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03/07/2001 00:00

Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2000

Iris Büscher Pressereferat
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

    Nr.: 23/2001

    Deutschlands Innovationsmotor läuft so rund wie schon lange nicht mehr

    Bulmahn: "Jetzt gilt es, den Fachkräftemangel zu überwinden"

    Anlässlich der Vorstellung des Berichts "Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2000" erklärte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, am heutigen Mittwoch in Berlin:
    "Die Bundesregierung hat seit ihrem Amtsantritt 1998 klar auf Bildung und Forschung gesetzt. Erste Erfolge sind deutlich sichtbar. Das deutsche Innovationssystem hat zu neuer Stärke gefunden.

    Die Wirtschaft hat ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in den vergangenen drei Jahren um schätzungsweise 21 % ausgeweitet. In den forschungsintensiven Wirtschaftszweigen ziehen die Investitionen kräftig an und auch die Produktion hat wieder deutlich zugelegt. Besonders hervorzuheben sind die erheblich verstärkten Innovationsanstrengungen der deutschen Wirtschaft. Unter den großen europäischen Ländern weist Deutschland die höchste Dichte an innovativen Unternehmen auf. Mehr als 6 % des Umsatzes erzielen die deutschen Unternehmen inzwischen mit Marktneuheiten. Damit sind die deutschen Unternehmen so erfolgreich wie schon lange nicht mehr.

    Hinter dem Gesamtbild des deutschen Forschungs- und Innovationsgeschehens stehen äußerst unterschiedliche dynamische Entwicklungen in einzelnen Branchen: Der Fahrzeugbau prägt das deutsche Innovationssystem wie kein anderer Sektor. Jede vierte Mark der deutschen Industrie für Forschung und Entwicklung wird von den Automobilherstellern ausgegeben. Gleichzeitig gehen vom Automobilbau beträchtliche Impulse in der Forschung anderer Branchen aus. Die hohen Forschungsanstrengungen der deutschen Automobilhersteller führen auch zu internationaler Stärke. Knapp die Hälfte der europäischen Patentanmeldungen im Fahrzeugbau entfallen auf Deutschland. Die Automobilhersteller in Deutschland vereinen ein Fünftel des Welthandels auf sich.

    Im Pharmabereich hat Deutschland dagegen mit der weltweiten Dynamik in der Pharmaforschung bis Mitte der 90er Jahre nicht mithalten können. Dies zeigt seine Wirkung bei Patenten und neu zugelassenen Medikamenten. Es kommt jetzt darauf an, dass die deutschen Pharmaunternehmen den Paradigmenwechsel weg von der Chemie hin zur Biologie erfolgreich meistern. Denn die Zukunftsmusik spielt immer mehr in der Biotechnologie. 41 % der internationalen Patentanmeldungen im Pharmasektor haben inzwischen einen Biotechnologiebezug, 1991 waren es erst 31 %. Das Patentgeschehen wird dabei zunehmend von Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Biotechnologie-Unternehmen geprägt. Eine neue Arbeitsteilung bildet sich heraus, die auf dem engen Schulterschluss zwischen Wissenschaft, kleinen Biotechnologie-Unternehmen und den großen Pharmakonzernen beruht. Dies zeigt deutlich: Die deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel und die neuen Fördermaßnahmen der Bundesregierung in Biotechnologie und Gesundheit stärken erfolgreich die öffentliche Forschung als Partner der Wirtschaft.

    In der Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien konnte Deutschland den Rückstand insbesondere zu den USA deutlich verringern. Gerade in den letzten zwei Jahren sind hier enorme Fortschritte erzielt worden. Selbst von den kleineren Unternehmen nutzen nun mehr als 80 % die Möglichkeiten des Internets. Das Aktionsprogramm der Bundesregierung "Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts" zeigt erste Wirkung.
    Die IuK-Technologien haben sich in den 90er Jahren als zentrale Antriebskraft des wirtschaftlichen Geschehens erwiesen. In Deutschland haben sie 20 - 25 % zum jährlichen Wirtschaftswachstum beigetragen. Die Wachstumsimpulse gehen dabei zunehmend von der Integration der IuK-Technologien in die Anwenderbranchen der Old Economy aus.

    Deutschland ist aktuell auf einem guten Weg, die Wachstumspotenziale der IuK-Technologien besser als in den 90er Jahren zu nutzen. Die wichtigste Voraussetzung hierfür ist die Überwindung des Fachkräftemangels. Einer aktuellen ZEW-Studie zufolge werden bis Ende 2002 bis zu 350.000 IuK-Spezialisten benötigt, davon ca. 50 % mit akademischer Ausbildung. Neben Informatikern werden insbesondere Elektro- und Maschinenbauingenieure, Mathematiker und Physiker mit IuK-Kenntnissen eingestellt. Dadurch verstärkt sich der Fachkräftemangel auch in anderen naturwissenschaftlich-technischen Bereichen.

    Die Bundesregierung hat in den letzten zwei Jahren unterschiedliche Maßnahmen in den Bereichen Aus- und Weiterbildung, Informatikstudium, ausländische Fachkräfte etc. in Abstimmung mit den Sozialpartnern und den Ländern auf den Weg gebracht. Inzwischen setzen auch mehr und mehr Unternehmen verstärkt auf Umschulung und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter und machen auch von den neuen IuK-Ausbildungsberufen Gebrauch. Auch die Möglichkeit der Gewinnung ausländischer Fachkräfte über die Green Card wird von den Unternehmen nach den Befragungsergebnissen als wichtige Option betrachtet. Erfreulicherweise ist aber die Zahl der Studienanfänger in Informatik oder auch in Elektrotechnik und Maschinenbau in jüngster Zeit enorm angestiegen, so dass bis Ende 2005 mit einer Verdopplung der gegenwärtigen Zahl an Informatikabsolventen zu rechnen ist. Das 'Sofortprogramm zur Weiterentwicklung des Informatikstudiums an Hochschulen in Deutschland' (WIS), das die Bundesregierung zusammen mit den Ländern im letzten Jahr gestartet hat, zeigt erste Wirkung.

    Der Mangel an Studienabsolventen in naturwissenschaftlich-technischen Fächern ist ein Ausdruck abnehmenden Interesses an diesen Fächern in der Schule. Er erklärt sich zum Teil auch noch aus der Reaktion der Studienanfänger auf das restriktive Einstellungsverhalten der Wirtschaft Anfang der 90er Jahre. Daher kommt es in den Fächern gerade darauf an, zusätzliche Studienanfänger zu mobilisieren. Das BMBF hat aus diesem Grund eine breitangelegte Werbekampagne gestartet, die gezielt die in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern deutlich unterrepräsentierten Frauen für dieses Studium interessieren soll.

    Im Mangel an Studienabsolventen in technisch-naturwissenschaftlichen Fächern spiegelt sich zugleich auch die insgesamt zu niedrige Studierneigung in Deutschland wider. Noch besitzt Deutschland einen Qualifikationsvorsprung. Doch zu wenig junge Menschen streben einen Hochschulabschluss an, damit wir nicht auf die lange Frist mit unserem wichtigsten Rohstoff - dem Wissen und der Bildung der Menschen in Deutschland - international ins Mittelfeld abrutschen. Eine Studierneigung von 28 % eines Jahrgangs passt nicht zu dem Anspruch einer modernen Industrienation, wenn der OECD-Schnitt bei 40 % liegt. Mit der ab 1. April in Kraft tretenden BAföG-Reform wird auch das Ziel verfolgt, mehr junge Menschen zur Aufnahme eines Studiums zu ermöglichen.

    Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft - so belegt der Bericht schließlich - hat sich in den letzten Jahren verstärkt. Das Volumen der Forschungsaufträge der Wirtschaft an die Hochschulen hat sich etwa in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Mit dem erheblich gestiegenen Patentaufkommen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen drückt sich eine zunehmende Aufgeschlossenheit der Wissenschaftler für die wirtschaftliche Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse aus. Doch bestehen weiterhin erhebliche ungenutzte Potenziale. Deshalb wird die Bundesregierung in der nächsten Woche ein Aktionsprogramm 'Wissen schafft Märkte' vorlegen, das sich die Verbesserung des Public-Private-Partnerships in Forschung und wirtschaftlicher Verwertung zur Aufgabe macht.

    Der vorgelegte Bericht beschreibt Stärken und erfreuliche Entwicklungen des deutschen Innovationssystems. Damit wird der Kurs der Bundesregierung bestätigt, Bildung und Forschung hohe Priorität einzuräumen. Der Bericht zeigt auch, dass wir in unseren Anstrengungen zur Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschland nicht nachlassen dürfen."

    Der Bericht besitzt folgende Kernaussagen:
    Nachzulesen unter: http://www.bmbf.de/presse01/334.html

    Der Bericht ist erhältlich über die Broschürenstelle des BMBF Tel: (02 28) 57- 32 45; Fax: (02 28) 57- 39 17 sowie über die Homepage des BMBF (http://www.bmbf.de/presse01/334.html).


    More information:

    http://www.bmbf.de/presse01/334.html


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy, Scientific Publications
    German


     

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