Manuel Vogel zum Professor für Neues Testament an der Universität Jena berufen
Jena (16.01.09) "Die Welt, in der das Christentum groß geworden ist, war eine andere als die, in der es sich heute zu bewähren hat", sagt Prof. Dr. Manuel Vogel. Vieles am frühen Christentum sei uns in dem Maße fremd, wie die Kultur der hellenistisch-römischen Antike uns fremd ist. "Hier ist methodisch geleitetes historisches Arbeiten gefragt", sagt der Theologe, der jüngst zum Professor für Neues Testament an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen worden ist. "Als Neutestamentler befasse ich mich nicht nur philologisch mit frühchristlichen Texten, sondern interessiere mich in diesem Zusammenhang unter anderem auch für Religionsgeschichte, Historische Anthropologie, Philosophie und Sozialgeschichte", so der Theologe. "Das lohnt sich, denn in unserer heutigen globalisierten Welt gibt es viel versprechende Parallelen zur Antike."
Er spricht von der kulturellen und religiösen Vielfalt dieser Epoche und meint, dass ein Blick darauf für das Selbstverständnis der Kirche in Zeiten der Globalisierung eine wichtige Rolle spielen kann. Mit Neugier an neue Themen heranzugehen, ist das Motto von Manuel Vogel. Diese "Grundstimmung intellektueller Neugier", wie er es nennt, ebnete ihm nach dem Studium der Evangelischen Theologie und dem Vikariat den Weg in die Wissenschaft. Dabei beschäftigte er sich von Anfang an intensiv mit dem hellenistischen Judentum, etwa mit Flavius Josephus, einem der wichtigsten jüdischen Autoren seiner Zeit.
Vogel sieht im griechisch-sprechenden und griechisch-gebildeten Judentum der Antike "ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Religion mit Kultur und Gesellschaft kommunizieren und interagieren kann". Dass hiervon auch das frühe Christentum nicht ausgenommen ist, konnte Vogel in seiner Habilitationsschrift (2003) zu einem schwierigen Paulustext zeigen. Für seine Promotion (1995) beschäftigte sich der in Frankfurt/Main geborene evangelische Pfarrer mit dem Begriff des "Bundes" in neutestamentlicher Zeit. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob sich frühchristliche Gruppen als Teil ihrer jüdischen Herkunftsreligion verstanden haben - bevor die Erfolgsgeschichte des Christentums zunehmend von Feindseligkeit gegen das Judentum geprägt wurde. "Innerchristlich ist das ein heiß umstrittenes Thema", erläutert Vogel, "denn wo die einen auf Dialog setzen, wittern die anderen eine Preisgabe christlicher Grundaussagen."
Aus seiner Erfahrung als Pfarrer weiß der 44-Jährige, dass für eine gute praktische Arbeit eine solide theoretische Basis notwendig ist. Als Lehrender stehe er deshalb bei künftigen Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Lehrerinnen und Lehrern in der Pflicht. Lehre sei nicht ein bloßes Nebenprodukt von Forschung, jedoch profitiere gute Lehre von guter Forschung, so Vogel. Hier wie dort halte er stets Ausschau nach neuen Perspektiven und Fragestellungen.
Für seine eigenen Forschungsvorhaben legt der verheiratete Vater von vier Töchtern Wert auf Interdisziplinarität und will sich in Jena, wohin er bald mit seiner Familie ziehen wird, besonders in den Aufbau einer Graduiertenschule innerhalb des Querschnittsbereichs "Grundlagen Europas" einbringen.
Kontakt:
Prof. Dr. Manuel Vogel
Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941125
E-Mail: m.vogel[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Manuel Vogel.
Foto: Anne Günther/FSU
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