Bochum, 05.11.1997 Nr. 210
Blickpunkt: Nordspanien Spanische Tage an der RUB Kulturelle Begegnungen zu Kunst, Literatur, Film und Rockmusik
Es werden keine heißen Rhythmen zum Tanzen geboten, aber immerhin fünf Tage Kultur live. Das Akademischen Auslandsamt der RUB lädt ein zur Veranstaltungsreihe ,Spanische Tage" an der RUB ,Blickpunkt Nordspanien" (11.11. bis 15.11.1997, im EURO-ECK, Spechtsweg 20). Ein Querschnitt: Eine Bilderausstellung, eine Podiumsdiskussion, viel Filme und Hörproben der verschiedenen regionalen Idiome. Dort wird auch am 11.11. die Veranstaltungsreihe um 19 Uhr durch den Rektor der RUB, Prof. Dr. Manfred Bormann, und einen Vertreter der spanischen Botschaft eröffnet. Anschließend zeigt der Künstler Jon Ulazia seine Bilder. Die Medien sind herzlich willkommen.
Beispiel Baskenland
Am Mittwoch, 12.11., geht es auf einer Podiumsdiskussion ,Spanien ist anders - aber was heißt das?" um die gegenseitige Wahrnehmung von Spaniern und Deutschen. Über Jahrhunderte bewundert und idealisiert, bestehen doch noch viele weiße Flecken in der wechselseitigen Wahrnehmung. Im Anschluß daran zeigt Julio Medem seinen Film ,Kühe" (Vacas) von 1992 über die Geschichte zweier im Baskenland verfeindeter Familien. Drei Kuhgenerationen beäugen dabei das Geschehen aus unabhängiger Perspektive.
Lesung
Am Donnerstag, 13.11., liest der im Spanischen Bürgerkrieg geborene Fritz Rudolf Fries aus seinen Schriften vor. Der Autor übersiedelte im 2. Weltkrieg nach Leipzig, wo er hispanistische Philologie studierte. Später avancierte er in Berlin zum wissenschaftlichen Mitarbeiter des Romanisten Werner Krauss.
Blick auf Asturien
Der Freitag, 14.11., bietet idiomatische Hörproben des asturischen ,Bable". Zusätzlich führt Mónica Sánchez González in die junge asturische Musikszene ein. Obwohl noch keine offiziell anerkannte Landessprache , ist asturische Rockmusik schon Vielen ein Begriff geworden. Damit nun auch den Ruhrgebietler nichts weiter ,spanisch" bleibt: Der Freitagabend bietet rhythmische Hörproben zum Abtanzen mit einem einheizenden Bohneneintopf aus der Region.
Filme am Samstag
Der Samstag, 15.11., setzt zwei cineastische Akzente: Pedro Olea zeigt seinen Film ,Der Wald des Wolfes" (El bosque del lobo) aus dem Jahre 1970 über den Landstreicher Benito Freire, dem flüchtende Bauern zum Opfer fallen. Die Geschichte ist wahr: Der verschrobene Epileptiker diente bislang unzähligen Volksliedern und Balladen als Vorlage, und sie erzählt auf einfühlsame Weise das Leben eines Außenseiters. Mit dem märchenhaften ,Sprich, kleine Stimme" (Habla, mudita) von Manuel Gutiérrez Aragón (1973) klingt die Veranstaltungsreihe aus. Der Stadtmensch Ramiro macht in den Bergen Kantabriens Urlaub, um die Natur zu studieren. Eines Abends verirrt er sich. Seine Reise endet in einem Dorf bei einer stummen Schäferin. Er versucht ihr das Sprechen beizubringen, doch statt ihr fängt das Dorf zu reden an und inszeniert unerhörte Gerüchte. Sehnsucht nach verwunschener Idylle und Erschrecken vor verbohrter Hinterwäldlerei liegen nah beieinander.
Dienstag, 11.11.97 19 h, Eröffnung der Veranstaltungsreihe durch Rektor Prof. Dr. Manfred Bormann und Vertreter der spanischen Botschaft, Euro-Eck 20 h, Ausstellungseröffnung ,Im Dämmerlicht vergessener Welten" (En la penumbra de mundos olvidadaos) mit Bildern von Jon Ulazia
Mittwoch, 12.11.97 19 h, Podiumsdiskussion zum Thema ,Spanien ist anders - aber was heißt das?" Mit dabei: der Autor Fritz Rudolf Fries. anschließend um 21 h, der Film ,Vacas" (Die Kühe) von Julio Medem
Donnerstag, 13.11.97 19 h, Lesung mit Fritz Rudolf Fries im Euro-Eck
Freitag, 14.11.97 21 h, Vortrag mit Hörproben über die asturische Sprache und Musikszene mit Mónica Sánchez González, Euro-Eck 22 h, Rockmusik mit asturischem Bohneneintopf
Samstag, 15.11.97 17 h, Film ,El bosque del lobo" (Der Wald des Wolfes) von Pedro Olea (1970), Euro-Eck 19 h, Film ,Habla mudita" (Sprich, kleine Stimme) von Manuel Gutiérrez Aragón (1973)
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