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04/01/2009 12:06

Genau hinschauen! Chancen und Grenzen der Prävention von Jugendgewalt (DJI Online Thema 2009/04)

Andrea Macion Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschaftliches Referat beim Vorstand
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Das DJI befasst sich seit Jahren in unterschiedlichen Kontexten mit dem Thema Jugendgewalt, deren Ursachen und Folgen sowie möglicher Prävention. Insbesondere die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention am DJI trägt dazu bei, die in der Bundesrepublik vorhandenen kriminalpräventiven Ansätze und Projekte im Bereich von Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Polizei und Justiz stärker aufeinander zu beziehen.

    Die seit 1997 am DJI angesiedelte Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention thematisiert im aktuellen DJI Online Thema die Chancen und Grenzen der Prävention von Jugendgewalt und benennt Kriterien für gute Präventionsprogramme. Letztere arbeiten in erster Linie zielgruppenbezogen, ohne in die Falle einer Überspezifizierung zu tappen. Zweitens ist ein zeitlich angemessener Umfang entscheidend. D.h. ein einzelnes Anti-Gewalt-Training ist wenig zielführend, wenn sich Aggressionen über längere Zeiträume hinweg entwickelt haben. Drittens sollten Präventionsprogramme eine präzise formulierte Zielsetzung beinhalten, die den direkten Zusammenhang zwischen der Maßnahme an sich und ihrem Gegenstand - also dem, was vermieden soll, erkennen lässt. Dies ist bei Präventionsprogrammen nicht immer der Fall.
    Deswegen fordert die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention eine Engführung des Präventionsbegriffs.

    Frühe Förderung, soziales Lernen, Unterstützung und Bildung sowie der individuelle Blick auf einzelne Kinder sind wichtige und wirksame Maßnahmen, die durchaus auch gewaltpräventive Nebeneffekte haben können. Sie deswegen jedoch unter das Banner der Gewaltprävention zu stellen, ist riskant. Die ExpertInnen des DJI warnen daher vor dem flächendeckenden Einsatz zu breit angelegter Programme, die selbst dann durchgeführt werden, wenn überhaupt kein Bedarf angezeigt ist. Zu früh und zu breit eingesetzte Maßnahmen so genannter Gewaltprävention können unter Umständen sogar eine kontraproduktive Wirkung entfalten und im schlimmsten Fall zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führen, die dann wiederum eine gefährliche Eigendynamik in Gang setzen können.

    Vielen "gut gemeinten" Präventionsaktivitäten mangelt es nach Ansicht der DJI Aggressions- und GewaltforscherInnen noch an der entsprechenden Abwägung, um staatliche Interventionen ausreichend zu legitimieren.

    Auch der Direktor des Instituts für Kriminologie an der Universität Köln, Prof. Dr. Michael Walter, ist in seinem DJI Gastbeitrag der Auffassung, die Verhinderung von Gewalt müsse nicht neu etabliert werden. Er sieht eher die Gefahr, dass umgekehrt dann Schwierigkeiten erwachsen, wenn wir sie zu einem gesonderten Programm erheben. Denn Gewalt und Gewaltvermeidung sind laut Walter Bestandteile unserer gesellschaftlichen Realität und können als solche nicht zu einem jeweils herausgelösten und isolierten Bearbeitungsgegenstand mutieren. Einblicke in die praktische Arbeit mit gewalttätigen Jugendlichen bietet Anja Steingen, die für das DJI von einem Anti-Gewalt-Training für Mädchen berichtet, das die Arbeiterwohlfahrt in Köln anbietet.

    Ergänzt wird das Schwerpunktthema des Monats durch ein DJI Online Gespräch mit der Kriminologin Prof. Dr. Britta Bannenberg von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Gegenstand sind ihre Analysen von Amokläufen, Parallelen in den Persönlichkeitsprofilen der Täter, deren Umgang mit Waffen und Medien, mögliche Präventionsmaßnahmen sowie die fatale Sogwirkung, die eine übermäßige Medienresonanz auf potenzielle Nachahmertäter ausübt.


    More information:

    http://www.dji.de/thema/0904


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    Criteria of this press release:
    Law, Politics, Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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