idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/26/2001 17:00

Der Boxerkrieg in China 1900 - 1901.

Dr. Iris Klaßen Stabsstelle Kommunikation und Medien
Universität Hildesheim

    Tagebuchaufzeichnung des Polizeioffiziers Gustav Paul

    Herausgeber des Buches sind die Hildesheimer Wissenschaftler Hubert Mainzer, Akademischer Oberrat am Institut für Geographie und Geschichte und Dr. Herward Sieberg, Professor für Politische Wissenschaft am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim.

    Der "Boxerkrieg" in China stellte einen Höhepunkt des imperialistischen Zeitalters dar. Die großen Mächte stritten um Kolonialbesitz und Einflußsphären. Nach Afrika schien auch China vor der Aufteilung zu stehen. Gegen Unterjochung und Fremdherrschaft wehrten sich die "Boxer" in einem vor allem Nordchina umfassenden Aufstand. Die imperialistischen Staaten, unter ihnen Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Rußland, die USA und Japan, schlossen ein Zweckbündnis zur Niederwerfung dieser Boxerbewegung und intervenierten militärisch in China. Eher ungewollt verursachte ihre Aktion eine gewaltige Erschütterung des politischen Systems in China und eine tiefe Legitimationskrise der von vielen Chinesen ohnehin als Fremdherrschaft empfundenen kaiserlichen Mandschu-Dynastie (1644 - 1911). Insofern besaß der Boxerkrieg beträchtliche Langzeitwirkung: Es handelte sich um den Auftakt für die großen Umwälzungen Chinas im 20. Jahrhundert.

    Als Sergeant im deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps war der spätere Hildesheimer Polizeikommissar Gustav Paul Teilnehmer und Augenzeuge des Boxerkriegs. Sein privates Kriegstagebuch wird in dieser Publikation erstmals veröffentlicht und durch begleitende wissenschaftliche Beiträge der beiden Herausgeber als Dokument seiner Zeit eingeordnet und gewichtet. Ein einführendes Kapitel "China im Zeitalter des Imperialismus" stellt die nur zwei Jahre umfassende Zeitspanne des Boxerkriegs in epochentypische Zusammenhänge, wobei die spezielle Rolle Deutschlands besonders beleuchtet wird. Wie kaum ein anderes Beispiel ist der Boxerkrieg als Höhepunkt des klassischen Imperialismus geeignet, Grundzüge und Verwerfungen jener Zeit sichtbar zu machen. Überlegungen "Zum Kriegstagebuch von Gustav Paul" versuchen anschließend, dieses persönliche Zeitzeugnis im Blick auf die Kategorie "Tagebuch" und seinen Quellentyp einzuordnen sowie inhaltliche Schwerpunkte sichtbar zu machen. Eine "Zeittafel zur Geschichte Chinas" am Schluß des Buches soll dem Leser eine rasche Orientierung ermöglichen. Geschichtliche Karten, zeitgenössische Illustrationen sowie ein ausführliches aktuelles Quellen- und Literaturverzeichnis komplettieren die Anlage des Buches.

    Ziel dieser Veröffentlichung ist es, im historisch-politischen Interesse die Quellenbasis der Aufarbeitung des Boxerkrieges zu erweitern. Denn das Tagebuch stellt im Unterschied zu offiziellen Verlautbarungen ein recht ungewöhnliches Dokument der "Geschichte von unten" dar. Es wurde bewußt zum Centenarium des Boxerkriegs veröffentlicht, um im Abstand von einem Jahrhundert und im Lichte einer bislang unbekannten Quelle sich den damaligen Ereignissen erneut und kritisch zu nähern.

    In den Augen der damaligen Weltöffentlichkeit erschien Deutschlands Rolle bei der Niederschlagung des Boxeraufstandes als besonders herausgehoben - ein falscher Eindruck, zu dem Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung kräftig beitrugen: Schließlich war nomineller Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte der deutsche "Weltmarschall" Graf Waldersee. 22000 Soldaten, zumeist Kriegsfreiwillige, entsandte Berlin nach Ostasien - wie die forcierte Flottenrüstung ein Ausdruck neuer wilhelminischer Weltpolitik. Somit wurde die Öffentlichkeit hierzulande erstmals durch die Intervention in China mit den Konsequenzen eines global ausgerichteten deutschen Machtstrebens konfrontiert.

    Gustav Paul zeigte sich in seinen Aufzeichnungen anfänglich nicht frei von zeittypischer Begeisterung, doch dokumentiert sein Tagebuch aufgrund eigenen Erlebens seine deutliche Entwicklung hin zu Kritik und Skepsis. Insofern ergibt sich schon eine gewisse Übereinstimmung mit der heutigen nüchternen Beurteilung imperialistischer Machtpolitik vor dem Ersten Weltkrieg.

    Hubert Mainzer / Herward Sieberg (Hrsg.):
    Der Boxerkrieg in China, 1900 - 1901. Tagebuchaufzeichnung des späteren Hildesheimer Polizeioffiziers Gustav Paul, Gerstenberg Verlag Hildesheim 2001 (Quellen und Dokumentationen zur Stadtgeschichte Hildesheims; Bd. 11)
    ISBN 3-8067-8524-4


    Images

    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).