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02/23/2001 11:05

Virtuelle Lehre macht Fortschritte

Klaus Walter Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Wissenschaftler der Marburger Philipps-Universität haben mehrere multimediale Lernprogramme für verschiedene Disziplinen entwickelt

    Marburger Wissenschaftler sind mit neuen Angeboten bemüht, die Wissensvermittlung durch multimediale Lehrmaterialien für das Selbststudium zu verbessern. Mehrere Marburger Innovationen werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms "Neue Medien in der Hochschullehre" unterstützt.

    Grundlagen aus der Vorklinik
    "k-Med" heißt ein webbasiertes multimediales Lernsystem für die Medizin, das unter Federführung der Gießener Uni an mehreren Universitäten entwickelt wird. Ziel ist es, vorklinisches Grundlagenwissen für angehende Ärzte aufzubereiten. An der Philipps-Universität werden dazu Themen der Biochemie und der Nuklearmedizin bearbeitet.

    Das biochemische Angebot, für das Professor Jan Koolman vom Institut für Physiologische Chemie zuständig ist, gliedert sich in vier Gruppen: Zunächst werden die chemischen Strukturen wichtiger Biomoleküle zusammengestellt und an dreidimensionalen Modellen erläutert. In einem zweiten Schritt werden die zentralen Stoffwechselvorgänge der menschlichen Zelle (Intermediärstoffwechsel) als molekulare Prozesse sichtbar gemacht - von der einfachen Reaktionsgleichung über Stoffflüsse bis zur molekularen Interaktion von Enzymen mit Substraten und Coenzymen. Auf der Ebene der Regulation sollen relevante biochemische Zusammenhänge verständlich gemacht werden. Schließlich sollen auf der Ebene der Pathobiochemie die molekularen Ursachen von Erkrankungen den Bezug zur praktischen Medizin herstellen. "An ausgewählten Krankheitsbildern werden angeborene oder erworbene Defekte des Stoffwechsels und seiner Regulation beschrieben und die klinischen Folgen aus den molekularen Ursachen abgeleitet", erläutert Koolman.
    Für den nuklearmedizinischen Teil ist Dr. Martin Gotthardt zuständig. Die Nuklearmedizin nutzt die radioaktive Markierung von Molekülen zur bildlichen Darstellung von Stoffwechselvorgängen. Auf diese Weise können pathologische Veränderungen im Stoffwechsel sichtbar gemacht werden. Die Einführung stellt zunächst die verschiedenen Untersuchungsverfahren vor. In der funktionellen Diagnostik werden insbesondere Perfusionsstörungen der Herzmuskulatur, Syntheseleistungen der Schilddrüse und die Ausscheidefähigkeit der Nieren behandelt, in der statischen Diagnostik stehen die Lunge (Gefäßverschlusse, Embolie) und das Skelett (Metastasen, Entzündung) im Vordergrund. An Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern sollen die Diagnostik durchgespielt und die therapeutischen Konsequenzen abgeleitet werden. "Die genannten Bereiche werden so aufbereitet, dass die Studierenden an der Wahl der Diagnoseverfahren, an der Interpretation der Untersuchungsergebnisse und an den Therapievorschlägen aktiv beteiligt sind", hebt Gotthardt hervor.

    Das BMBF hat für die beiden Marburger Projekte 787 000 Mark zur Verfügung gestellt, die sich auf drei Jahre verteilen.

    Physiologisches Bildschirmlabor
    Dem besseren Erlernen grundlegender Mechanismen der Neurophysiologie dient "cLABs-Nerv", ein virtuelles Computerlabor, das am Physiologischen Institut entstanden ist (Dr. Hans Albert Braun, Dr. Horst Schneider, Norman Anthes, Professor Karlheinz Voigt). Beginnend mit interaktiven Präsentationen der funktionell relevanten Eigenschaften der Nervenmembran führt das Bildschirmlabor den Anwender mit einfachen virtuellen Experimenten Schritt für Schritt zum Verständnis auch komplexer Membranprozesse.

    Die Neurophysiologie zählt bekanntlich zu den schwierigeren und in der Studentenschaft wenig geliebten Kapiteln der Physiologie. Die in Marburg entstandenen interaktiven Computeranimationen und -simulationen tragen nach den bisherigen Erfahrungen entscheidend zu einem besseren Verständnis biologischer Funktionen bei. Sie richten sich an Studierende medizinischer, biologischer und verwandter Fachbereiche und können im Biologieunterricht der Schulen eingesetzt werden. Sie wurden soeben auf der Bildungsmesse in Hannover vorgestellt.

    Computerlinguistik
    Auf demselben Messestand in Hannover war auch "Linguistik virtuell" zu erleben. Die unter Leitung des Marburger Anglisten Professor Jürgen Handke entwickelten Lerneinheiten verlegen standardisierbare Inhalte des sprachwissenschaftlichen Grundstudiums ins Internet. Die Studierenden können zu Hause am Bildschirm interaktive Aufgabenblätter aufrufen und bearbeiten. Hauptprinzip der virtuellen Programme ist das multimediale Zusammenspiel von Text, Grafik, Animation und Sound, um die gewünschten Lehrinhalte auf völlig neue Art zu vertiefen. "Die konventionelle Lehre erhält durch die Verknüpfung virtueller und praktischer Bestandteile ein neues Format, das in bisher nicht gekannter Weise zur Wissensvermehrung beiträgt", betont Handke als Leiter eines Verbundvorhabens, an dem auch Kollegen von zwei Gesamthochschulen beteiligt sind. Den Marburger Computerlinguisten hat das BMBF dafür für drei Jahre 458 000 Mark bewilligt.

    Effektivierung des Spracherwerbs
    181 000 Mark (ebenfalls für drei Jahre) erhält schließlich noch Professorin Ruth Albert, die am Institut für Germanistische Sprachwissenschaft der Philipps-Universität die Abteilung Deutsch als Fremdsprache leitet. Sie ist eingebunden in das Verbundvorhaben "Multimediales Lernen und vernetztes Lernen -- Studierplatz Sprachen", in dem Wissenschaftler von fünf Universitäten zusammenarbeiten.

    Besonders im Sprachlernbereich besteht noch ein Missverhältnis zwischen den technologischen Möglichkeiten der neuen Medien und der didaktischen Umsetzung. Hinzu kommt, dass vielen Lehrenden die nötige Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien fehlt. In dem Projekt sollen neue didaktische Konzepte und Lehr- und Lernmodule erarbeitet werden, in denen die neue Medien "nicht als etwas Zusätzliches, den Unterricht Begleitendes wahrgenommen werden, sondern als Chance für die Umgestaltung der gesamten Lehrkonzeptionen". Lehrende sollen sich als "Sprachberater" statt als "Instrukteur" verstehen, während von den Lernenden erwartet wird, dass sie selbst mehr als bisher Verantwortung für den Lernprozess übernehmen.

    Für weitere Marburger Projekte liegen Förderanträge beim Bundesforschungsministerium vor.


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    Criteria of this press release:
    Information technology, Language / literature, Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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