeit im gleichnamigen Projekt die "Karriereverläufe von Frauen" und forscht zu Ansätzen, die nicht nur das berufliche Fortkommen von Frauen fördern, sondern insbesondere auch zu Handlungskonzepten, die Männern mehr Angebote machen, aktiv am Familienleben teilzuhaben. Das "DJI Online Gespräch" mit ihr ergänzt das DJI Schwerpunktthema des Monats November.
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Media and communication sciences, Politics, Psychology, Social studies
transregional, national
Research projects, Research results
German
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