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11/25/1997 00:00

Ehm Welk-Kolloquium

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Neue Ergebnisse in der Welk-Forschung Stimmungsvolles Nachdenken über den Autor und Menschen Ehm Welk

    Eine durchaus beachtenswerte Veranstaltung nicht nur für Welk-Freunde war das II. Ehm Welk-Kolloquium, das am 15.11.1997 im Ehm Welk-Haus Bad Doberan stattfand. An diesem besinnlichen Novembertag reizte das Thema "Ehm Welk und Fritz Reuter: Die `Kein HüsungŽ-Verfilmung der DEFA 1954 und die Leistung Ehm Welks als Drehbuchautor" manchen Teilnehmer auch zu ganz persönlichen Rückblicken in die Zeit der Uraufführung des Filmes 1954. So näherte man sich dem Autor und dem Menschen Ehm Welk und dessen Arbeit am "Kein Hüsung"-Projekt. Reuters sozialkritisches Versepos "Kein Hüsung" schildert eine Landarbeiterliebe, die an der im Mecklenburg des 19. Jahrhunderts bestehenden gutsherrlichen Verfügungsgewalt tragisch scheitert. Fragen an den Umgang mit Reuters Erbe in der DDR stellte der Essayist und Schriftsteller Jürgen Grambow, dessen Beitrag auf dem Doberaner Kolloqiuum sich vor allem der Reuter-Festschrift von 1960 widmete. "Kein Hüsung" erhielt in der DDR der fünfziger Jahre eine besondere Bedeutung. Wie kaum ein anderes Werk schien es die in der damaligen DDR agitierte Notwendigkeit geplanter oder bereits vollzogener politisch-struktureller Veränderungen auf dem Lande (z.B. Bodenreform, LPG-Gründung) zu unterstreichen. Veränderungen, die der Kleinbauernsohn und überzeugte Sozialist Welk mit seinem "Kein Hüsung"-Szenarium bzw. dem späteren Drehbuch unterstützen wollte. Deshalb erweiterte er Reuters Versepos um zahlreiche Szenen. Deren Inhalt wurde dem Doberaner Publikum vom Demminer Reuter-Kenner Heinz-Gerhard Quadt anregend vorgestellt. Welk versah Reuters Versepos mit einem Übermaß an revolutionärem Pathos. Daß der "Kein Hüsung"-Film, der auf dem Kolloquium dank des Engagements von Dr. Reinhard Rösler (Universität Rostock) auch gezeigt werden konnte, schließlich doch weniger ideologielastig wurde, als man vermuten möchte, ist auf das Veto der DEFA-Verantwortlichen zurückzuführen. Kein Einzelfall - so Professor Gerd Gericke (Filmhochschule Babelsberg) in seinem aufschlußreichen Vortrag "Die DEFA in den 50er Jahren: Strukturen, Personen, Hintergründe". Schließlich schrieb der DEFA-Regisseur Arthur Pohl ein neues, zweites Drehbuch, das sich enger an die literarische Vorlage hielt und sich nur partiell auf Welks Drehbuch stützt. Welks Vorstellungen einer zeitgemäßen Nachdichtung von "Kein Hüsung" sind heute noch nachzulesen. Sie wurden 1960 bei Hinstorff unter dem Titel "Geschichte einer armen Liebe" veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um das ursprüngliche Filmszenarium, das von Welk lediglich - erzählerisch gekonnt - erweitert worden war. Den gelungenen Abschluß des Kolloquiums bildete schließlich der Vortrag Christoph Schmitts vom Rostocker Institut für Volkskunde (Wossidlo-Archiv Rostock) über die allgemeinen Grundlagen der Verfilmung literarischer Werke und das Sonderproblem der filmischen Transformation eines niederdeutschen Versepos.

    Monika Schürmann Institut für Germanistik


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