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01/30/2001 11:55

Forschungspreis der Universität Frankfurt für ZUMA-Dissertation

Dr. Paul Luettinger PR & Web
GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen

    Stefan Weick, Dipl. Soziologe am Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen in Mannheim, wurde für seine Doktorarbeit zum Thema: "Relative Einkommensarmut bei Kindern. Untersuchungen zu Lebensbedingungen und Lebensqualität in Deutschland von 1984 bis 1996" mit dem Forschungspreis 2001 der Josef-Popper-Nährpflicht-Stiftung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main ausgezeichnet. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen einer Festveranstaltung am Freitag, dem 26.1.2001.

    Der Josef-Popper-Forschungspreis wird alle zwei Jahre für herausragende Examensarbeiten, Dissertationen oder Habilitationsschriften vergeben, die sich mit der Weiterentwicklung der Popperschen Idee einer allgemeinen Grundsicherung wissenschaftlich fundiert auseinandersetzen. Die Auswahlkommission, bestehend aus den Professoren Dr. Malcolm Dunn, Dr. Roland Eisen, Dr. Wolfgang Glatzer und Dr. Richard Hauser, hat - wie zuletzt 1998 - zwei Examensarbeiten und eine Dissertation für preiswürdig befunden.

    Relative Einkommensarmut bei Kindern. Untersuchungen zu Lebensbedingungen und Lebensqualität in Deutschland von 1984 bis 1996.

    Die Diskussion um Kinderarmut in Deutschland basiert in erster Linie auf einer Zunahme des Anteils von Sozialhilfebeziehern in der Altersgruppe unter achtzehn Jahren. Diese Betrachtung gründet allerdings auf Daten der Sozialhilfestatistik, die staatliche Maßnahmen zur Armutsbekämpfung widerspiegeln. Die weitere empirische Grundlage zu diesem Themenfeld ist für Deutschland schmal. Einzelne Analysen mit Umfragedaten zur Verteilung von Haushaltseinkommen führen zu unterschiedlichen Ergebnissen hinsichtlich der Verbreitung von Kinderarmut. Die Dissertation erörtert vor diesem Hintergrund nationale und internationale Studien zur Einkommensarmut und liefert mit eigenen empirischen Analysen eine breitere empirische Basis für Aussagen zur Verbreitung, Entwicklung und Dauer von Einkommensarmut bei Minderjährigen sowie zu Lebensbedingungen von Kindern oberhalb und unterhalb der Armutsschwelle.

    Der erste Teil der Arbeit stellt bisherige Untersuchungen zur Kinderarmut in den Zusammenhang mit Studien zur Sozialstruktur für diese Altersgruppe und der wissenschaftlichen Diskussion zur Armutsforschung. Ausgehend von der jüngeren Entwicklung der internationalen Forschungstätigkeit zur Lebensqualität von Kindern, gibt die Dissertation einen Überblick über neuere Aktivitäten zur Etablierung einer Sozialberichterstattung über Kinder in Deutschland. Anschließend wird die kontrovers geführte, öffentliche und wissenschaftliche Diskussion zur Armutsforschung dargestellt und erörtert.

    Im zweiten Teil der Arbeit werden eigene Analysen zur Berechnungsweise, Verteilung, Entwicklung und dem zeitlichem Verlauf von relativer Einkommensarmut bei Kindern in den alten und neuen Bundesländern präsentiert und durch Auswertungen zu Lebensbedingungen und Lebensqualität im Haushaltskontext ergänzt. Im Bereich der Verbreitung und Entwicklung von Einkommensarmut von Kindern in Deutschland wurden bisher in der Literatur eher heterogene Einzelergebnisse präsentiert, die sich hinsichtlich der Armutskonzepte, Datenbasen und Operationalisierungen erheblich unterscheiden. In der Dissertation wird angesichts dieser Ausgangslage demonstriert, wie sich unterschiedliche Äquivalenzskalen und Abgrenzungen von Armutsschwellen auf Einkommenspositionen und Quoten relativer Einkommensarmut auswirken. Dabei wird die besondere Sensitivität der Teilpopulation von Kindern für unterschiedliche Berechnungsverfahren empirisch untermauert. Auf der Grundlage von drei ausgewählten Äquivalenzskalen, die sich bezüglich der Personengewichtung deutlich unterscheiden, wird die Entwicklung der Einkommensarmut von 1984 bis 1996 in differenzierter Form im Kontext weiterer Maße zur Einkommensungleichheit herausgearbeitet: Bei getrennter Berechnung für Ost- und Westdeutschland, kann in den alten Bundesländern kein anhaltender Trend zur weiteren Verbreitung relativer Einkommensarmut bei Kindern identifiziert werden, wie er auf Basis der Sozialhilfestatistik zu vermuten wäre. Im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern liegt die Kinderarmutsquote im unteren Mittelfeld. In den neuen Bundesländern hat sich mit der Zunahme der Einkommensungleichheit und der Erhöhung des Einkommensniveaus im Transformationsprozeß auch der Bevölkerungsanteil unter der Armutsschwelle deutlich erhöht, insbesondere bei Kindern. Seit 1994 hat sich diese Tendenz allerdings abgeschwächt und 1996 ist erstmals ein Rückgang zu erkennen. Die Analysen werden durch die Untersuchung individueller Verläufe von Einkommensarmut und der relativen Einkommenspositionen über fünf Panelwellen ergänzt.

    In der Dissertation werden nun in einem weiteren Kapitel die objektiven Lebensbedingungen von Kindern in Einkommensarmut mit Minderjährigen als Untersuchungseinheit vergleichend analysiert. Hierzu werden Strukturdaten der Bereiche Haushalt und Familie, Wohnen, Transferleistungen, Erwerbstätigkeit und Bildung im Trendverlauf für mehrere Zeitpunkte präsentiert. Das letzte Kapitel der Dissertation behandelt subjektives Wohlbefinden im Haushaltskontext von einkommensarmen Kindern. Einen Schwerpunkt des hier besprochenen Kapitels der Dissertation stellt in diesem Zusammenhang die Frage dar, ob Kinder in Abhängigkeit von Einkommensarmut mit erhöhten psychischen Belastungen in der Familie konfrontiert sind, was anhand der Angaben der Mütter untersucht wird und zu folgenden Ergebnissen führt: Kinder in einkommensschwachen Haushalten sind bei ihren Müttern häufig mit einem geringen subjektiven Wohlbefinden konfrontiert. Das äußert sich in spezifischen Sorgen und vermehrten Problemen der Mütter, sich mit den Verhältnissen zurechtzufinden. Mütter in einkommensschwachen Haushalten weisen unterdurchschnittliche Zufriedenheiten mit verschieden Lebensbereichen auf - bei erhöhter Heterogenität der Zufriedenheitsbewertungen. Eine zunehmende Adaption an die objektive Mangelsituation bei zunehmender Armutsdauer kann bei dieser spezifischen Zufriedenheitsbewertung somit nicht identifiziert werden.

    Kontakt: Dr. Stefan Weick
    E-Mail: weick@zuma-mannheim.de
    Tel. 0621-1246-245
    Fax: 0621-1246-100


    More information:

    http://www.wiwi.uni-frankfurt.de/professoren/hauser/popper.html


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    Criteria of this press release:
    Social studies
    transregional, national
    Personnel announcements, Research results
    German


     

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