Cousin heiratet Cousine: Was in anderen Kulturen ganz normal ist, sorgt hierzulande für große Diskussionen. Denn die Verwandten-Ehe birgt Risiken: Behinderungen treten bei den Kindern häufiger auf und nicht zuletzt wird die Integration erschwert. Mit diesem Thema hat sich die Promotionsstudentin Yasemin Yadigaroglu der Universität Duisburg-Essen (UDE) intensiv beschäftigt. Für ihre Aufklärungskampagne erhielt sie am 27. November in Berlin einen Studentenwerkspreis für besonderes soziales Engagement. Die Jury des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Wettbewerbs "Studierende für Studierende" hat ihr den höchsten Preis (1.500 Euro) für eine einzelne Studierende verliehen.
Die 27-jährige Sozialwissenschaftlerin ist in Duisburg geboren, ihre Eltern stammen aus der Türkei. Yasemin Yadigaroglu weiß, dass für viele ihrer muslimischen Kommilitonen das Thema Verwandten-Ehe zu Konflikten mit den Eltern führt. Sie selbst kann diesen Schritt nicht verstehen: "Für mich ist das Inzucht. Während meines Studiums habe ich die Gelegenheit genutzt, mich dem Thema wissenschaftlich zu nähern. Für die Stadt Duisburg, speziell das Internationale Zentrum, habe ich Fragenbögen erstellt und ausgewertet." Diese verteilt sie bei ihren Vorträgen in Schulen und anderen Einrichtungen. Yadigaroglu wollte wissen, warum auch aufgeklärte Migranten ihre Verwandten heiraten: Tradition, Zwang oder Liebe? "Nicht nur Muslime heiraten vorwiegend untereinander, sonder auch sehr moderne und vor allem traditionelle Familien. Ich habe bei meinen Recherchen festgestellt, dass die Verwandten-Ehe nichts mit dem Glauben zu tun hat, sondern reine Tradition ist, um Werte und Normen an die nächste Generation weiter zu geben", so Yadigaroglu.
Ihre Kampagne "Verwandten-Heirat? Nein danke" hat sie prägnant gestaltet und verteilt unter anderem Postkarten, auf denen Statements stehen wie "Heiraten ja. Aber nicht meinen Cousin!" oder "Kinder wünsche ich mir. Aber nicht von meiner Cousine!". Denn Aufklärung sei der einzige Weg, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen.
"An einer Universität mit einem hohen Anteil von Studierenden mit Migrationshintergrund und in einer Stadt mit einem großen muslimischen Bevölkerungsanteil hat sie eine wichtige Debatte angestoßen und vielen Mitstudierenden den Rücken gestärkt", heißt es seitens der Jury. Nominiert wurde Yasemin Yadigaroglu von Andrea Hense, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie, die u.a. zu arrangierten Ehen forscht. Die engagierte Promovendin nahm in Berlin zudem an der Podiumsdiskussion "Engagiert sich eigentlich niemand mehr? - Studenten, soziale Dienste und Politik" mit ZEIT CAMPUS-Chefredakteur Manuel J. Hartung teil.
Mehr Anerkennung für Studierende, die sich an ihrer Hochschule für andere einsetzen, wünscht sich der Präsident des Deutschen Studentenwerks (DSW) und UDE-Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Rolf Dobischat. Der Studentenwerkspreis wurde zum dritten Mal an allen Hochschulen Deutschlands ausgeschrieben. 209 Nominierungen von Hochschulen, ASten, Fachschaften, Studentenwerken, Akademischen Auslandsämtern oder Studentengemeinden waren beim DSW eingegangen.
Hinweis für die Redaktion:
Ein Foto von Yasemin Yadigaroglu ist unter http://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php für Sie hinterlegt.
http://www.verwandtenheirat.de
Criteria of this press release:
Cultural sciences, Social studies
transregional, national
Contests / awards
German
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