76/97 - 31. Juli 1997
dX-Begleitprogramm der GhK:
Internationales Keramiksymposium AZUR
Erforschung des Ägyptisch-Blau als kieselkeramischer Werkstoff
Kassel. Im Altertum war es die Farbe des Himmels und der Götter: Ägyptisch Blau, ein seltenes azurblaues Pigment, das die prächtigen Kronen und Mumiensärge der Pharaonen schmückte. Der keramische Kunststoff aus dem alten Orient wurde im dritten vorchristlichen Jahrtausend entdeckt; mit dem Untergang der Antike ging später das Wissen um seine Herstellung verloren. Nun soll das ägyptische Blau in Kassel ,wiederbelebt" werden: Dort findet vom 15. bis 28. September an der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) das ,4. Internationale Keramiksymposion" statt. Bildhauer und Keramiker aus fünf Ländern wollen sich mit dem an der GhK rekonstruierten Werkstoff künstlerisch auseinandersetzen. Das Symposion ,Azur" ist Teil des Begleitprogramms der Hochschule zur documenta X. Im Wadi Natrum, einem großen Trockental in Mittelägypten, hat GhK-Professor Ralf Busz im April Sodasalze gesammelt, um das Ägyptisch Blau mit originalen Rohstoffen zubereiten zu können. Mit von der Partie war der Archäologe und stellvertretende Leiter der Staatlichen Museen Kassel, Prof. Peter Gercke. Die beiden Wissenschaftler und die Silikat-Spezialistin Dr. Iris Berger von der Bauhaus-Universität Weimar leiten das technikgeschichtliche Langzeitprojekt ,Türkis und Azur - Kieselkeramik im Orient und Okzident". Über 60 Kilo Rohstoffe habe man aus Ägypten mit nach Kassel gebracht, berichtet Prof. Busz. In der Keramikabteilung des GhK-Fachbereichs Kunst laufen derzeit in acht Brennöfen die Experimente, um die Rezeptur für den uralten Werkstoff wieder herauszufinden. Künstlerinnen und Künstler aus Ägypten, dem Iran, Ghana, Estland und Deutschland werden sich im September mit dem eigentümlich dunkelblauen kieselkeramischen Material auseinandersetzen, das zum glitzernden Pigment zermahlen werden kann. Dieses vierte Symposion ist im besonderen der praktischen Zusammenarbeit mit Keramikern der ägyptischen Partneruniversität der GhK in el Minia gewidmet. Eine ,Arbeit mit einem absolut fremden Stoff" kündigt Keramiker Busz an. Keine ,Gehirnkunst", sondern ,Menschen, die vom Material her ihre Kunst entwickeln". Jedermann sei willkommen, sich die Aktivitäten in den Keramikwerkstätten der GhK an der Menzelstraße anzuschauen. Die Ergebnisse - keramische Kleinskulpturen - sollen überdies im nächsten Jahr im nahe Kassel gelegenen Schloß Wilhelmsthal ausgestellt werden. Das Forschungsprojekt ,Türkis und Azur" ist eine interdisziplinäre Einrichtung zur Analytik, Rekonstruktion und künstlerischen Wiederbelebung altorientalischer und -ägyptischer Kunststoffe, ,die über Jahrtausende bezeichnend für Kleinskulpturen und Schmuck waren", so Busz.
Zum Projekt gehören geschichtliche Ausstellungen, Fachtagungen und ein Katalog. Es umkreist die Zusammenhänge zwischen steinzeitlicher Kupfergewinnung und frühem Bronzeguß mit den Kunststoffen ,Altägyptische Fayence" und ,Ägyptisch Blau", Materialien mit einem Charakter zwischen Keramik und Glas. Ägyptisch Blau taucht im alten Ägypten als Pigment und formbarer Werkstoff zur gleichen Zeit auf wie die ersten gegossenen Bronzeartefakte.
Weiterführende Informationen zum ,4. Internationalen Keramiksymposion Kassel 1997" gibt es bei den Projektleitern Prof. Busz (0561/774973) und Prof. Gercke (0561/93777)
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