Alles dreht sich um Räder und Rollen
Wie schwer rollen bewegliche Systeme unter welchen Umständen? Die Frage kann bei der Auswahl der Bereifung eine entscheidende Rolle spielen. Bei Krankenhausbetten und Rollstühlen, Inlineskatern und Einkaufswagen, Elektromobile und Kommissionierwagen, Förderanlagen für Stückgut oder Rad- und Fahrbahnsystemen - auf die richtige Rolle kommt es an. Sonst wird Schieben, Drehen und Ziehen zur Qual, kippen Wagen in der Kurve um, rutschen Räder auf glattem Boden weg. Antworten und Problemlösungen im Bereich Bewegungstechnologie kann ein Ingenieurteam der Fachhochschule (FH) Bielefeld liefern. Am Fachbereich Maschinenbau bietet neuerdings ein Kompetenzzentrum mit unterschiedlichen Prüfsystemen seine Dienste als neutraler Entwicklungspartner an.
Mit dem Aufbau des Kompetenzzentrums für Bewegungsvorgänge am Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt "Industrielle Bewegungstechnologie" (IBT) sind Professor Dr. Ralf Hörstmeier und die beiden Diplom-Ingenieure Björn Rixe und José Carvalho in eine Marktlücke gestoßen. Bei der Prüfung von Neuentwicklungen oder Produkten aus der Praxis gab es bislang Schwierigkeiten mit unvorhergesehenen und nicht genau zu erfassenden Kraftverhältnissen, schwankenden Fördergeschwindigkeiten, neuen Werkstoffen und fehlenden Erfahrungswerten oder veralteten Kennzahlen. Außerdem stehen in den Anwendungsbereichen in Industrie, Handel, Medizin und Freizeit unzählige Produkte und Systeme zur Verfügung.
Bundesweit verfügen aus Kapazitäts- und Kostengründen nur größere Herstellerbetriebe über Prüfstände. "Bisher testeten Unternehmen neue Räder und Rollen beim Wettbewerb", so Jungingenieur Björn Rixe, "entsprechend groß war das Interesse der Industrie, als wir vor zwei Jahren die Initiative ergriffen haben". Die Idee zum Kompetenzzentrum für Bewegungsvorgänge entstand aufgrund von Diplomarbeiten Ende der 1990er-Jahre, die sich am Fachgebiet Fördertechnik, Materialfluss und Logistik mit dem Thema "Rollwiderstände in modernen Transportsystemen und Maschinen" auseinander setzten. Die Studierenden waren begeistert. "Hier wurden unsere Projektarbeiten direkt in die Praxis umgesetzt", so Guido Röttgers, Student am Fachbereich Maschinenbau. Mit dem Bielefelder Rollenhersteller Torwegge war schnell ein strategischer Partner gefunden, der die praxisorientierten Forschungsprojekte finanziell unterstützte.
Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zusätzlich gestärkt, machte sich Professor Dr. Hörstmeier, Sprecher des Forschungs- und Entwicklungsschwerpunktes IBT, gemeinsam mit den beiden Diplom-Ingenieuren José Carvalho und Björn Rixe an die Konzeptionierung und Entwicklung mehrerer Prüfstände. "Innerhalb von nur zwei Jahren haben wir an der FH Bielefeld ein Kompetenzzentrum aufgebaut, das als unabhängige Institution mit seiner Angebotsvielfalt bundesweit einzigartig ist", berichtet Dr. Hörstmeier nicht ohne Stolz.
Heute können hier alleinstehende Räder wie gesamte Rollensysteme auf Herz und Nieren - hauptsächlich Ermittlung der Belastungsgrenzen sowie des für eine Bewegung notwendigen Kraftaufwandes - geprüft werden. Im Allgemeinen ist bekannt, das Räder oder Rollen aus hartem Gummi sich leicht fortbewegen lassen, aber dabei einen hohen Geräuschpegel erzeugen; weiche Gummiräder dagegen sind leise, erfordern aber beim Schieben oder Ziehen einen sehr viel größeren Kraftaufwand. Lasten, Lauftechnik, Materialien, Geschwindigkeit, Raddurchmesser, all diese Kriterien können in der FH Bielefeld getestet werden - an einem Statischen Prüfstand, einem Prüfsystem für Bewegungswiderstand und einem Dynamischen Prüfstand. Da die Analyse im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsarbeit läuft, werden nur Prototypen oder Räder und Rollen mit neuartigen Anwendungsbereichen getestet.
Die Ergebnisse sind nützlich. Prototypen können vor der Serienfertigung analysiert werden, Rollen und Räder für Krankenhausbetten oder Rollstühle können nach Kriterien zur Vermeidung hoher körperlicher Belastung ausgesucht werden. Städte und Kommunen wiederum könnten die Erkenntnisse in die Planung öffentlicher Gebäude, Plätze und Straßen einbeziehen und passende Untergrundmaterialien verwenden. Der Bedarf ist groß. Eine erste Präsentation auf der Hannover Messe im Frühjahr 2000 führte umgehend zu konkreten Projekten. So profitieren vom Technologie- und Wissenstransfer alle Beteiligten - die Lehrenden, Jungingenieure, Diplomanden und Studierenden an der FH Bielefeld, die Herstellerfirmen und die Verbraucher.
Kontakt:
Fachhochschule Bielefeld
Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt
Industrielle Bewegungstechnologie (IBT)
Professor Dr. Ralf Hörstmeier
Am Stadtholz 24
33609 Bielefeld
fon 0521.106-74 45
fax 0521.106-71 80
e-mail rhoerstmeier@fml.fh-bielefeld.de
Criteria of this press release:
Mechanical engineering
transregional, national
Research projects, Studies and teaching
German
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