idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/16/2009 15:14

"Erste Hilfe" für Hirnzellen kommt aus dem Blut

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

    Immunzellen schützen das Gehirn nach einem Schlaganfall vor weiterer Zerstörung / Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen in "Nature Medicine"

    Beim Schlaganfall ist die Blutzufuhr gedrosselt; durch Sauerstoffmangel gehen Gehirnzellen zugrunde. Zusätzlich kommt es zu Entzündungsreaktionen in der geschädigten Hirnregion. Wissenschaftler der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg haben erstmals gezeigt, dass bestimmte Immunzellen im Blut die Entzündung nach einem Schlaganfall bremsen. Dabei handelt es sich um so genannte regulatorische T-Lymphozyten (Treg). Eine wichtige Rolle spielt bei diesem Schutz der Botenstoff Interleukin-10, der möglicherweise einen neuen Ansatzpunkt zur Behandlung des Schlaganfalls bietet. Die Arbeit ist jetzt in "Nature Medicine" veröffentlicht worden.

    In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Nach wie vor verläuft er häufig tödlich oder verursacht schwere Behinderungen. Die Heidelberger Klinik unter Leitung des Ärztlichen Direktors Professor Dr. Werner Hacke ist eines der weltweit renommiertesten Zentren, die innovative Ansätze zur Behandlung von Schlaganfall entwickelt und klinisch testet.

    Immunzellen produzieren das schützende Interleukin-10

    Das Wissenschaftlerteam von Privatdozent Dr. Roland Veltkamp, Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg, hat nun im Tierexperiment nachgewiesen, dass Mäuse, die keine funktionsfähigen Treg-Zellen im Blut haben und einen Schlaganfall erlitten, einen deutlich größeren Schaden im Gehirn sowie Behinderungen davontragen als Tiere mit funktionierenden Treg-Zellen. Eine Analyse des Immunsystems zeigte: Mäuse ohne zelluläre "Ersthelfer" produzierten deutlich mehr entzündungsfördernde Botenstoffe im Gehirn und im Blut. Außerdem wurden Immunzellen, deren Aufgabe es ist, Fremdkörper oder abgestorbene Zellreste zu erkennen und zu verdauen - z.B. Mikroglia-Zellen oder Neutrophile - in Abwesenheit von Treg wesentlich stärker aktiviert.

    Treg-Zellen schützen Zellen, indem sie eine schädliche Aktivierung des Immunsystems unterdrücken und können dadurch auch die Entstehung von Autoimmunkrankheiten verhindern. Unklar ist noch, wie genau die Treg-Zellen im geschädigten Hirngewebe kommunizieren. Eine wichtige Rolle scheint beim Schlaganfall das Interleukin-10 (IL-10) zu spielen, ein Botenstoff, der von den Treg-Zellen produziert wird. Wenn Mäusen ohne funktionsfähige Treg-Zellen am ersten Tag nach dem Schlaganfall IL-10 gespritzt wurde, führte dies sieben Tage später zu deutlich geringeren Hirnschäden als bei Mäusen, die kein IL-10 bekommen hatten. Der Transfer von Treg-Zellen mit gentechnisch ausgeschaltetem IL-10 hatte hingegen keinen schützenden Effekt.

    Die Heidelberger Forscher arbeiten daher derzeit an verschiedenen Ansätzen, die über Treg vermittelten Schutzmechanismen in zukünftige Therapien für den Schlaganfall zu übertragen. "Wir brauchen aber noch viel mehr Wissen über die Feinabstimmung der Immunzellen untereinander und deren Kommunikation mit den Gehirnzellen nach einem Schlaganfall, um daraus einen Behandlungsansatz für Patienten zu machen", so Dr. Roland Veltkamp.

    Literatur:
    Arthur Liesz, Elisabeth Suri-Payer, Claudia Veltkamp, Henrike Doerr, Clemens Sommer, Serge Rivest, Thomas Giese, Roland Veltkamp, Regulatory T cells are key cerebroprotective immunomodulators in acute experimental stroke, Nature Medicine 2009, 15, 192 - 199.
    DOI:10.1038/nm.1927.

    Ansprechpartner:
    PD Dr. Roland Veltkamp
    Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 400
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221/ 56 75 04
    E-Mail: Roland.Veltkamp(at)med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)

    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse


    Images

    Criteria of this press release:
    Medicine
    transregional, national
    Research projects, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).