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02/07/2001 00:00

Abteilung für Klinische Neurobiologie in Heidelberg gegründet

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für medizinische Forschung finanziert die Stiftungsprofessur zehn Jahre lang - Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke drückte den Dank der Universität Heidelberg aus - Ideale Verknüpfung von Grundlagen- und Anwendungsforschung

    Mit Finanzierung durch die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für medizinische Forschung wurde heute in Anwesenheit von Wissenschaftsminister Klaus von Trotha an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg die Abteilung für Klinische Neurobiologie gegründet. Für die Abteilung stellt die Schilling-Stiftung für einen Zeitraum von zehn Jahren Personal-, Sach- und Investitionsmittel im Umfang von acht Millionen Mark bereit. Forschungsschwerpunkt der von Professor Dr. Hannah Monyer geleiteten Abteilung ist die Identifizierung von Genen, die synchrone Aktivität in neuronalen Netzwerken steuern. Die Gründung der Abteilung Klinische Neurobiologie sei für die Ruperto Carola "höchst erfreulich", sagte Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke zur Eröffnung des Festaktes und bedankte sich bei der Stiftung.

    Grundlagenforschung sei - so Siebke weiter - die ureigenste Aufgabe der Universitäten. Oftmals müsse diese Forschung einen langen Atem haben. "Doch immer häufiger und vor allem auch schneller wird die Grenze zur Anwendungsforschung und sodann zur Anwendung des neuen Wissens überschritten."

    "Auf diese neue Häufigkeit und Schnelligkeit muss eine Universität flexibel reagieren." Oftmals sei sie - so Siebke - dazu nicht in der Lage. Lehrstühle werden in einer kurzen Frist nicht frei, um sie umwidmen zu können, oder es falle der Universität schwer, freie Professuren über Fakultätsgrenzen hinweg zu verlagern und neu auszurichten. Zudem sei eine Expansion, finanziert aus öffentlichen Mitteln, aufgrund der bekannten Finanzierungsenge der öffentlichen Haushalte nicht denkbar.

    Hier verschaffe die "Public Private Partnership" in Form privater Stiftungen einen notwendigen Bewegungsspielraum. Siebke: "Das gilt auch für den heute zu würdigenden Stiftungslehrstuhl und die zugehörige Abteilung für Klinische Neurobiologie." Dafür danke die Ruprecht-Karls-Universität der Schilling-Stiftung, vor allem auch deswegen, weil durch diese Professur die Verknüpfung von Grundlagen- und Anwendungsforschung in Form der Verbindung von Klinischer und Theoretischer Medizin "in idealer Weise realisiert werden kann".

    Universität kann heute neue Forschungsrichtungen gestalten

    Stiftungsprofessuren werden auf Zeit durch den privaten Stifter finanziert. "Dadurch kann die Universität heute neue Forschungsrichtungen mitgestalten, um diese durch spätere Stellenumschichtungen weiterzuführen." Siebke dankte auch der Landesregierung Baden-Württemberg für ihre Initiative zur Einrichtung von Stiftungsprofessuren.

    "Der Fortschritt der Wissenschaften ist geprägt von integrativen Forschungsansätzen, da die anstehenden und zu lösenden Probleme und Strukturen immer komplexer werden. Die traditionellen Grenzen der Wissenschaften verwischen sich zunehmend; die Einzeldisziplinen beeinflussen und durchdringen sich gegenseitig. Interdisziplinäre Fragestellungen erfordern neue Organisationsformen des Forschens, die die Grenzen der Fakultäten überschreiten. Darauf hat die Universität Heidelberg bereits mit der Bildung von disziplin-übergreifenden Zentren reagiert."

    Als Beispiel nannte der Heidelberger Rektor das "Interdisziplinäre Zentrum für Neurowissenschaften" (IZN). In dieses Zentrum ist der Lehrstuhl von Stiftungsprofessorin Hannah Monyer integriert. "Ohne die Stiftungsprofessur wären unsere eigenen Ressourcen zu schmal gewesen, um den Aufbau dieser institutionellen Forschungseinrichtung zu wagen", sagte Siebke.

    Die Arbeitsschwerpunkte der Forscher um Prof. Monyer

    Das Gehirn ist das komplexeste Organ im menschlichen Organismus. Jede der 100 Milliarden Nervenzellen hat durchschnittlich mehrere tausend Schaltstellen (Synapsen), über die sie mit den anderen Nervenzellen kommuniziert. Es verwundert also nicht, dass mehr als die Hälfte der menschlichen Gene eine Funktion im Gehirn ausübt. Nervenzellen sind meistens "spezialisiert", das heißt für bestimmte Gehirnfunktionen zuständig. Was eine Nervenzelle zu einer Riechzelle oder einer Sehzelle macht, wird zu einem großen Teil genetisch kontrolliert.

    Die Heidelberger Forscher beschäftigen sich mit solchen Nervenzellen, die unter anderem die Aktivität anderer Nervenzellen in einem Verband bestimmen. Die synchrone Aktivität von Nervenzellen in Netzwerkverbänden spielt beim Entstehen von Repräsentationen der Welt im Gehirn eine entscheidende Rolle. Durch synchrone neuronale Aktivität lässt sich erklären, wie verschiedene Merkmale eines Objekts, zum Beispiel Farbe, Form und Bewegung, "zusammengebunden" werden und so die Wahrnehmung des Objekts als Ganzes erst möglich wird. Die Forscher interessiert in diesem Zusammenhang die Frage, welche Gene und welche Eiweißmoleküle in welchen Zellen die synchrone Aktivität von Nervenzellen in einem Netzwerk bestimmen.

    Eine weitere Forschungsrichtung der Abteilung für Klinische Neurobiologie ist die molekulare Grundlage altersabhängiger Lernmechanismen im Gehirn. Hier interessiert die Heidelberger Wissenschaftler vor allem, inwieweit genetische Programme durch Umwelteinflüsse moduliert werden können.

    Das Förderungsprogramms "Neurowissenschaft in der Klinik"

    Innerhalb ihres Förderungsprogramms "Neurowissenschaft in der Klinik" finanziert die Schilling-Stiftung die Errichtung von insgesamt fünf Instituten oder Abteilungen für Neurowissenschaft an Neurologischen Kliniken. Die von der Stiftung geförderten Einrichtungen stellen erstmals in Deutschland eine dauerhafte wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Grundlagenwissenschaftlern als Leiter von Abteilungen einer Universitätsklinik und dem Ärztlichen Direktor der jeweiligen Klinik sicher. Die vier ersten Einrichtungen dieser Art wurden in München, Berlin, Würzburg und Tübingen gegründet. Insgesamt stellt die Stiftung rund 40 Millionen Mark im Rahmen ihres Programms "Neurowissenschaft in der Klinik" zur Verfügung.

    Ziel der Schilling-Stiftung ist es, in den Neurologischen Kliniken durch die Einrichtung von Forschungsprofessuren eine Laufbahn für Grundlagenwissenschaftler zu schaffen. Damit entspricht die Stiftung einer wichtigen Empfehlung des Wissenschaftsrates zur Verbesserung der klinischen Forschung in Deutschland.

    Die Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für medizinische Forschung arbeitet seit 1970 unter dem Dach des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in Essen, der insgesamt rund 300 wissenschafts- und kulturfördernde Stiftungen betreut. Das Vermögen der Schilling-Stiftung beträgt heute rund 60 Millionen Mark.

    Rückfragen bitte an:
    Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Michael Sonnabend M.A.
    Barkhovenallee 1
    45239 Essen
    Tel. 0201 8401181, Fax 8401301
    michael.sonnabend@stifterverband.de

    oder:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Organisational matters, Studies and teaching
    German


     

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