idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/06/2009 10:09

Mut zum Risiko: DFG fördert zwei weitere Reinhart Koselleck-Projekte

Marco Finetti Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Freiburger Nanotechnologin und Frankfurter Atomphysiker erhalten je 1,25 Millionen Euro für besonders innovative Forschungsvorhaben

    Nr. 5
    6. Februar 2009

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert zwei besonders innovative und im posi-tiven Sinne hoch risikobehaftete Forschungsvorhaben. Der Hauptausschuss von Deutschlands zentraler Forschungsförderorganisation beschloss jetzt in Bonn die Vergabe von zwei weite-ren Reinhart Koselleck-Projekten. Diese sollen von der Freiburger Professorin für Nanotech-nologie Margit Zacharias und dem Frankfurter Atomphysiker Professor Reinhard Dörner durchgeführt werden. Beide erhalten für ihre geplanten Arbeiten jeweils einen Pauschalbetrag von 1,25 Millionen Euro, den sie in den kommenden fünf Jahren flexibel einsetzen können.

    "Mit den Reinhart Koselleck-Projekten wollen wir ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit kühnen Ideen und Mut zum Risiko fördern", erklärte DFG-Präsident Pro-fessor Matthias Kleiner vor dem Hauptausschuss der DFG, der jetzt zum zweiten Mal über die Bewilligung von Koselleck-Projekten entschied; zuvor hatten zur Premiere des Fördermo-duls im Dezember 2008 bereits sechs Wissenschaftler eine Koselleck-Bewilligung erhalten. Kleiner erinnerte daran, dass die nach dem 2006 verstorbenen Bielefelder Historiker Reinhart Koselleck benannten Projekte eine Lücke in den Förderprogrammen der DFG und in der For-schungsförderung in Deutschland insgesamt schließen. "Selbst renommierte Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler, die zukunftsweisende, aber hoch risikoreiche Forschung betrei-ben wollten, hatten davor kaum die Möglichkeit, Fördergelder dafür zu beantragen", so der DFG-Präsident. Da besonders innovative und risikoreiche Forschungen in der Regel noch weniger planbar seien als sonstige Forschungsarbeiten, reiche bei der Antragstellung eine etwa fünfseitige Projektskizze aus. Umso mehr müssten die Antragstellerinnen und An-tragsteller über ihre Idee hinaus auch mit ihren bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten über-zeugen. "Die Koselleck-Projekte", so Kleiner, "sind ein enormer Vertrauensvorschuss, der verdient sein will." Diese sehr hohen Anforderungen sah der Hauptausschuss der DFG bei den Förderanträgen von Reinhard Dörner und Margit Zacharias erfüllt.

    Reinhard Dörner, 47, Professor am Fachbereich Physik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, möchte experimentell die besonderen Eigenschaften von klei-nen Molekülen untersuchen, die aus zwei oder drei Heliumatomen zusammengesetzt sind. Diese Systeme haben einzigartige Quanteneigenschaften, die für die Grundlagenforschung von sehr hoher Bedeutung sind. So sind die beiden Atome im Heliumdimer äußerst schwach aneinandergebunden und haben einen Abstand von 100 Atomdurchmessern voneinander - somit ist es das größte bekannte Molekül überhaupt. Für das aus drei Atomen bestehende He-liumtrimer wird theoretisch ein ganz neuer, schwach gebundener Anregungszustand, ein "Efimov"-Zustand postuliert, der in der Literatur kontrovers diskutiert wird. Bei den experi-mentellen Untersuchungen soll nun erstmals versucht werden, diesen Zustand an Heliummo-lekülen nachzuweisen. Reinhard Dörner hat an der Universität Frankfurt und an der RWTH Aachen Physik und Philosophie studiert. Nach verschiedenen Forschungsaufenthalten in den USA, Japan und China hat er seit 1998 zunächst eine Vertretungsdozentur und dann seit 2002 einen Lehrstuhl an der Universität Frankfurt inne. Der Experimentalphysiker war maßgeblich an der Entwicklung des Reaktionsmikroskops beteiligt, mit dem in den vergangenen Jahren zahlreiche bedeutsame Erfolge auf dem Gebiet der atomaren Stoßphysik erzielt wurden.

    Margit Zacharias, 52, Professorin für Nanotechnologie am Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg, ist die erste Wissenschaftlerin, die ein Reinhart Koselleck-Projekt erhält. Darin möchte sie neue innovative Methoden zur Dotierung von Nanostrukturen und dabei insbesondere von Nanodrähten entwickeln. Sie greift damit ein zentrales Problem von hohem wissenschaftlichen Wert auf, das zugleich aber auch ein hohes Anwendungspotenzial für eine zukünftige Nanoelektronik hat. Bisher gibt es keine durchgängige Methodik, Na-nostrukturen durch gezielte Dotierung soweit in ihren elektronischen Eigenschaften zu defi-nieren, dass sie für den Einsatz in Bauelementen geeignet sind. Die zu lösenden Probleme sowohl in der Präparation als auch in der Charakterisierung der Strukturen sind außerordent-lich komplex, insbesondere die Realisierung von Dotierprofilen im Nanometerbereich mit gut definierten und homogen dotierten Übergängen. Margit Zacharias studierte Physik, promo-vierte in den Ingenieurwissenschaften und habilitierte sich wiederum in der Physik. Mit dieser interdisziplinären Ausbildung, ihren umfangreichen und international anerkannten Vorarbei-ten und mit den in ihrem Förderantrag entwickelten Ideen bringt sie beste Voraussetzungen mit, dieses schwierige und weit über einen üblichen DFG-Antrag hinausgehende Vorhaben an der Schnittstelle von Physik, Chemie und Ingenieurwissenschaften erfolgreich zu bearbeiten.

    Alle acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die inzwischen im Rahmen der Reinhart Koselleck-Projekte gefördert werden, sind am Montag, dem 9. Februar, auch zum Neujahrs-empfang der DFG in Berlin eingeladen und sollen den dort versammelten Repräsentanten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit ihren Forschungsvorhaben kurz vorge-stellt werden. "Auch das zeigt, welche große Bedeutung die Reinhart Koselleck-Projekte und die Förderung mutiger Ideen haben", so DFG-Präsident Kleiner.


    Weiterführende Informationen

    Informationen zu den Reinhart Koselleck-Projekten finden sich unter:
    www.dfg.de/forschungsfoerderung/einzelfoerderung/kompaktdarstellung_reinhart_koselleck_projekte.html

    Ansprechpartnerin in der DFG:
    Dr. Sarah Holthausen, Tel. +49 228 885-2032, Sarah.Holthausen@dfg.de


    More information:

    http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/einzelfoerderung/kompaktdarstellung_reinh...


    Images

    Criteria of this press release:
    Chemistry, Physics / astronomy
    transregional, national
    Personnel announcements, Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).