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08/29/1997 00:00

Faszinierende Lesezumutung: Arno Schmidt in Greifswald

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Per Tandem Arno Schmidt in Greifswald - Ausstellung und Lesung mit Jan Philipp Reemtsma

    Ich könnte mich selber nicht mehr achten, wenn ich von einem Buche hörte, daß von ihm einhunderttausend Stück in der Welt sind, und ich kennte dieses Buch nicht. Diesen Gedanken von Lichtenberg setzte Arno Schmidt (1914-1979) vor einen seiner wundersprachlichen Aufsätze.

    Arno Schmidt ist berühmt und den meisten dennoch fast oder ganz unbekannt. Nicht dem Greifswalder Germanistikprofessor Dr. Gunnar Müller-Waldeck; er hat für den 4. September 1997 die Ausstellung »Arno Schmidt - Leben und Werk« nach Greifswald geholt. Sie wird bis zum 5. Oktober im Ausstellungszentrum der Universität in der Bahnhofstraße 50 zu sehen sein

    »Wer bei der Lektüre eines ihm unbekannten Textes plötzlich verwundert ob der unüblichen Orthographie den Kopf schräg hält, der muß«, so Gunnar Müller-Waldeck, »kein Produkt der Sprachreform vor sich haben, sondern kann ganz einfach einem Text von Arno Schmidt begegnet sein. Diese Abweichung von der Schreib-Norm nämlich galt als eine der Spezialitäten dieses berühmten, aber weniger gelesenen Autors - oder sagen wir: dieses nur von spezialisierteren Lesern verschlungenen Schriftstellers. Schmidt war einer der großen Einzelgänger der Literatur«, und er liest sich köstlich. Wer einmal anfängt, will nimmermehr aufhören, den zu lesen, dessen Aufgabe es nach eigen-dürrem Bekunden war, »Literatur herstellen, oder über sie berichten«.

    Eines der bekanntesten, inzwischen sprichwörtlichen Werke von Arno Schmidt ist »Zettels Traum«. Jan Philipp Reemtsma förderte den in ärmlichen Verhältnissen lebenden und zu Empfängen statt mit Limousine mit Gattin per Tandem anreisenden Autor in seinen letzten Lebensjahren. Nach dessen Tod schuf er die Arno Schmidt Stiftung in Bargfeld in der Lüneburger Heide, wo Schmidt lebte. Jan Philipp Reemtsma, Bernd Rauschenbach, der Archivleiter der Stiftung, und Joachim Kersten werden nach der Ausstellungseröffnung um 18.30 Uhr simultan aus »Zettels Traum« lesen.

    Gunnar Müller-Waldeck nennt diesen Traum mit seinen synchron auf mehrere Zeilen gesplitteten Texten auf 1334 Seiten »eine faszinierende Lese-Zumutung«. Was Schmidt über Laurence Sterne schrieb, trifft auf ihn mindestens genauso zu: »Dieser herrliche, moussierende Nicht-Jedermannston,

    der gar nicht daran denkt, die »Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit zu zerschminken«.

    Herzliche Einladung zu Arno Schmidt - Leben und Werk vom 4. Sept., 18.30 h, bis 5. Okt. in der Bahnhofstraße 50 in Greifswald


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