Zum Wintersemester 2000/01 haben 10 Studierende das Studium in diesem neuen Studiengang Hörtechnik und Audiologie (H+A) am Standort Oldenburg aufgenommen. Was ist neu an diesem Studiengang, was erhoffen sich Planer und Studierende davon?
Berufsfeld und -Orientierung
H+A spricht Studierende an, die sich zukünftige Arbeitsfelder als Entwicklungsingenieure, Berater, klinische Mitarbeiter, technische und/oder Vertriebsleiter versprechen in den Bereichen
Hörgerätetechnik
klinische Audiologie
Audio- und Studiotechnik sowie Telekommunikation.
Der Studiengang H+A soll den aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Gesellschaft an die Hörtechnik und Audiologie sowie an die Hörqualität und das Hörerlebnis in der Studiotechnik und im (Tele-)Kommunikationsbereich nachkommen. Dies soll H+A praxisorientiert, bedarfsgerecht und zeitlich planbar leisten, auf nationaler wie internationaler Ebene.
Bedarf auf dem Arbeitsmarkt
Das interdisziplinäre Gebiet der Audiologie hat insbesondere in den Bereichen Hörgeräte-Technologie, virtuelle Akustik, digitale Audio- und Signalverarbeitung und Telekommunikation in den zurückliegenden 10 Jahren eine rasante technologische Entwicklung gefunden.
Auf der einen Seite ist der Bedarf an Beratung und Behandlung in der Audiologie und Medizin-technik sehr hoch (etwa 14 Prozent der Bevölkerung in Deutschland weist einen behandlungsbedürftigen Hörverlust auf). Auf der anderen Seite steigen in zunehmendem Maß auch die Anforderungen an Leistungen und Qualität in der Nachrichtentechnik und (digitaler) Signalverarbeitung.
Beide Bereiche sind bisher fachlich durch Lehrberufe und universitäre Ausbildungsgänge vertreten. H+A soll die Bedarfs- und Marktlücke zwischen diesen technischen Lehrberufen und universitärer Ausbildung schließen und dabei die technischen, medizinischen, naturwissenschaftlichen und pädagogischen Bedarfsaspekte der Audiologie zusammenführen.
Eine Vorabstudie zur Bedarfserhebung bei allen größeren deutschen und europäischen Herstellern und Vertreibern von Hör- und Akustik-Geräten sowie an HNO-Kliniken hat einen jährlichen Bedarf an etwa 100 Absolventen (FH-Diplom und MSc-Absolventen) und ein ebenso großes Angebot an Praktikumsplätzen ergeben.
Der Studienverlauf
Der Studiengang ist konsekutiv aufgebaut. Der 8-semestrige FH-Ausbildungsgang schließt mit dem FH-Diplom Dipl. Ing. ab (das auch als BSc (hon.) schriftlich bestätigt werden kann). Nach der FH-Ausbildung ist für geeignete Absolventen ein nahtloser Übergang zum zwei-semestrigen Aufbaustudium zum Master of Science (MSc) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg möglich, der dann weitere akademische Wege offenhält.
Im Hauptstudium soll das erste Praxissemester (5. Sem.) und das 6. Semester im Ausland stattfinden. Die Diplomarbeit wird im Rahmen eines zweiten Praxissemesters mit einheimischen Firmen und Institutionen an der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven (OOW) angefertigt.
Trotz des hohen mathematisch-naturwissenschaftlichen und technischen Anteils zielt H+A auch auf weibliche Studierende ab, da auch "soft skills" und ein Auslandsstudium Teil der Ausbildung sind. Das endgültige Studienprogramm der Masterausbildung an der Universität Oldenburg wird nach Berufung der beiden Fachhochschulprofessuren für Audiologie und (Audio-)Signalverarbeitung zum Wintersemester 2001/02 erfolgen.
Modularisierung und das European Credit Transfer System ECTS
Der Studiengang ist als einziger Studiengang der FH OOW und Uni Oldenburg vollständig modularisiert und mit Leistungspunkten gemäß ECTS versehen. Die Studienleistungen werden in jedem Semester zu 50 Prozent studienbegleitend und am Ende des Semesters zu 50 Prozent durch eine Klausur bewertet.
Die Module weisen drei Zeit- oder vier Unterrichtsstunden auf und werden im Block durchgeführt. Ein Tag in der Woche ist veranstaltungsfrei und für das Selbststudium vorgesehen. Es müssen pro Semester sieben Module mit fünf Kreditpunkte studiert werden. Da nur 30 Kreditpunkte pro Semester für ein erfolgreiches Studium erforderlich sind, darf - auch das ist völlig neu - ein Modul "nicht bestanden" werden, ohne den Studienerfolg dauerhaft zu gefährden. Das FH-Diplom wird somit durch "Sammeln" von 8 mal 30 Kreditpunkten nach Erreichen von 240 Kreditpunkten vergeben, der MSc-Titel wird mit 300 Punkten erreicht. Damit nicht unverhältnismäßig viele "leichte" Kreditpunkte gesammelt werden können, werden sogenannte Lernstufen (Study Levels) eingeführt, die nicht mehr als 60 Kreditpunkte pro Studienjahr anrechnen.
Internationalität
H+A ist international ausgerichtet. Das bedeutet zum einen, dass die Studierenden während ihres Studiums ein Praxis- und/oder Theoriesemester im Ausland ableisten. Kooperationszusagen dazu liegen vor. Die Partnerhochschulen sind:
Universität Posen, Kolleg für Hörgeräteakustiker, Poznan, Polen,
University of Southampton, Institute for Sound and Vibration Research, UK
University of Cambridge, Dept. of Experimental Psychology, UK
Technical University of Denmark, Dept. of Acoustic Technology, Lyngby, DK
Karolinska Technische Hochschule, Institut für Technische Audiologie und Sprachtechnologie, Stockholm, Schweden
Universität Amsterdam, Academisch Medisch Centrum, Amsterdam, NL
Rijksuniversitet Groningen, Physikalisch-medizinische Abteilung, Groningen, NL
Die Vorlesungen des 6. Semesters sollen an allen teilnehmenden Partnerhochschulen in Englisch stattfinden, um ein vollständig anrechenbares Auslandsstudium äquivalenter Lehrangebote zu ermöglichen und zugleich auf eine spätere berufliche Tätigkeit in international tätigen Unternehmen vorzubereiten.
Die europäische Ausrichtung von H+A wird insbesondere auch daraus ersichtlich, daß die Studieninhalte von H+A alle Empfehlungen an einen "General Audiologist" der Europäischen Vereinigung der audiologischen Gesellschaften (EFAS) enthält.
Zusammenfassung und Ausblick
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstützt die Aufbauphase von H+A in erheblichen Maße. Seit dem 01.01.2001 sind drei wissenschaftliche Mitarbeiter in diesem Studiengang beschäftigt; von den insgesamt sechs Professuren werden zwei zum Wintersemester 2001/02 neu besetzt. Diese sind aus Mitteln des Niedersächsichen Innovationsfonds zusätzlich zur Verfügung gestellt worden.
H+A wird sich entwickeln, davon gehen Planer und die ersten Studierenden aus. Oldenburg bietet dafür beste Voraussetzungen, einmal als Stadt, aber vor allem durch die wissenschaftliche Arbeit in Universität, Evangelischem Krankenhaus, Hörzentrum und Kompetenzzentrum und durch zukünftige praxisorientierte Arbeit am Standort Oldenburg der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven.
http://www.fh-wilhelmshaven.de/oow/aktuelles/presse/mitteilungen_ol/presse_ol09_...
Criteria of this press release:
interdisciplinary
transregional, national
Studies and teaching
German
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